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Cammin
I
Cammin,
 
ehemaliges Bistum; 1140 für den größten Teil Pommerns und angrenzende Teile Brandenburgs und Mecklenburgs in Wollin gegründet; 1176 Verlegung des Bischofssitzes nach Cammin. 1188 wurde Cammin exemt. Seit 1276 hatte der Bischof seinen Sitz in Kolberg, die Stiftsregierung saß seit 1266 in Köslin. Obgleich sich die Erzbistümer Magdeburg und Gnesen um die Unterstellung bemühten, blieb das Bistum exemt. Eine Landeshoheit hat es nur bedingt erlangt, wenngleich der Bischof als Reichsfürst geführt wurde. Die Ausbildung einer Landeskirche war durch den Einfluss der Herzöge von Pommern weit fortgeschritten, als die Reformation 1521-44 durchgeführt wurde. Seit 1556 war das Stift de facto eine Sekundogenitur des Herzogshauses. Nach dessen Aussterben wurde das Stift säkularisiert; der Ostteil fiel 1648, der Westteil 1679 an Brandenburg. Das evangelische Domkapitel wurde erst 1810 aufgehoben. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert ein zusammenhängendes Territorium um Kolberg, Köslin und Bublitz, das Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in staatlicher Verwaltung übernahm.
 
II
Cammin,
 
Cammin in Pommern, polnisch Kamień Pomọrski ['kamjɛɲ-], Kreisstadt in der Woiwodschaft Westpommern, Polen, am Camminer Bodden, 10 km vor der Ostseeküste, 9 200 Einwohner; Sol- und Moorbad; Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse.
 
Stadtbild:
 
Der Dom, 1176 als romanische Basilika begonnen, wurde im 14./15. Jahrhundert gotisch umgebaut. Hier findet alljährlich das Orgelmusikfestival statt. Das spätgotische Rathaus wurde nach Kriegszerstörungen zusammen mit den Renaissance-Bürgerhäusern am Markt wieder aufgebaut. Die Sankt Nikolauskirche (16. Jahrhundert), ebenfalls nach 1945 wieder errichtet, beherbergt heute das Heimatmuseum. Reste der Stadtmauer aus dem 14./15. Jahrhundert sowie das Wolliner Stadttor blieben erhalten.
 
Geschichte:
 
Cammin, 1123 als Burg der Wilzen erwähnt, erhielt 1274 lübisches Stadtrecht, war 1182-1276 Residenz des Bischofs von Cammin, zeitweilig auch Residenz der pommerschen Herzöge und Mitglied der Hanse. Im Dreißigjährigen Krieg wiederholt geplündert, fiel es 1648 an Schweden, 1679 an Brandenburg. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Stadtkern zu 60 % zerstört.
 

Universal-Lexikon. 2012.