Bẹrchtold,
Leopold Graf, österreichisch-ungarischer Politiker, * Wien 18. 4. 1863, ✝ Schloss Peresznye bei Ödenburg (heute Sopron, Ungarn) 21. 11. 1942; 1906-11 Botschafter in Petersburg, übernahm im Februar 1912 als Nachfolger von A. Graf Aehrenthal gegen seinen Willen das Ministerium des Äußeren. Der italienisch-türkische Tripoliskrieg (1911/12) und die Balkankriege (1912/13) zwangen ihn zu einer Korrektur seiner politischen Leitlinie (Grundsatz der Nichtintervention sowie Beibehaltung des Status quo auf dem Balkan); mit der Schaffung des Staates Albanien suchte er die großserbischen Expansionspläne zu unterbinden. Nach der Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo (28. 6. 1914) löste Berchtold mit dem Ultimatum an Serbien (»Begehrnote«, 23. 7. 1914) die zum Ersten Weltkrieg führende »Julikrise« aus. Meinungsverschiedenheiten, u. a. auch mit dem Kaiser, über die Politik gegenüber Italien, das Gebietsansprüche (Trentino) für seine neutrale Haltung im Krieg erhob, ließen Berchtold am 13. 1. 1915 zurücktreten; danach war er u. a. Obersthofmeister und politischer Berater für Thronfolger Erzherzog Karl.
H. Hantsch: L. Graf B., 2 Bde. (Graz 1963).
Universal-Lexikon. 2012.