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Melodrama
Me|lo|dra|ma 〈n.; -s, -dra|men〉 oV Melodram
1. gesprochene Dichtung mit musikal. Untermalung
2. leidenschaftlich-rührseliger Spielfilm
3. 〈fig.; umg.〉 leidenschaftl. Auseinandersetzung, tränenreicher Konflikt
[<grch. melos „Lied, Gesang“ + drama „Handlung“]

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Me|lo|dra|ma, das; -s, …men:
1. (Literaturwiss., Musik) (mit Pathos deklamiertes) Schauspiel mit untermalender Musik; Melodram (2).
2. (Theater, Film; oft abwertend) Schauspiel, Film mit rührenden od. rührseligen u. dramatischen Effekten (in pathetischer Inszenierung); Rührstück.

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Melodrama
 
[französisch],
 
 1) eine Gattung des musikalischen Bühnenstücks, die auf der Verbindung von gesprochenem Wort und begleitender (untermalender) Musik beruht. Das Melodrama ist im 18. Jahrhundert in Form des Monodramas durch J.-J. Rousseau (»Pygmalion«, 1770) und v. a. G. A. Benda (»Ariadne auf Naxos«, »Medea«, beide 1775) in Mode gekommen und schlug sich nieder in zahlreichen ausschließlich melodramatischen Stücken (z. B. Goethes »Proserpina«, 1777), ferner in der Aufnahme von einzelnen, als Melodram bezeichneten Partien in Singspielen, Opern (L. van Beethoven, »Fidelio«, Kerkerszene; C. M. von Weber, »Freischütz«, Wolfsschluchtszene; H. Marschner, »Hans Heiling«, Szene der Gertrud) und Bühnenmusiken (Beethoven, »Egmont«; F. Mendelssohn Bartholdy, »Ein Sommernachtstraum«; E. Grieg, »Peer Gynt«) sowie v. a. im 19. Jahrhundert in der Ausbildung des Konzertmelodramas, bei dem Gedichte (v. a. Balladen) zu Klavier oder Orchesterbegleitung rezitiert wurden (J. R. Zumsteeg, R. Schumann, F. Liszt, R. Strauss, W. Walton). Ein wichtiger Vertreter des konzertanten wie szenischen Melodramas war Z. Fibich (Trilogie »Hippodamia«, 1889-91; »Šarka«, 1896/97). Im 20. Jahrhundert kam es v. a. in Frankreich zu einer Verbindung von Melodrama und Ballett (A. Roussel, A. Honegger, I. Strawinsky).
 
Das gebundene Melodram, bei dem sowohl der Sprechrhythmus wie die Tonhöhe, zum Teil auch die Artikulation durch spezielle Notenzeichen fixiert erscheinen, geht zurück auf E. Humperdinck (»Königskinder«, 1897) und wurde in der Neuen Musik (A. Schönberg, A. Berg, P. Boulez, L. Nono, H. W. Henze) weiterentwickelt.
 
Literatur:
 
D. Richerdt: Studien zum Wort-Ton-Verhältnis im dt. Bühnen-M. Darst. seiner Gesch. von 1770-1820 (Diss. Bonn 1986);
 W. Schimpf: Lyr. Theater. Das M. des 18. Jh. (1988);
 U. Küster: Das M. (1994).
 
 2) im 19. Jahrhundert in Frankreich und besonders in England und Amerika populäre, auf der Bühne vorherrschende Art des rührend-pathetischen, trivialen Dramas, das Handlungen mit stereotypen Konstellationen der Hauptfiguren (gutmütiger Held, bedrängte Heroine und skrupelloser Schurke) in vordergründiger Spannung und unter Einsatz nicht nur musikalischer Untermalung, sondern v. a. spektakulärer Bühneneffekte präsentierte, mit Verteilung von Lohn und Strafe am Schluss. Zu den erfolgreichsten Autoren von Melodramen gehören R. C. G. de Pixérécourt, Dumas fils, D. Boucicault, H. A. Jones, T. Taylor u. a. Literarische Stoffe für Melodramen wurden u. a. auch Werken von Shakespeare, Schiller oder Lord Byron entnommen.
 

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Me|lo|dra|ma, das; -s, ...men: 1. (Literaturw., Musik) (mit Pathos deklamiertes) Schauspiel mit untermalender Musik; Musikschauspiel, ↑Melodram (2). 2. (Theater, Film; oft abwertend) Schauspiel, Film mit rührenden od. rührseligen u. dramatischen Effekten (in pathetischer Inszenierung); Rührstück: Ü die Auseinandersetzung zwischen den beiden war das reinste M.

Universal-Lexikon. 2012.