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Buschleute
Buschleute,
 
Buschmänner, englisch Bushmen ['buʃmən], afrikaans Bosjesmans ['bɔʃəmans, »Leute, die hinter den bosjes wohnen«, d. h. hinter zusammengeflochtenen Zweigen, Windschirmen], in der wissenschaftlichen Literatur auch San genannt, Jäger- und Sammlervolk im südlichen Afrika, direkte Nachfahren der Menschen, die während des Late Stone Age den Subkontinent bewohnten. Die Buschleute wurden später von den nach Süden vorrückenden Bantu und von den Weißen in Rückzugsgebiete abgedrängt und leben heute vorwiegend in der Kalahari und ihren Randgebieten; insgesamt etwa 50 000 Personen: Namibia (Buschmannland, Caprivizipfel) 37 000, Botswana 11 000; wenige in Angola, der Republik Südafrika und Sambia.
 
Anthropologisch-typologisch
 
werden die kleinwüchsigen Buschleute mit den Hottentotten als Khoisanide (Khoisan) zusammengefasst; ihre eng verwandten Sprachen bilden die Gruppe der Khoisan-Sprachen.
 
Die traditionelle Lebensform der Buschleute ist die der Wildbeuter. Die Lokalgruppen bestehen aus jeweils nur wenigen Familien. Jede dieser Gruppen ist autonom unter der Führung eines Ältesten mit wenig Autorität; Häuptlinge gibt es nicht. Die Gruppe schweift in ihrem Jagd- und Sammelrevier umher. Die Frauen sammeln mithilfe des Grabstockes Wurzeln und Knollen, dazu Früchte, Nüsse, Blätter und Kleintiere. Die Männer jagen (Pirsch-, Hetz-, Treibjagd); sie benutzen Bogen mit vergifteten Pfeilen, seltener Speere. Sie stellen auch Fallen. Durch die Wildarmut tritt die Jagd heute hinter das Sammeln zurück.
 
Die Buschleute bauen Windschirme aus Zweigen und Gras. Manche wohnen auch in Höhlen oder in Kuppelhütten. Sie kleiden sich mit Fell- oder Lederschürzen und -umhängen und schmückten sich früher mit Scheibchen von Straußeneierschalen. Zumeist leben sie in Einehe und praktizieren Lokalexogamie.
 
Die religiösen Vorstellungen der Buschleute finden Ausdruck in Jagdritualen und im Zauberglauben. Mehrere Hochgötter werden ebenso wie Busch- und Jagdgeister verehrt. Man fürchtet Tote (»lebender Leichnam«) und Gespenster. Ein Ahnenkult existiert nicht. Hoch entwickelt war die Buschmannkunst (Felsgravierungen und -malereien).
 
Die traditionelle Lebensform findet sich nur noch bei rd. 10 % der Buschleute. In Botswana leben die meisten Buschleute als verachtetes, abhängiges Proletariat am Rande der Bantugesellschaft. In Namibia bemüht sich die Armee (die sie als hervorragende Buschkrieger und Fährtenleser schätzt) um ihre Eingliederung in die moderne Welt.
 
Literatur:
 
J. Bjerre: Kalahari (a. d. Dän., 1960);
 M. Gusinde: Von gelben u. schwarzen Buschmännern. Eine untergehende Altkultur im Süden Afrikas (Graz 1966);
 R. Martin: Die Herren der Kalahari. Vom Lebenskampf der B. (a. d. Amerikan., 1972);
 A. Wannenburgh: B. (a. d. Engl., 1979);
 F. Sitte: Buschmann, schieß oder stirb (Graz 1986);
 G. Kenntner u. W. A. Kremnitz: Kalahari. Expedition zu den letzten B. im südl. Afrika (1993);
 C. Valiente-Noailles: The Kua. Life and soul of the Central Kalahari Bushmen (Rotterdam 1993);
 H.-J. Heinz: Social organization of the !Kõ bushmen (Köln 1994).

Universal-Lexikon. 2012.