So|phịs|tik 〈f.; -; unz.〉
1. 〈Philos.〉 Lehre der Sophisten
2. 〈abwertend〉 Scheinweisheit, spitzfindige Weisheit, Spitzfindigkeit
[zu grch. sophistike techne „die Kunst des eleganten Stils u. des Wortverdrehens“; zu sophos „geschickt, klug, weise“]
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So|phịs|tik, die; - [(m)lat. sophistica (ars) < griech. sophistike̅` (téchnē) = Kunst der Sophisterei, zu: sophistikós, ↑ sophistisch]:
1. (bildungsspr. abwertend)↑ sophistische (1) Denkart, Argumentationsweise:
politische S.
2. (Philos.)
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Sophịstik
[griechisch sophistike̅́ (téchnē) »Kunst der Sophisterei«] die, -, Bezeichnung für die Lehre wie auch philosophische Epoche der Sophisten, die im 5./4. Jahrhundert v. Chr. eine neue, auf den Menschen, seine Ethik und sein Erkenntnisvermögen ausgerichtete, aufklärerische Epoche der griechischen Philosophie einleiteten. Zu ihnen zählten u. a. Protagoras, Gorgias, Hippias von Elis, Prodikos, Thrasymachos, Kritias, Kratylos, Antiphon der Sophist, Xeniades von Korinth. Einfluss gewannen sie v. a. dadurch, dass seit der Ablösung der Adelsherrschaft durch die Demokratie in Athen der Weg zu politischem Einfluss und Erfolg über die Rhetorik führte; kennzeichnend war für sie, dass sie als professionelle Wanderlehrer eine höhere, zum politischen Handeln befähigende Bildung vermitteln wollten. Ihre Lehren bezogen sich v. a. auf Sprachtheorie (z. B. Rhetorik, Poetik, Grammatik) und Ethik (Theorien über Staat, Gesellschaft, Moral, Recht), weniger auf die bis dahin vorherrschenden Probleme der Naturphilosophie und Ontologie. Ihre philosophische Position war gekennzeichnet durch einen praktischen Relativismus und einen generellen erkenntnistheoretischen Skeptizismus, der keine absolute, menschenunabhängige Wahrheit mehr anerkennt und gleich bleibende ethische Werte (etwa aus Tradition, Religion) als Begründungsbasis für Theorie und Praxis ablehnt (z. B. Protagoras mit seinem Homo-Mensura-Satz). Dabei wurde der Gegensatz von Natur (physis) und menschlichem Gesetz (nomos) hervorgehoben. - Die in ihrem Hauptanliegen auf Überwindung des ethischen und erkenntnistheoretischen Relativismus der Sophistik zielende Philosophie von Sokrates und Platon hat das heute meist negative Bild der Sophisten geprägt; bei Platon werden sie häufig als Wortverdreher charakterisiert, deren Ziel nicht die Überzeugung durch vernünftige Argumente, sondern die Überredung durch rethorische Mittel ist.
In der römischen Kaiserzeit entstand - im Anschluss an die griechischen Autoren - eine Bildungsrhetorik, die Philostratos als »Zweite Sophistik« bezeichnete. Zu ihren Vertretern gehörten Dion, Herodes Atticus, Aelius Aristides, Lukian und Libanios. Auf dem Höhepunkt der »Zweiten Sophistik« im 2. Jahrhundert n. Chr. bestimmten ihre ethischen und politischen Vorstellungen das Denken der führenden Schichten in den Städten des Römerbriefen Reiches.
H. Gomperz: S. u. Rhetorik. Das Bildungsideal des Eu legein in seinem Verhältnis zur Philosophie des V. Jh. (1912, Nachdr. 1985);
A. Graeser: S. u. Sokratik, Plato u. Aristoteles (21993);
B. H. F. Taureck: Die Sophisten zur Einf. (1995);
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So|phịs|tik, die; - [(m)lat. sophistica (ars) < griech. sophistiké̌ (téchnē) = Kunst der Sophisterei, zu: sophistikós, ↑sophistisch]: 1. (bildungsspr. abwertend) sophistische (1) Denkart, Argumentationsweise: politische S. 2. (Philos.) a) geistesgeschichtliche Strömung, deren Vertreter die Sophisten (2) waren; b) Lehre der Sophisten (2).
Universal-Lexikon. 2012.