Bihar,
Bundesstaat in Indien, 173 877 km2 (der Süd-Teil bildet seit 2000 den neuen Bundesstaat Jharkhand), (2001) 82,88 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Patna. Bihar hat Anteil an der fruchtbaren, dicht besiedelten (1 000-1 500 Einwohner je km2) Gangesebene und im Süden am Chota-Nagpur-Plateau; v. a. im Osten fallen reichlich Monsunniederschläge (bis zu 1 800 mm im Jahr). Die Landwirtschaft, v. a. in der Gangesebene, liefert, zum Teil mit künstlicher Bewässerung, Reis (2-3 Ernten im Jahr), Weizen, Hirse, Hülsenfrüchte, Jute und Zuckerrohr. Bihar ist der rohstoffreichste Bundesstaat Indiens. Auf der Grundlage umfangreichen Bergbaus (Kohle, Glimmer, Eisenerz, Bauxit, Kupfererz) ist im Bereich von Jamshedpur, Rourkela und im Tal des Damodar die größte zusammenhängende Industrieregion Indiens entstanden (Eisen-, Stahl-, Glasindustrie, Maschinenbau, Kupferschmelze, Papier-, Zementindustrie u. a.). Unter den Entwicklungsplänen sind der Ausbau der Stromerzeugung auf Kohle- und Wasserbasis (»Damodar Valley Project«) und das damit verbundene Eisenhüttenwerk in Bokaro am bedeutendsten.
Um 1500 v. Chr. lagen auf dem Gebiet des heutigen Bihar die Königreiche Videha (nördlich des Ganges) und Magadha (südlich des Ganges). Von Magadha, im 6. Jahrhundert v. Chr. Heimat Buddhas und Mahaviras, des Gründers des Jainismus, nahmen die Reichsgründungen der Maurya (4. Jahrhundert v. Chr.) und der Gupta (4. Jahrhundert n. Chr.) ihren Ausgang; Hauptstadt war seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. Pataliputra (heute Patna). Seit dem 8. Jahrhundert gehörte Bihar wie Bengalen zum buddhistischen Reich der Paladynastie, nach der muslimischen Eroberung um 1200 zum Sultanat Bengalen, kam mit diesem 1576 zum Mogulreich und 1765 unter britische Herrschaft. 1905 wurde die Provinzen Westbengalen, Bihar und Orissa gebildet, 1912, nach Wiedervereinigung Bengalens, die Provinzen Orissa und Bihar. Von Bihar gingen schon früh Impulse der indischen Nationalbewegung aus; so löste Mahatma Gandhi in der Champaran Region zum ersten Male eine Bewegung des passiven Widerstands aus. 1936 wurde Bihar eine eigene Provinz, 1947, nach Entlassung Indiens in die Unabhängigkeit, ein Staat der Indischen Union. 1948 wurden die kleinen Staaten Saraikela und Kharsawan mit Bihar vereinigt. Im Zuge der Neuordnung der Indischen Union nach sprachlichen Gesichtspunkten (1956) gliederte die indische Regierung Teile Bihars dem Staat Westbengalen an. - Bei der Teilung Indiens in die Indische Union und Pakistan (1947) gingen viele muslimische Biharis nach Ostpakistan und gewannen dort als Gruppe eine starke Position in Wirtschaft und Verwaltung. Sie unterstützten die pakistanische Zentralregierung 1971 bei der Unterdrückung der Unabhängigkeitsbestrebungen in Ostpakistan. Nach dessen staatliche Verselbstständigung (1971/72) als Bangladesh waren sie ihrerseits schweren Verfolgungen ausgesetzt.
B. through the ages, hg. v. R. R. Diwakar (Bombay 1959);
V. C. P. Chaudhary: The creation of modern B. (Patna 1964).
Universal-Lexikon. 2012.