Plutạrch,
griechisch Plutarchos, griechischer philosophischer Schriftsteller, * Chaironeia um 46 n. Chr., ✝ um 120. Aus angesehener Familie stammend, schloss sich Plutarch in Athen der platonischen Akademie an, wurde jedoch auch von Stoa und Peripatos beeinflusst. Er unternahm zahlreiche Reisen in Griechenland, nach Kleinasien, Ägypten, Italien und Rom, zum Teil im politischen Auftrag seiner Heimatstadt, in der er an der kommunalen Politik teilnahm. Zu seinem ausgedehnten Freundeskreis zählten die Römer M. Mestrius Florus, von dem er als römischer Bürger den Namen Mestrius (Mestrius Plutarchus) annahm, und Q. Sosius Senecio, ein Vertrauter Trajans. Um 95 wurde er Priester Apolls in Delphi.
Plutarchs etwa zur Hälfte erhaltenes Werk wird in zwei Gruppen gegliedert: Die »Moralia« umfassen rethorische, literarhistorische, naturwissenschaftliche (z. B. über die Beschaffenheit des Mondes; über das Wesen der Kälte), theologische und religionsphilosophische (z. B. über das »E« am Eingang des delphischen Tempels; über den ägyptischen Osirismythos), biographische, wissenschaftlich- und popularphilosophische, erzieherisch-ethische Schriften zu allgemeinen Lebensfragen. Plutarchs großer Belesenheit sind wertvolle Zitate aus verlorenen Werken der griechischen Literatur zu verdanken. In der zweiten Gruppe, den Parallelbiographien (»Bioi paralleloi«), werden in 23 Beispielen (22 erhalten) je ein berühmter Grieche und Römer gegenübergestellt, z. B. Theseus - Romulus, Demosthenes - Cicero, Alexander - Caesar, und in ihrem Wert als Vorbilder sittlicher Lebensführung verglichen. Plutarch schrieb auch Biographien römischer Kaiser (erhalten sind die über Galba und Otho) u. a. Einzelbiographien (erhalten sind die über Aratos von Sikyon und Artaxerxes II.). Sprachlich und stilistisch sind Plutarchs Werke vom Attizismus geprägt.
Ausgaben: Moralia, herausgegeben von C. Hubert u. a., 12 Bände (1-21959-78); Vitae parallelae, herausgegeben von C. Lindskog u. a., 6 Bände und Indexband (2-41964-80); De la vertu éthique, herausgegeben von D. Babut (1969); Große Griechen und Römer, herausgegeben von K. Ziegler u. a., 6 Bände (Neuausgabe 1979-80).
D. A. Wyttenbach: Lexicon Plutarcheum, 2 Bde. (Oxford 1830, Nachdr. Hildesheim 1962);
R. Hirzel: P. (1912);
C. Theander: P. u. die Gesch. (Lund 1951);
K. Ziegler: Plutarchos von Chaironeia (21964);
D. A. Russell: P. (London 1973);
C. Schoppe: P.s Interpretation der Ideenlehre Platons (1994).
Universal-Lexikon. 2012.