Alkibiades,
Alcibiades, athenischer Staatsmann und Feldherr, * Athen um 450 v. Chr., ✝ 404 v. Chr., Sohn des Kleinias und der Alkmaionidin Deinomache; wurde im Haus seines Onkels Perikles erzogen. Sokrates, an den er sich in seiner Jugend anschloss (Platons »Gastmahl«), übte auf den hoch begabten, aber selbstsüchtigen und ehrgeizigen Alkibiades keinen nachhaltigen Einfluss aus. Seit 420 griff Alkibiades wenig erfolgreich in die attische Außenpolitik ein (Peloponnesischer Krieg) und entging 416 durch Verbindung mit seinem Rivalen Nikias dem Scherbengericht (Ostrakismos). Gegen dessen Willen setzte er 415 den Beschluss zur Sizilischen Expedition durch, zu deren Führer er mit Nikias und Lamachos bestellt wurde. Wegen der Verstümmelung der Hermen (Hermokopidenprozess) und der Profanierung der Eleusinischen Mysterien angeklagt, wurde er jedoch bald aus Sizilien abberufen und ging, von den Athenern in Abwesenheit zum Tode verurteilt, nach Sparta ins Exil. Auf seinen Rat sandten die Spartaner 414 den Feldherrn Gylippos nach Syrakus und besetzten 413 die attische Festung Dekeleia. 412 brachte er mit persischer Hilfe die Ionier zum Abfall von Athen. Alkibiades entzweite sich jedoch dann mit den Spartanern. Durch geschickte Ausnutzung der athenischen Verfassungskämpfe erreichte er, dass er zunächst von der Flottenmannschaft in Samos, dann auch vom attischen Volk erneut zum Feldherrn bestellt wurde. Nach den Seesiegen von Abydos (411) und Kyzikos (410) kehrte Alkibiades 408 im Triumph nach Athen zurück. Als Stratege mit außerordentlichen Vollmachten ging er erneut nach Kleinasien, wurde aber nach einer Niederlage seines Unterfeldherrn Antiochos 407 von den Athenern abgesetzt. Alkibiades zog sich danach auf seine Besitzungen in Thrakien zurück und floh nach Kriegsende 404 zu dem Satrapen Pharnabazos, der ihn auf Spartas Wunsch ermorden ließ. Alkibiades gilt als der Prototyp eines von der Sophistik geprägten, bindungslosen Machtmenschen. Biographien schrieben Cornelius Nepos und Plutarch.
F. Taeger: A. (21943);
Universal-Lexikon. 2012.