Ariạdne,
auf Kreta und den Ägäischen Inseln heimische Vegetationsgöttin, im griechischen Mythos die Tochter des Königs Minos und der Pasiphae. Sie gab Theseus den Garnknäuel, mit dem er aus dem Labyrinth herausfand (Ariadnefaden). Ariadne flüchtete mit ihm, wurde aber auf der Insel Naxos von ihm zurückgelassen; Dionysos fand sie dort und machte sie zu seiner Frau.
Auf künstlerischen Darstellungen erscheint Ariadne mit einem Strahlenkranz, den sie in älterer Version in Kreta von Dionysos erhielt. Motive auf griechischen Vasen und Reliefs seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. sind das Minotaurosabenteuer, die Werbung des Theseus, auf der Françoisvase die Ankunft der befreiten Athener Kinder in Delos mit Ariadne, ihrer Amme und Theseus. Auf einer etruskischen Vase weist Athene Theseus fort, während Dionysos Ariadne entführt. Auf römischen Wandgemälden und Sarkophagen und in der neuzeitlichen Kunst wird v. a. die Geschichte von Bacchus und Ariadne thematisiert (Ariadne auf Naxos, Begegnung, Hochzeit, Triumphzug, Krönung). - Ausgangspunkt für die literarische Gestaltung des Stoffs war eine Heroide Ovids. Im 17. Jahrhundert entstanden Dramen von A. Hardy und T. Corneille; das Ariadnemotiv findet sich auch in Stücken von Lope de Vega und Calderón, im 20. Jahrhundert bei A. Gide (»Thésée«, 1946), N. Kazantzakis (»Theseus«, 1953). - Der Ariadnestoff wurde mehrfach vertont, u. a. von C. Monteverdi (Oper »L'Arianna«, Text von O. Rinuccini, Uraufführung 28. 5. 1608 in Mantua; erhalten nur das »Lamento d'Arianna«), G. Benda (Melodrama »Ariadne auf Naxos«, Uraufführung 27. 1. 1775 in Gotha) und R. Strauss (Oper »Ariadne auf Naxos«, Text von H. von Hofmannsthal, Uraufführung 25. 10. 1912 in Stuttgart).
Universal-Lexikon. 2012.