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Dis|tanz [dɪs'tants̮], die; -, -en:1. räumlicher, zeitlicher oder innerer Abstand:
die Distanz zwischen beiden Läufern betrug nur wenige Meter, Sekunden; kein Gefühl für Distanz haben; sehr auf Distanz bedacht sein; alles aus der Distanz sehen.
2. bei einem sportlichen Rennen zurückzulegende Strecke:
die Siegerin über die Distanz von 200 Metern.
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◆ Di|stạnz 〈f. 20〉 Abstand, Entfernung ● \Distanz wahren (von od. zu jmdm.) Vertraulichkeit vermeiden; einen Gegenstand auf eine \Distanz von 10 m erkennen; das Rennen geht über eine \Distanz von 5 000 m [<lat. distantia „Abstand, Verschiedenheit“; zu distare „entfernt sein“]
◆ Die Buchstabenfolge di|st... kann in Fremdwörtern auch dis|t... getrennt werden. Davon ausgenommen sind Zusammensetzungen, in denen die fremdsprachigen bzw. sprachhistorischen Bestandteile deutlich als solche erkennbar sind, z. B. -trahieren, -tribuieren (→a. kontrahieren, kontribuieren).
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Di|s|tạnz , die; -, -en [lat. distantia, zu: distare = auseinanderstehen, entfernt sein, aus: dis- = von – weg u. stare = stehen]:
1. (bildungsspr.) räumlicher Abstand, Zwischenraum, Entfernung:
die D. zwischen beiden Punkten beträgt 200 m;
einige Schritte D.;
Ü sie hat zu den Ereignissen noch nicht die nötige D. (den für ein richtiges Urteil o. Ä. nötigen inneren Abstand) gewonnen;
zu jmdm., etw. auf D. gehen (jmdm., einer Sache gegenüber eine kritische, eher ablehnende Haltung einnehmen);
etw. aus der D. (aus einem zeitlichen Abstand) beurteilen.
D. halten, wahren;
auf D. achten;
er ließ immer D. walten, blieb immer auf D.
3. (Leichtathletik, Rennsport) zurückzulegende Strecke:
die kurze D. vorziehen;
gegen Ende der D. fiel er zurück;
ein Lauf über eine D. von 1 000 m.
4. (Boxen)
a) durch die Reichweite der Arme bestimmter Abstand zwischen den Boxern im Kampf:
auf D. gehen;
b) vorgesehene Anzahl von Runden eines Kampfes:
der Titelkampf ging über die volle D. (wurde nicht vorzeitig entschieden);
Ü der neue Stürmer hat über die volle D. gespielt (hat von Anfang bis Ende gespielt).
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Distạnz
[zu lateinisch distare »auseinander stehen«] die, -/-en,
1) allgemein: räumlicher Abstand, Entfernung; Reserviertheit, Zurückhaltung im Umgang mit anderen Menschen.
2) Geodäsie: die Entfernung zwischen zwei Punkten im Raum. Entfernungen bis zu einigen 100 m werden bei der mechanischen Distanzmessung mit Messbändern, bei der optischen Distanzmessung (Entfernungsmessung) durch den parallaktischen Winkel und die Basis in einem gleichschenkeligen spitzwinkeligen Dreieck bestimmt, wobei Basislatte und Theodolit oder Tachymeter eingesetzt werden. Bei der elektronischen Distanzmessung dienen Licht- oder Mikrowellen als Träger aufmodulierter Messsignale. Nach Reflexion am Zielpunkt wird die Entfernung aus der Signallaufzeit und der Ausbreitungsgeschwindigkeit berechnet. Nahbereichsentfernungsmesser erlauben die Messung von Distanzen zwischen wenigen Metern und einigen Kilometern. Laserdistanzmesser können bis zu 60 km, Mikrowellendistanzmesser bis zu 100 km eingesetzt werden. Distanzmessungen zu künstlichen Erdsatelliten werden in zunehmendem Maße zur geodätischen Festpunktbestimmung verwendet (Satellitengeodäsie).
3) Mathematik: der Abstand.
4) Soziologie: soziale Distanz, Grundbegriff insbesondere der formalen Soziologie (G. Simmel, L. von Wiese), der den Grad der sozialen Nähe oder Ferne von Personen, Gruppen oder Kollektiven im sozialen Raum bezeichnet. Räumlich-körperliche beziehungsweise physische Nähe kann unter dem Einfluss von Einstellungen, Vorurteilen, Kontaktmöglichkeiten, Sympathie- und Antipathiegefühlen sowohl mit geringer wie auch mit großer sozialer Distanz zusammentreffen und umgekehrt. Die soziale Distanz ist bei Gruppen (Völkern, Angehörigen verschiedener Schichten, Berufe, Religionen u. a.) umso größer, je stärker sie sich voneinander unterscheiden oder zu unterscheiden glauben. Die Dynamik sozialer Distanz resultiert aus Prozessen des Gegen- und Zueinander. Die Soziometrie bemüht sich um die Messung und Darstellung der Unterschiede von Distanzempfindungen (Wahlen aufgrund von Beliebtheiten oder Ablehnungen infolge von Antipathien) zwischen Gruppenmitgliedern. Zur Messung der sozialen Distanz eines Individuums zu verschiedenen Bevölkerungsteilen, insbesondere Minderheiten, entwickelte der amerikanischer Soziologe Emory Stephen Bogardus (* 1882, ✝ 1973) eine Sozialdistanzskala.
E. S. Bogardus, in: Sociology and Social Research, Jg. 17 (1933);
L. von Wiese: System der Allg. Soziologie als Lehre von den sozialen Gebilden der Menschen (31955);
J. L. Moreno: Die Grundlagen der Soziometrie (31974).
5) Sport: besonders im Pferderenn- und im Radsport die zurückzulegende Strecke; speziell im Boxsport: 1) bei ausgestrecktem Arm die Entfernung vom eigenen zum gegnerischen Körper (Reichweite); 2) die vorgesehene Rundenzahl eines Kampfes.
6) Verhaltensforschung: der (unbewusst eingehaltene) Abstand zu nicht vertrauten Objekten oder fremden Individuen. Diejenige Distanz, bis auf die sich ein möglicher Feind (auch der Mensch) einem Tier nähern kann, wird als Toleranzdistanz bezeichnet. Bei Annäherung erfolgt entweder Flucht (Fluchtdistanz) oder Angriff (Angriffsdistanz). Selbst innerhalb der Art halten zahlreiche Tiere in der Regel einen ganz bestimmten Abstand zueinander (Individualdistanz) ein. Zu diesen Distanztieren gehören auch sozial lebende Arten, z. B. fast alle Schwarmfische und viele gesellig lebende Vögel wie Stare, Schwalben und Möwen. Bei ihnen kommen Zärtlichkeiten und soziale Verhaltensweisen (z. B. gegenseitige Hautpflege) wesentlich seltener vor als bei Kontakttieren, die körperliche Nähe und Berührung aktiv anstreben. Jedoch kann auch bei diesen Individualdistanzen innerhalb des sozialen Gefüges eine Rolle spielen, z. B. halten die Männchen der Paviane eine bestimmte Individualdistanz aufrecht, obwohl die Paviane als Primaten zu den Kontakttieren zählen.
Auch beim Menschen gibt es eine Individualdistanz in kommunikativen Situationen, deren Durchbrechung durch nicht vertraute Personen als unangenehm empfunden wird. Sowohl die Ausprägung dieser persönlichen »Schutzsphäre« als auch die Reaktion des Einzelnen auf Nichtrespektierung seiner Individualdistanz ist von persönlichen und kulturellen Faktoren abhängig.
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Dis|tạnz, die; -, -en [lat. distantia, zu: distare = auseinander stehen, entfernt sein, aus: dis- = von - weg u. stare = stehen]: 1. (bildungsspr.) räumlicher Abstand, Zwischenraum, Entfernung: die D. zwischen beiden Punkten beträgt 200 m; Doktor hat sich ... Riccardo zugewendet, der auf einige Schritte D. stehen geblieben ist (Hochhuth, Stellvertreter 222); Ü er hat zu den Ereignissen noch nicht die nötige D. (den für ein richtiges Urteil o. Ä. nötigen inneren Abstand) gewonnen; zu jmdm., etw. auf D. gehen (jmdm., einer Sache gegenüber eine kritische, eher ablehnende Haltung einnehmen); etw. aus der D. (aus einem zeitlichen Abstand) beurteilen. 2. <o. Pl.> (bildungsspr.) a) durch gesellschaftliche Rangunterschiede hervorgerufener Abstand: gesellschaftliche D.; auf D. achten; b) Reserviertheit, Zurückhaltung im Umgang mit anderen Menschen: D. wahren; Aber bald fand Kari heraus, dass Jeannine auch bei dieser Freundschaft D. hielt, niemanden ließ sie allzu nah an sich heran (Lederer, Bring 95); Wäre es Adenauer gelungen, de Gaulle gegenüber ein wenig mehr Skepsis und D. walten ... zu lassen (Dönhoff, Ära 115); er blieb immer auf D. 3. (Leichtathletik, Rennsport) zurückzulegende Strecke: die kurze D. vorziehen; gegen Ende der D. fiel er zurück; ein Lauf über eine D. von 1 000 m; Die großen internationalen Zuverlässigkeitsfahrten, die über lange -en gingen (Frankenberg, Fahren 7). 4. (Boxen) a) durch die Reichweite der Arme bestimmer Abstand zwischen den Boxern im Kampf: auf D. gehen; b) vorgesehene Rundenzahl eines Kampfes: der Titelkampf ging über die volle D. (wurde nicht vorzeitig entschieden); Ü der neue Stürmer hat erst einmal über die volle D. gespielt (wurde sonst ausgewechselt od. erst im Laufe des Spiels eingewechselt).
Universal-Lexikon. 2012.