Bangladẹsh,
Fläche: 147 570 km2
Einwohner: (2000) 128,3 Mio.
Hauptstadt: Dhaka
Amtssprache: Bengali
Nationalfeiertag: 26. 3.
Währung: 1 Taka (Tk.) = 100 Poisha (ps.)
Zeitzone: 1700 Dhaka = 1200 MEZ
[-ʃ], Bangladesch, amtlich Bengali Gạna Prajatạntri Bangladesh [-dʒa-], deutsch Volksrepublik Bangladesh, Staat in Südasien, grenzt am Süden an den Golf von Bengalen, im Westen, Norden und Osten an Indien, im Südosten an Birma; mit 147 570 km2 flächenmäßig etwa doppelt so groß wie Bayern; (2000) 128,3 Mio. Einwohner, Hauptstadt ist Dhaka. Amtssprache ist Bengali. Währung: 1 Taka (Tk.) = 100 Poisha (ps.). Uhrzeit: 1700 Dhaka = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Seit der durch Referendum vom September 1991 gebilligten Änderung der Verfassung von 1972 ist Bangladesh eine parlamentarische Republik. Staatsoberhaupt ist der vom Parlament auf 5 Jahre gewählte Präsident, der nur noch repräsentative Aufgaben wahrnimmt. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (300 auf fünf Jahre direkt gewählte Abgeordnete und 30 für Frauen reservierte Mandate). Die Regierung unter Vorsitz des Premierministers ist dem Parlament verantwortlich. In der revidierten Verfassung wurde die Zielsetzung Sozialismus durch »ökonomische und soziale Gerechtigkeit« ersetzt und das Recht auf Eigentum innerhalb bestimmter Grenzen festgeschrieben.
Parteien:
Die Parteien, deren Tätigkeit lange Zeit verboten oder politisch eingeschränkt war, sind in ihrer Existenz, Struktur und Zielsetzung starken Schwankungen unterworfen. Dominiert wird die vielschichtige Parteienlandschaft von der Bangladesh Nationalist Party (BNP), der Awami-Liga (Awami League; AL), der Jatiya-Partei (Jatiya Party; JP) und der fundamentalistischen Jamaat-a-Islami.
Nach der Aufhebung des Gewerkschaftsverbots 1986 entstanden neben den 17 nationalen Gewerkschaftsverbänden auch zahlreiche regionale und unternehmensgebundene Gewerkschaften.
Das Wappen (1972) zeigt eine Wasserlilie (Shapla) über Wellenlinien, die Ganges und Brahmaputra symbolisieren. Sie wird eingerahmt von zwei Padi-(Reis-)Ähren und überhöht von einer Gruppe von Teeblättern zwischen vier Sternen.
Nationalfeiertage:
Der 26. 3. erinnert an die Proklamation der Unabhängigkeit 1971.
Bangladesh ist in fünf Bezirke (division) untergliedert: Barisal, Chittagong, Dhaka, Khulna, Rajshahi. Diese bestehen seit 1991 aus 64 Distrikten (zila), unterteilt in 489 Polizeibezirke (thana).
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt 102 000, die der paramilitärischen Kräfte (v. a. Grenz- und Sicherheitstruppen) 85 000 Mann. Das Heer (90 000 Soldaten) ist in 18 Infanteriebrigaden und mehrere selbstständige Panzer-, Artillerie- und Pionierverbände gegliedert. Die Luftwaffe hat 4 000, die Marine 8 000 Mann. - Die Ausrüstung umfasst im Wesentlichen etwa 90 Kampfpanzer (T-54/-55, T-62 und chinesische T-59), rd. 30 Kampfflugzeuge, vier Fregatten und etwa 36 Kleine Kampfschiffe. Bangladesh verwendet etwa 10 % der Staatsausgaben für die Verteidigung.
Landesnatur und Bevölkerung:
Bangladesh nimmt den östlichen Teil der Landschaft Bengalen ein, also im Wesentlichen das gemeinsame Mündungsdelta von Ganges und Brahmaputra. Diese amphibische Deltalandschaft wird meerwärts von den Mangrovensümpfen der Sundarbans abgeschlossen, im Südosten (an der Grenze zu Birma und Indien) von den Bergzügen der Chittagong Hills (bis 1 004 m über dem Meeresspiegel).
Bangladesh hat ein tropisches Monsunklima; die Niederschlagsmengen betragen überall im Jahresdurchschnitt mehr als 1 400 mm, im Osten bis über 4 000 mm. Das zeitliche Zusammentreffen von Flusshochwassern (Schneeschmelze im Himalaja), Monsunniederschlägen (Südwestmonsun) und tropischen Wirbelstürmen im Golf von Bengalen führt häufig zu verheerenden Flutkatastrophen (300 000 Tote im November 1970, 150 000 Tote im April 1991).
98 % der Bevölkerung sprechen Bengali, die Flüchtlinge aus Indien (Biharis) Urdu und die Stammesbevölkerung der Chittagong Hill Tracts tibetobirmanische Sprachen. Mit (2000) 869 Einwohner/km2 weist Bangladesh die größte Bevölkerungsdichte aller Flächenstaaten der Erde auf. Die Bevölkerungszunahme geht zurück und betrug (1981-91) 2,2 % im Jahr; 47 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre. Die Verstädterung nimmt zu; 1993 lebten 83 % der Bevölkerung auf dem Land, wo die gravierendsten Entwicklungsprobleme (Unterbeschäftigung, Unterernährung, Armut) zu finden sind.
Rd. 86 % der Bevölkerung sind Muslime, in der überwiegenden Mehrheit Sunniten mit einer schiitischen Minderheit (v. a. in den Städten); rd. 12 % sind Hindus, 0,7 % Buddhisten und 0,3 % Christen (darunter als größte Gruppe rd. 136 000 Katholiken). Unter den ethnischen Minderheiten gibt es Anhänger traditioneller Stammesreligionen. Der Islam als vorherrschende Religion genießt gegenüber den anderen Religionen eine besondere, in der Verfassung hervorgehobene Stellung. Seit der Zustimmung des Parlaments zur Anwendung der Scharia 1988 ist er formal Staatsreligion. Die Religionsfreiheit ist jedoch gewährt. Neben dem »offiziellen« Islam spielt der Volksislam eine große Rolle, dessen Frömmigkeit v. a. durch den Sufismus geprägt ist.
Das Bildungswesen weist ein sehr niedriges Niveau auf. Die lokalen Zuständigkeiten im Bildungssektor wurden aufgehoben, er wird jetzt zentral gelenkt. Es besteht keine allgemeine Schulpflicht; sie kann bis auf weiteres aufgrund des Mangels an Lehrern, Schulen und Unterrichtsmaterial auch nicht verwirklicht werden; der Staat bietet kostenlosen fünfjährigen Grundschulunterricht an. Die Analphabetenquote beträgt 61,1 %. Etwa 70 % der staatlichen Bildungsausgaben werden für den Schulsektor ausgegeben. An der Ausbildung sind auch private Islamschulen beteiligt. Von den 6- bis 11-Jährigen besuchen 62 % eine Schule, von den 12- bis 17-Jährigen 15 %. Die Ausbildung der Mädchen ist erst ansatzweise entwickelt; es gibt keine Koedukation. Das Berufsschulwesen ist wenig entwickelt; um so größere Bedeutung kommt daher den Lehrlingswerkstätten im Rahmen der Entwicklungshilfe zu. Es gibt elf staatliche und sechs private Universitäten, deren größte sich in Dhaka befindet.
Presse: Seit 1990 besteht wieder Pressefreiheit. In Dhaka erreichen Tageszeitungen relativ hohe Auflagen, so besonders »Dainik Ittefaq« (Einheit), gegründet 1953; es erscheinen auch mehrere in englischer Sprache. - Nachrichtenagenturen: »Bangladesh Sangbad Sangstah« (BSS) und »Eastern News Agency« (ENA). - Rundfunk: Die »National Broadcasting Authority«, Sitz Dhaka, gegründet 1984, betreibt die Hörfunkgesellschaft »Radio Bangladesh« (gegründet 1971), die Hörfunkprogramme in Bengali und Englisch sowie einen Auslandsdienst in Hindi, Nepalesisch, Urdu, Bengali, Englisch und Arabisch sendet. Die Rundfunkbehörde betreibt auch die Fernsehgesellschaft »Bangladesh Television« (BTV).
Wirtschaft und Verkehr:
Mit einem Bruttosozialprodukt je Einwohner von (1994) 230 US-$ zählt Bangladesh zur Gruppe der ärmsten Entwicklungsländer. Das Land war vor der Unabhängigkeit landwirtschaftliches Hinterland und Rohstofflieferant erst Kalkuttas und dann Pakistans. Nach Bürgerkrieg (1971) und Hungersnot (1974) wurde mit internationaler Hilfe die Infrastruktur aus- und eine bescheidene Industrie aufgebaut und die völlige Abhängigkeit von Bangladeshs einziger Exportanbaupflanze, Jute, abgebaut. Bangladesh ist aber noch immer Agrarland; zwei Drittel der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft, dennoch ist die Bevölkerung auf Nahrungsmittelimporte angewiesen.
Hauptentwicklungsprobleme sind die Armut und Unterbeschäftigung, die die anhaltende Landflucht verstärken und sich in einem Dienstleistungssektor zeigen, der die Hälfte des Sozialprodukts ausmacht. Seit den 70er-Jahren, verstärkt seit 1991, wird eine Liberalisierung der Wirtschaft und eine Privatisierung der bis 1975 verstaatlichten Firmen betrieben.
Die Landwirtschaft trägt nur noch zu einem Drittel zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Nahrungsproduktion steigt etwa im selben Maße wie die Bevölkerungszahl; die Hektarerträge sind im internationalen Vergleich niedrig; Dürreperioden und Überflutungen (Monsunregen, Hochwasser) führen immer wieder zu Rückschlägen in der Produktion. Indien leitet bei Farakka (Vertrag von 1977) einen Teil des Gangeswassers nach Kalkutta ab, das in der Trockenzeit besonders fehlt. - Auf drei Vierteln der Anbaufläche (55 % der Gesamtfläche werden landwirtschaftlich genutzt) kann zweimal im Jahr geerntet werden.
Wichtigstes Anbauprodukt ist Reis, der auf 73 % der Nutzfläche angebaut wird; mit einer Ernte von (1992) 27,4 Mio. t (Paddy) steht Bangladesh weltweit an 4. Stelle. Für die Ernährung spielen weiterhin Weizen, Kartoffeln, Hülsen- und Ölfrüchte sowie Bananen eine Rolle. Wichtige Rohstoffe für die weiterverarbeitende Industrie sind Jute, Baumwolle, Tee und Zuckerrohr. Jute, das auf 5 % der Nutzfläche angebaut wird (v. a. im Delta) ist für die Wirtschaft Bangladeshs ein wichtiger Rohstoff: zwei Drittel des Weltexports an Rohjute entfallen auf Bangladesh; mit (1992) 0,9 Mio. t ist Bangladesh international der drittgrößte Erzeuger.
Binnen- und Seefischerei sind für die Ernährung (Eiweiß) und den Export von großer Bedeutung.
Wichtigster der wenigen Bodenschätze ist das Erdgasvorkommen im Nordosten zwischen Titas und Sylhet. Erdgas ist die Basis der Energieversorgung im Ostteil des Landes (Pipelines nach Dhaka und Chittagong); im Westteil wird importiertes Dieselöl eingesetzt.
Die Industrie ist wenig entwickelt (Anteil am Bruttoinlandsprodukt 18 %) und durch eine Vielzahl von Klein- und Hausbetrieben, v. a. zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Rohstoffe, gekennzeichnet. Die Juteverarbeitung hat ihre dominierende Stellung im Export an die Textilwirtschaft verloren; für den inländischen Konsum produzieren die Zucker- und Zigarettenfabriken sowie die Reismühlen; zu den wenigen Großunternehmen zählen eine Erdölraffinerie, Düngemittelfabriken, Werften und ein Stahlwerk. 1983 wurden in Chittagong und 1993 in Dhaka Exportförderungszonen eingerichtet.
Der Wert der Ausfuhr erreichte 1991-92 erstmals mehr als die Hälfte des Importwertes. Eingeführt werden v. a. Industrieerzeugnisse; Nahrungsmittel machten Anfang der 90er Jahre etwa ein Sechstel, Mineralölprodukte ein Achtel der Importe aus. Hauptexportprodukte sind Textilwaren (75 % des Exportwertes). Weiterhin werden Häute und Felle, Fischereiprodukte und Tee ausgeführt. Wichtigste Handelspartner sind die EU, die USA, Japan, Indien und Pakistan. Das hohe Außenhandelsdefizit wird zum Teil durch die Überweisungen der mehrere hunderttausend Arbeitnehmer im Ausland (v. a. in den Golfstaaten) ausgeglichen; im übrigen ist Bangladesh von Entwicklungshilfe abhängig (v. a. von der Weltbank und den USA). Die Auslandshilfe wird zunehmend nicht mehr als unentgeltliche Übertragung, sondern als Kredit gewährt, sodass Bangladeshs Auslandsschulden stark ansteigen (1993: 13 Mrd. US-$; für Zins und Tilgung müssen 13,5 % der Exporterlöse aufgewendet werden).
Verkehr:
Das Verkehrswesen ist trotz Erneuerung von Eisenbahnstrecken und Straßen dem Bedarf nicht gewachsen und leidet unter häufigen Überschwemmungen. Mit dem Bau einer Brücke über den Jamuna als erster Ost-West-Verbindung wurde 1994 begonnen. Hauptverkehrswege sind die Wasserstraßen dank einem stark verzweigten Netz von Flüssen und Kanälen. Neben den internationalen Flughäfen von Dhaka und Chittagong gibt es sieben weitere Flugplätze. Die wichtigsten Seehäfen sind Chittagong und Khulna.
Bei der Teilung Indiens (1947) kam der mehrheitlich muslimische Teil Bengalens an Pakistan und bildete als Ostpakistan dessen östliche Staatshälfte; sie war auf eine Entfernung von etwa 1 500 km durch das Territorium der Indischen Union von Westpakistan getrennt. Die Konzentration politischer und wirtschaftlicher Macht in der westlichen Staatshälfte Pakistans sowie sprachlich-kulturelle Gegensätze zwischen den beiden Landesteilen lösten Spannungen aus und führten in Ostpakistan zur Entstehung einer von der Awami-Liga getragenen Autonomiebewegung. Bei den allgemeinen Wahlen von 1970 gewann die Awami-Liga 167 der 169 vom Wahlgesetz für Ostpakistan vorgesehenen Mandate und errang damit zugleich die absolute Mehrheit im pakistanischen Parlament. Am 26. 3. 1971 proklamierte Mujibur Rahman, der Führer der Awami-Liga, die unabhängige Republik »Bangladesh«. Mithilfe der Armee unterdrückte die pakistanische Zentralregierung diese Bestrebungen blutig und löste damit einen Bürgerkrieg sowie einen starken Flüchtlingsstrom (knapp 10 Mio. Menschen) nach Indien aus. An den Auseinandersetzungen waren auch die 1947 aus dem indischen Bihar nach Ostpakistan eingewanderten Biharis beteiligt, gegen die sich v. a. wegen ihrer Parteinahme für die westpakistanische Zentralregierung, unter der sie eine privilegierte Stellung besaßen, Pogrome der Bengalen richteten (danach Übersiedlung eines Teils der Biharis auf das Gebiet des heutigen Pakistan, Unterbringung von mehreren Hunderttausend in Lagern in Bangladesh).
Die massive Unterstützung der indischen Regierung für das Streben Ostpakistans nach Unabhängigkeit (u. a. für die von der Awami-Liga u. a. Parteien aufgestellten Guerillaeinheiten der »Mukti Bahini«) verschärfte die seit der Teilung des indischen Subkontinents immer wieder aufbrechenden indisch-pakistanischen Spannungen und führte im Dezember 1971 zum indisch-pakistanischen Krieg. Nach der Kapitulation der pakistanischen Truppen (16. 12. 1971) trat im Januar 1972 der aus pakistanischem Haft entlassene Mujibur Rahman als Premierminister an die Spitze der Regierung des neuen Staates Bangladesh (am 16. 12. 1972 In-Kraft-Treten der Verfassung der schon am 17. 4. 1971 ausgerufenen »Volksrepublik Bangladesh«). Durch weitgehende Verstaatlichungen, v. a. in Industrie, Handel, Banken und Verkehr, sollte ein planwirtschaftliches System geschaffen werden. Aus den ersten allgemeinen Wahlen ging die Awami-Liga 1973 als stärkste Partei (mit absoluter Mehrheit im Parlament) hervor. 1974 erkannten sich Bangladesh und Pakistan gegenseitig an. Im selben Jahr brachten eine Hungersnot und innenpolitische Machtkämpfe Bangladesh erneut an den Rand eines Bürgerkriegs. Mujibur Rahman reagierte mit einer Verfassungsänderung (Januar 1975), die ihn als Staatspräsidenten mit diktatorischen Vollmachten ausstattete und die Awami-Liga zur Staatspartei erhob (als »Volksliga der Arbeiter und Bauern von Bangladesh« einzige zugelassene Partei); die innenpolitische Repression nahm stark zu. Im August 1975 wurde Mujibur Rahman durch einen Offiziersputsch gestürzt und zusammen mit fast seiner ganzen Familie ermordet. Das Land kam unter Kriegsrecht. Nach weiteren Militärputschen setzte sich General Zia ur-Rahman als maßgeblicher Politiker in Bangladesh durch. Seit 1976 »Oberster Kriegsrechtsadministrator« und seit 1977 zugleich Staatspräsident, leitete er, gestützt auf das Militär, eine innenpolitische Stabilisierung ein. Bei den Präsidentschaftswahlen von 1978 bestätigte ihn die Bevölkerung mit großer Mehrheit als Staatsoberhaupt. Nach einem längeren Redemokratisierungsprozess errang die neu gegründete, Zia ur-Rahman unterstützende »Bangladesh Nationalist Party« (BNP) bei den Wahlen von 1979 eine Zweidrittelmehrheit; die Awami-Liga wurde stärkste Oppositionspartei. Als Präsident Zia ur-Rahman im Verlauf eines fehlgeschlagenen Putsches am 30. 5. 1981 ermordet wurde, trat Vizepräsident Abd as-Sattar seine Amtsnachfolge an (im November 1981 durch Volkswahl bestätigt). Im März 1982 wurde er jedoch durch einen unblutigen Militärputsch gestürzt. General Husain Mohammed Ershad übernahm als »Oberster Kriegsrechtsadministrator« die Führung des Landes, verhängte wieder das Kriegsrecht (bis 1986) und ernannte sich 1983 zum Staatspräsidenten (1986 durch Wahlen bestätigt, 1986 und 1988 Wahlsieg der von ihm geführten Jatiya-Partei). Nach anhaltenden Unruhen gegen sein Regime musste Präsident Ershad im Dezember 1990 zurücktreten (in mehreren Gerichtsverfahren 1991-93 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, 1997 Freilassung). Die Parlamentswahlen am 27. 2. 1991 gewann die BNP unter Führung von Khaleda Zia, die im März 1991 als erste Frau im islamischen Bangladesh das Amt des Premierministers antrat. Nach einer Verfassungsänderung per Referendum im September 1991 (Ersetzung des Präsidialregimes durch ein parlamentarisches System) wurde im Oktober 1991 Abdur Rahman Biswas (*1926) zum Staatspräsidenten gewählt.
Die militärische Verfolgung von in Birma lebenden Muslimen (der ethnisch mit den Bengalen verwandten Rohingya im Rakhinestaat) löste deren Massenflucht nach Bangladesh aus (bis zum Frühjahr 1992 rd. 250 000 Menschen); nach Spannungen zwischen Bangladesh und Birma (Grenzübergriff durch birmanischen Soldaten im Dezember 1991) wurde zwischen beiden Staaten am 28. 4. 1992 eine Rückführung der muslimischen Flüchtlinge vereinbart, deren Zahl aber zunächst weiter anstieg.
Nach der Erhebung des Islam zur Staatsreligion (1988) verstärkte sich in Bangladesh das Wirken muslimisch-fundamentalistischer Gruppierungen (u. a. Forderung nach Einführung eines Blasphemiegesetzes, Verfolgung der islamkritischen Schriftstellerin T. Nasrin). Im Machtkampf mit der Regierung Zia initiierte die Opposition, insbesondere die von Sheikh Hasina Wajed geführte Awami-Liga, seit 1994 zahlreiche militante Demonstrationen und Generalstreiks, die die Wirtschaft des ohnehin auf Entwicklungshilfe angewiesenen Landes schwer beeinträchtigten; nach einem im März 1994 begonnenen Parlamentsboykott legten die Oppositionspolitiker im Dezember 1994 ihre Abgeordnetenmandate nieder, um die Regierung zum Rücktritt zu zwingen und die Einsetzung einer neutralen Übergangsregierung vor den Neuwahlen zu erwirken. Im November 1995 löste Staatspräsident Abdur Rahman Biswas das Parlament auf. Die von der Opposition boykottierten und bei einer sehr geringen Beteiligung durchgeführten Wahlen vom 15. 2. 1996 gewann zwar die BNP unter Khaleda Zia, neue anhaltende Massenproteste und das Überwechseln der Staatsbeamten auf die Seite der Opposition lähmten jedoch die Regierungsarbeit und führten schließlich Ende März 1996 zum Rücktritt von Premierministerin Zia und ihres Kabinetts. Danach übernahm eine Interimsregierung unter dem früheren Obersten Richter Mohammed Habibur Rahman die Amtsgeschäfte. Nach dem Sieg der Awami-Liga bei den Parlamentswahlen vom 12. 6. 1996 wurde Sheikh Hasina Wajed Premierministerin. Am 8. 10. 1996 trat Shahabuddin Ahmad, ein pensionierter Oberster Richter, das Amt des Staatspräsidenten an. Im Dezember 1997 schloss die Regierung mit der Untergrundbewegung der buddhistischen Chakma (»Shanti Bahini«), die seit den 1970er-Jahren einen Guerillakampf in der Bergregion um Chittagong im Südosten führte, einen Friedensvertrag. Innenpolitisch spitzten sich zwischen 1999 und 2001 die Auseinandersetzungen zwischen Regierung und der v. a. aus Islamisten und Vertretern der Vorgängerregime bestehenden Opposition zu (Generalstreiks, gewalttätige Demonstrationen). Die von blutigen Zwischenfällen überschatteten Parlamentswahlen am 1. 10. 2001 gewann ein von der BNP mit zwei islamistischen Parteien (Jamaat-a-Islami und der Vereinigten Islamischen Front) gebildetes Bündnis, das eine Zweidrittelmehrheit erlangte; Premierministerin wurde daraufhin die Oppositionsführerin Khaleda Zia. Im November 2001 übernahm der Arzt und frühere Außenminister Badruddoza Chowdhury das Amt des Staatspräsidenten.
B. L. C. Johnson: B. (London 21982);
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H. E. Rashid: Geography of B. (Dhaka 21991);
A. Moudud: B. Constitutional quest for autonomy. 1950-1971 (Dhaka 21991);
Universal-Lexikon. 2012.