Aksụm,
Axụm, Stadt in Nordäthiopien, in der Region Tigre, 2 130 m über dem Meeresspiegel, etwa 20 000 Einwohner. Aus der Frühzeit stammen Reste von ausgedehnten Palastanlagen, u. a. steinerne Throne, v. a. aber eine Reihe vorchristlicher, unterschiedlich hoher, zum Teil glatter, zum Teil in Stockwerke gegliederter, turmhausartiger Stelen (Grabmale?) des 2.-4. Jahrhunderts; aufrecht steht u. a. ein Monolith aus Trachyt von 24 m Höhe. Die größte Stele (33,30 m lang) liegt zerbrochen in Aksum, eine 23 m hohe wurde nach dem Abessinienkrieg (1935/36) in Rom aufgestellt (Piazza Porta Capena; Rückgabe an Äthiopien von der italienischen Regierung versprochen). Die Marienkirche (1655) soll auf einen Bau aus dem 4. Jahrhundert zurückgehen. Die Ruinen von Aksum erklärte die UNESCO zum Weltkulturerbe.
Aksum, in dem Bericht »Periplus maris Erythraei« (»Umschiffung des Roten Meeres«) eines unbekannten Verfassers aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. erstmals erwähnt, war Hauptstadt des gleichnamigen äthiopischen Reiches, das seine Blütezeiten im 4. Jahrhundert (Annahme des Christentums unter König Ezana) und im 6. Jahrhundert (Oberhoheit über Südarabien) erlebte und seit dem 8. Jahrhundert mehr und mehr verfiel. Aksum ist heilige Stadt der Äthiopier und ehemaliger Krönungsort der äthiopischen Kaiser.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Aksum: Ein zweites Zion in Afrika
Aksum
Seit dem 7./6. Jahrhundert v. Chr. hatten sich südarabische Stämme, unter ihnen die Habaschat, von denen sich der ältere Name Äthiopiens, nämlich Abessinien, herleitet, auf der westlichen Seite des Roten Meeres angesiedelt. Diese Einwanderer vermischten sich mit der Urbevölkerung und gründeten im Norden des heutigen Äthiopien etwa im 1. Jahrhundert n. Chr. die Stadt und das Reich Aksum. Der Aufstieg des Reiches von Aksum hängt mit dem Niedergang des nubischen Reichs von Meroe, über das seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. die Kenntnis der Eisenverarbeitung aus Ägypten nach Schwarzafrika gekommen war, zusammen.
Seit der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. stieg der Reichtum und die Macht Aksums, besonders als die Römer wegen der Perserkriege den Asienhandel ins Rote Meer umleiteten. Das von Aksum beherrschte Gebiet reichte im Westen nahe an die Grenze des heutigen Sudan heran, im Osten bis an den Rand des Abessinischen Grabens. Hafenstadt und wichtigster Handelsplatz war Adulis am Roten Meer, das sich in aksumitischer Zeit zu einer Drehscheibe des Handels vom Mittelmeer nach Indien und Ostafrika entwickelte. Zahlreiche griechische Händler brachten in römischer Zeit hellenistische Kulturgüter nach Aksum. Griechische Sprache und Schrift herrschten in der gebildeten Oberschicht bis ins 6. Jahrhundert vor, als der aksumitische Hof und die Kirche eine eigene Schriftsprache (Geez) übernahmen.
Einen wichtigen Wendepunkt der äthiopischen Geschichte bildet die Annahme des koptischen Christentums als Staatsreligion in Aksum unter König Ezana im 4. Jahrhundert. Hierdurch wurde Aksum politisch und religiös eng mit dem byzantinischen Ägypten verbunden. Die Regierungszeit des Königs Ezana (vermutlich 339-356) bildete den Höhepunkt in der Machtentfaltung und Blüte des Reichs. Zwar konnte er allem Anschein nach eine Besetzung des Jemen nicht aufrechterhalten, hatte jedoch große Erfolge auf seinen Feldzügen im Westen, bei denen er u.a. den alten Rivalen Meroe endgültig ausschaltete. Im 6. Jahrhundert erlebte Aksum noch einmal eine kurze Blütezeit. König Asbeha (493-533) fasste 525 erneut in Südarabien Fuß, das bis 572 unter äthiopischer Oberherrschaft blieb.
Das Aufkommen des Islam und das Vordringen der Araber brachten dann jedoch das Reich von Aksum in eine zunehmende Isolierung. Diese konnte Aksum nicht mehr entscheidend durchbrechen, wenngleich es die Küsten des Roten Meers bis in den Golf von Aden in unterschiedlicher Intensität noch bis ins 9. Jahrhundert hinein beherrschte. Im 10. Jahrhundert kam es zu längeren Wirren, in deren Folge die in Aksum herrschende Salomonische Dynastie die Macht verlor. Das Reich zerfiel in mehrere Teilstaaten. In Schoa konnte sich die Salomonische Dynastie nach einem kurzen islamischen Intermezzo halten und von hier aus später die christlich-äthiopische Herrschaftstradition fortsetzen.
Universal-Lexikon. 2012.