Botsuana
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Bo|ts|wa|na:
internationale Schreibung für ↑ Botsuana usw.
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Botswana,
Fläche: 581 730 km2
Einwohner: (2000) 1,6 Mio.
Hauptstadt: Gaborone
Amtssprachen: Tswana und Englisch
Nationalfeiertag: 30. 9.
Zeitzone: 1300 Gaborone = 1200 MEZ
amtlich Republic of Botswana [rɪ'pʌblɪk ɔv -], deutsch Republik Botswana, Binnenstaat im südlichen Afrika, zwischen Namibia, Simbabwe und der Republik Südafrika, 581 730 km2, (2000) 1,6 Mio. Einwohner. Hauptstadt ist Gaborone. Amtssprachen sind Tswana und Englisch; wichtigste Handels- und Bildungssprache ist Englisch. Währung ist der Pula (P) = 100 Thebe (t). Uhrzeit: 1300 Gaborone = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Nach der Unabhängigkeitsverfassung vom 30. 9. 1966 (1997 modifiziert) ist Botswana eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der Präsident (vom Parlament gewählt; Amtszeit auf insgesamt 10 Jahre begrenzt). Für 5 Jahre gewählt ist der Kandidat, der mehr als die Hälfte der Stimmen der Abgeordneten auf sich vereinigt. Der Präsident ernennt den Vizepräsidenten sowie die Mitglieder des Kabinetts, das dem Parlament verantwortlich ist. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung, die sich in Einzelfällen mit der Häuptlingskammer (House of Chiefs, 15 Mitglieder), der Vertretung der Stämme des Landes, beraten muss. Der Nationalversammlung gehören an: 40 nach allgemeinem Wahlrecht für 5 Jahre gewählte Abgeordnete, der Präsident ex officio, 4 vom Staatsoberhaupt ernannte Mitglieder und der (stimmrechtslose) Generalstaatsanwalt (Attorney-General). Die Verfassung enthält einen Grundrechtskatalog.
Parteien:
Führende Partei ist die Botswana Democratic Party (BDP; deutsch Demokratische Partei Botswanas). Zu ihr in Opposition steht v. a. die sozialistisch orientierte Botswana National Front (BNF; deutsch Nationale Front Botswanas).
Dachverband der Gewerkschaften ist die Botswana Federation of Trade Unions (BFTU).
Es wurde 1966 eingeführt und zeigt im Wappenschild einen Stierkopf (Symbol für die Viehwirtschaft) und 3 Zahnräder, die auf die Industrialisierung und das Zusammenwirken der Rassen hinweisen; in der Mitte 3 (Wasser-)Linien. Schildhalter sind 2 Zebras (Symbol für den Tierreichtum) mit Sorghumstängel (Symbol für den Ackerbau) und Elefantenstoßzahn. Der Wahlspruch »Pula«, ein landesüblicher Gruß, bedeutet »Regen«.
Nationalfeiertage:
Der 30. 9. erinnert an die Erlangung der Unabhängigkeit 1966.
Das Land ist in zehn Land- und vier Stadtdistrikte gegliedert.
Traditionelles und nach britischem Vorbild entwickeltes Recht bestehen nebeneinander. Höchstes Gericht ist der High Court in Lobatse mit einer Zweigstelle in Francistown; pro Distrikt besteht ein Magistratsgericht. Ferner gibt es einen Appellationsgerichtshof.
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt 6 800 Mann (einschließlich 1 000 Polizeikräfte). Die im Wesentlichen in zwei Infanteriebrigaden unterteilten Truppen verfügen über etwa 20 Panzerfahrzeuge und 10 Kampfflugzeuge.
Landesnatur und Bevölkerung:
Botswana liegt in dem trockenen Hochbecken zwischen den Flüssen Sambesi und Limpopo/Molopo, etwa 900-1 000 m über dem Meeresspiegel. Es umfasst den größten Teil der Kalahari, eine schwach besiedelte, weithin ebene Dornbuschsteppe, in der nur sehr extensive Viehhaltung möglich ist. Im Südwesten bestimmen Sanddünen das Bild, im Norden das Binnendelta des Okawango mit ausgedehnten Sümpfen, südlich davon der Ngamisee und südöstlich die Makarikari-Salzpfanne. Nur längs der Nordostgrenze findet sich Trockenwald (Mopane).
Das trockene subtropische Klima weist große tages- und jahreszeitliche Temperaturschwankungen und häufige Dürreperioden auf. Die wenigen Niederschläge (bis unter 250 mm) fallen in der sommerlichen Regenzeit (November-April). Am Südostrand mit etwas stärker akzentuiertem Relief (Inselberge, Schichtkämme) und etwa 500 mm Niederschlag liegt der Hauptwirtschaftsraum des Landes.
80 % der Bevölkerung leben im Südosten in einem Streifen nahe der Grenze zur Republik Südafrika und zu Simbabwe. Dort liegen die drei Städte Gaborone (1991: 138 500 Einwohner), Francistown (59 100 Einwohner) und Lobatse (28 900 Einwohner). Die übrigen größeren Orte wie Selebi-Phikwe (55 400 Einwohner), Serowe (46 600 Einwohner), Mahalapye (40 700 Einwohner) und Maun (24 300 Einwohner) sind weit verzweigte Ansiedlungen ohne städtischen Charakter. Die meisten Botswaner gehören dem Bantuvolk der Tswana an; die Wohngebiete der acht Stämme (größter ist der der Mangwato; etwa die Hälfte der Bevölkerung) sind streng gegeneinander abgegrenzt. Die Buschleute, Reste der Urbevölkerung, leben in der Kalahari, zum Teil in ihren alten, nichtsesshaften Lebensformen; ihre Anzahl wird auf 10 000 bis 20 000 geschätzt. Etwa 10 000 Ausländer, davon 4 000 Europäer (meist Briten), wohnen in Botswana. 17 500 Botswaner arbeiten in der Republik Südafrika (Bergbau).
Rd. 49 % der Bevölkerung sind Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen; rd. 50 % sind Christen. Davon gehören über 30 % verschiedenen protestantischen Kirchen und Gemeinschaften, rd. 12 % Unabhängigen Kirchen, rd. 4 % der katholischen Kirche (Bistum Gaborone) und über 2 % der anglikanischen Kirche (Provinz Zentralafrika) an. Insgesamt sind über 150 christliche Religionsgemeinschaften staatlich registriert. Daneben gibt es sehr kleine religiöse Minderheiten der Muslime und Hindus (v. a. in den größeren Städten) und der Bahais.
Es besteht Schulpflicht. Der Grundschulbesuch ist kostenlos. Träger der Schulen sind in der Regel die Distriktbehörden, die Zuschüsse von der Zentralregierung erhalten. Darüber hinaus gibt es Missionsschulen, die unter Regierungsaufsicht stehen. Im Alter von 7 Jahren beginnt die 6-jährige Grundschulausbildung, nach der für einen Teil der Schüler die Mittelschule (5 Jahre) oder eine höhere Schule folgt. Außerdem existieren berufsbildende Schulen und Lehrerbildungsanstalten. Die Analphabetenquote beträgt 25,6 %.
Presse: Das Informationsministerium gibt in der Hauptstadt eine 1964 gegründete Tageszeitung in einer englischen Ausgabe, »Botswana Daily News«, und in einer Ausgabe in Tswana, »Dikgang Tsa Gompieno«, heraus. Daneben erscheinen Wochen- und Monatsschriften. - Amtliche Nachrichtenagentur: »BOPA-Botswana Press Agency«, gegründet 1981. - Rundfunk: Die staatliche Rundfunkgesellschaft »Radio Botswana«, gegründet 1965, Sitz Gaborone, verbreitet tägliche Hörfunkprogramme in Englisch und Tswana. Daneben sendet die 1992 gegründete private Radiostation »Radio Botswana II«. Die »Television Association of Botswana« vermittelt Programme aus Südafrika. Die Gründung eines nationalen Fernsehprogrammes wird geprüft.
Wirtschaft und Verkehr:
Viehwirtschaft und Diamantenabbau sind die ökonomischen Grundlagen Botswanas. Gemessen am Pro-Kopf-Einkommen von (1994) 2 800 US-$, ist Botswana nach der Republik Südafrika das wohlhabendste Land im südlichen Afrika. Jedoch ist das Binnenland wirtschaftlich stark abhängig von der Republik Südafrika, v. a. in Bezug auf Außenhandel und Verkehr. Botswana ist Mitglied der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) und der Südafrikanischen Zollunion (SACU). Bei einer Auslandsverschuldung von (1991) 540 Mio. US-$ müssen 3,4 % der Exporte von Waren und Dienstleistungen für die Tilgung der Schulden aufgewendet werden. Im Zeitraum 1985-92 lag die Inflationsrate bei durchschnittlich 13 % pro Jahr.
Das Schwergewicht der Wirtschaftspolitik liegt auf der Förderung der Landwirtschaft. Sie dient 75 % der Bevölkerung als Haupteinkommensquelle und beschäftigt rd. die Hälfte der Erwerbstätigen. Im Agrarbereich ist v. a. die Viehzucht nach wie vor die Grundlage des wirtschaftlichen und sozialen Lebens. Rd. 97 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Weideland, nur 2,4 %, besonders in einem schmalen Landstreifen im Osten Botswanas, werden ackerbaulich genutzt. Wichtigste Anbaupflanzen sind Hirse, Mais, Hülsenfrüchte und Melonen. Häufige Dürreperioden und geringwertige Böden führen zu unzureichenden Ernten und machen Nahrungsmittelimporte (1992: 80 000 t) notwendig. Die Rinderzucht trägt mehr als 80 % zum landwirtschaftlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. 1991 wurden etwa 2,5 Mio. Rinder gehalten, außerdem 2 Mio. Ziegen und 320 000 Schafe. Die höchsten Erträge in der Viehhaltung wurden wie beim Ackerbau im Osten Botswanas erzielt. Großen Rinderzuchtbetrieben (meist in ausländischem Besitz) stehen kleinbäuerliche Betriebe gegenüber.
Der Bergbau, v. a. der Diamantenabbau, trug 1992 fast 50 % zum BIP bei, obwohl er weniger als 5 % der Erwerbstätigen beschäftigt. Mit einer Fördermenge von 15,98 Mio. Karat (70 % Schmuckdiamanten) nahm Botswana 1992 weltweit den 2. Rang ein. Die größten Minen liegen bei Orapa und Makwa im Nordosten sowie bei Iwaneng im Süden. Der Abbau erfolgt durch ein Gemeinschaftsunternehmen der botswanischen Regierung und De Beers Holding Mines, Südafrika. Kupfer-Nickel-Konzentrate (Fördermengen 1992: 20 000 t beziehungsweise 19 000 t) werden in den Minen von Selebi-Phikwe abgebaut; Steinkohle (geschätzte Reserven 17 Mrd. t) wird v. a. in Morupule (900 000 t) im Osten Botswanas gefördert; sie ist auch Basis für die Energieversorgung. 1991 wurde mit der Förderung von Sodaasche und Salz im Gebiet der Makarikari-Salzpfanne begonnen. Weitere Bergbauprodukte sind Asbest, Gold und Mangan.
Die bedeutendsten Branchen des nur wenig entwickelten verarbeitenden Gewerbes sind Nahrungsmittel-, Leder- und Metallverarbeitung sowie Textil- und Bekleidungsherstellung. Wichtigste Standorte sind Lobatse, Francistown, Palapye und Kanye im Osten Botswanas.
Hauptanziehungspunkte sind das Okawangodelta und die Nationalparks sowie Wildreservate (rd. 18 % der Gesamtfläche). Fast die Hälfte der (1991) 900 000 Auslandsgäste kam aus Südafrika und Namibia. Ausgangspunkt vieler Safaris ist die Stadt Maun im Norden des Landes.
1990 gab es wegen der starken Zunahme der Importe erstmals seit 1982 ein größeres Handelsbilanzdefizit (Einfuhr 1,87 Mrd. US-$, Ausfuhr 1,29 Mrd. US-$). Seither ist die Bilanz von Jahr zu Jahr wechselnd. Diamanten standen mit 80 % des Gesamtwertes an der Spitze der Ausfuhrgüter vor Kupfer-Nickel-Konzentraten und Fleisch. Haupthandelspartner sind die Republik Südafrika und die europäischen Länder.
Verkehr:
Wichtigster Verkehrsträger für die exportorientierte Wirtschaft ist die 640 km lange Bahnlinie, die von Südafrika nach Simbabwe nahe der Ostgrenze durch die Hauptwirtschaftsgebiete Botswanas führt. Auch das 13 500 km lange Straßennetz ist auf Ostbotswana konzentriert, wo alle größeren Orte über asphaltierte Straßen erreichbar sind. 1991 wurde mit dem Bau der Trans-Kalahari-Straße zur Hafenstadt Walfischbai (Namibia) begonnen. Botswana hat zahlreiche Flugplätze; für den Tourismus bedeutend ist der Flughafen in Maun; der internationale Flughafen ist in Gaborone.
Im 19. Jahrhundert erforschten v. a. englische Missionare das Land der Tswana (»Betschuana«). 1885 bezog Großbritannien dieses Gebiet in seinen südafrikanischen Herrschaftsbereich ein, um eine mögliche Landverbindung zwischen dem burischen Transvaal und Deutsch-Südwestafrika zu verhindern. Das Gebiet der Tswana blieb zum großen Teil als Protektorat »Betschuanaland« außerhalb der 1910 gegründeten Südafrikanischen Union und wurde bis zur Aufhebung des Protektoratsverhältnisses zu Großbritannien (1964) vom britischen Botschafter in Südafrika als Hochkommissar verwaltet.
Am 30. 9. 1966 entließ Großbritannien Betschuanaland unter dem Namen »Botswana« in die Unabhängigkeit. An der Spitze der Botswana Democratic Party (BDP) hatte sich schon vor diesem Zeitpunkt Sir Seretse Khama (* 1921, ✝ 1980) als führende Persönlichkeit des Landes durchgesetzt. Als Staatspräsident (1966-80) legte er die Grundlagen der Innen- und Außenpolitik. Nach seinem Tode trat Quett Ketumile Joni Masire (* 1925) die Nachfolge als Parteiführer und Staatspräsident an. Trotz starker wirtschaftlicher Abhängigkeit von der Republik Südafrika schloss sich Botswana der Gruppe der Frontstaaten an, die die Apartheidpolitik der Republik Südafrika aktiv bekämpfte. Bei den Parlamentswahlen 1994 und 1999siegte die seit 1966 regierende BDP. Präsident Masire, der 1994 im Amt bestätigt wurde, trat im März 1998 zurück; sein Amtsnachfolger wurde Festus Gontobanye Mogae, bislang Vizepräsident.
From the frontline. Speeches of Sir Seretse Khama, hg. v. G. M. Carter u. E. P. Morgan (London 1980);
C. Colclough: The political economy of B. (Oxford 1980);
B. Weimer: Unterentwicklung u. Abhängigkeit in B. (1981);
B. Entwicklung am Rande der Apartheid, hg. v. R. Hasse u. a. (1989);
B. Vom Land der Betschuanen zum Frontstaat. Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, hg. v. G. Altheimer u. a. (1991);
C. Perrings: Sustainable development and poverty alleviation in sub-Saharan Africa. The case of B. (Basingstoke u. a. 1996);
J. Ramsay u. a.: Historical dictionary of B. (Lanham, Md., u. a. 1996).
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Bots|wa|na: usw. schweiz. für Botsuana usw.
Universal-Lexikon. 2012.