Berkeley
['bəːklɪ],
1) Stadt in Kalifornien, USA, an der Ostküste der San Francisco Bay, 104 900 Einwohner; University of California (gegründet 1868) u. a. Bildungs- und Forschungsstätten; University Art Museum (gegründet 1971);
chemische und pharmazeutische Industrie.
Ein bedeutender Bau ist die Christian-Science-Kirche (1910) von B. R. Maybeck.
Die zum größten Teil im Stil des Early English erbaute Pfarrkirche besitzt ein romanisches Portal. Im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstand der Neubau des dreischiffigen Langhauses mit hochgotischen Blattkapitellen. - Berkeley Castle, 1153 errichtet und 1340-50 durch Thomas, Lord of Berkeley (✝ 1361), umgebaut, ist die älteste bewohnte Burg Englands. Im Hof normannische Keep aus der Regierungszeit Heinrichs II.; Schauplatz der Ermordung Eduards II. (1327).
Berkeley
['bəːklɪ], George, irischer Philosoph und Theologe, * Disert Castle (County Kilkenny) 12. 3. 1685, ✝ Oxford 14. 1. 1753; versuchte 1729-31 ein Missionszentrum auf den Bermudainseln einzurichten. Nach seiner Rückkehr wurde Berkeley 1734 zum Bischof von Cloyne (bei Cork) ernannt. - Seine Lehre bildete sich in kritischer Auseinandersetzung mit R. Descartes und J. Locke. Anregungen empfing Berkeley von N. Malebranche. Berkeley lehnte den Materialismus, unter dem er die Annahme einer außerhalb des Bewusstseins existierenden Körperwelt verstand, ab. Nicht nur die sekundären Sinnesqualitäten wie Farben, Töne sind für ihn, wie schon für Locke, subjektiv, sondern darüber hinaus ebenfalls die primären Qualitäten wie Ausdehnung und Bewegung. Sinnliche Gegenstände sind immer als Vorstellungen oder Ideen (»ideas«) gegeben; ihr Sein besteht daher in ihrem Wahrgenommenwerden (»esse est percipi«) oder ihrem Wahrgenommen-werden-Können (wenn nicht aktual gegeben). Gegen diese irrtümlich als subjektiven Idealismus gedeutete Lehre wandte sich später I. Kant. Berkeley stellte die Außenwelt nicht grundsätzlich infrage. Neben den Ideen der Einbildungskraft, die dem menschlichen Willen entstammen, gibt es Ideen, die eine vom Bewusstsein unabhängige, als naturgesetzlich erfahrene Ordnung aufweisen. Den Grund dieser Wahrnehmungswelt sieht Berkeley in einer äußeren Ursache, in Gott als einem denkenden Geist, in dem die Ideen existieren, solange sie nicht aktual vom Menschen gedacht werden, und der sie im Wahrnehmenden hervorruft. Bereits die erste bedeutende Schrift »An essay towards a new theory of vision« (1709; deutsch »Versuch einer neuen Theorie der Gesichtswahrnehmung«) enthält die zentralen Teile einer Theorie der Wahrnehmung und des Wissens, mit der Berkeley die Tradition der angelsächsischen Rationalismuskritik fortsetzt. Seinen Immaterialismus entwickelte Berkeley in seinem Hauptwerk »Treatise concerning the principles of human knowledge« (1710; deutsch »Abhandlung über die Prinzipien menschlicher Erkenntnis«) sowie in »Three dialogues between Hylas and Hylonous« (1713; deutsch »Drei Dialoge zwischen Hylas und Hylonous«) fort, sodann in seiner Schrift »Aleiphron or the minute philosopher« (1732), einer Verteidigung des Christentums gegen die Freidenker, besonders gegen die Ethik A. Shaftesburys. »Siris« (1744; deutsch) enthält, von einem Allheilmittel, dem Teerwasser, ausgehend, neuplatonische metaphysische Gedanken.
Weitere Werke: A defence of freethinking in mathematics (1735); Philosophical commentaries (Commonplace book), herausgegeben von A. A. Luce (1944).
Ausgabe: The works of G. Berkeley, herausgegeben von A. A. Luce und T. E. Jessop, 9 Bände (1948-57).
G. B. L'immatérialisme, hg. v. A.-L. Leroy (Paris 1961);
R. J. Brook: B.'s philosophy of science (ebd. 1973);
I. C. Tipton: B., the philosophy of immaterialism (London 1974);
G. Pitcher: B. (ebd. 1977).
Universal-Lexikon. 2012.