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Geschlechtsorgane
I
Geschlechtsorgane
 
(Fortpflanzungsorgane, Genitalien, Genitalorgane, Geschlechtsteile, Sexualorgane): Sammelbezeichnung für alle der geschlechtlichen Fortpflanzung dienenden Organe. Bei den Tieren und beim Menschen stellen sie gleichzeitig die primären Geschlechtsmerkmale dar. Sie werden eingeteilt in primäre und sekundäre sowie innere und äußere Geschlechtsorgane: Primäre Geschlechtsorgane sind nur die Keimdrüsen (Eierstöcke beziehungsweise Hoden), die zu den inneren Geschlechtsorganen gehören. Sie bilden die Keimzellen und die für die Fortpflanzungsvorgänge notwendigen Geschlechtshormone. Alle übrigen Geschlechtsorgane sind sekundäre Geschlechtsorgane. Diese dienen der Paarung zur inneren Befruchtung und der Entwicklung und Geburt des Kindes. Zu den inneren Geschlechtsorganen gehören hier bei der Frau Eileiter, Gebärmutter und Scheide nebst Bartholin-Drüsen. Beim Mann sind es Nebenhoden, Samenleiter, Bläschendrüsen, Vorsteherdrüse und Cowper-Drüsen. Die äußeren Geschlechtsorgane sind beim Mann Glied und Hodensack, bei der Frau die Vulva mit Kitzler, großen Schamlippen und kleinen Schamlippen und der Scheidenvorhof. Während die männlichen äußeren Geschlechtsorgane schon beim Säugling unübersehbar sind, trifft das für die weiblichen nicht zu: Beim kleinen Mädchen verbergen sich die kleinen Schamlippen und der Kitzler in der Schamspalte zwischen den großen Schamlippen, was auch bei den meisten Mädchen und Frauen nach der Pubertät der Fall ist. Mit einem Spiegel können sie aber bequem angeschaut und untersucht werden.
 
Die Brüste beziehungsweise Milchdrüsen, die zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen zählen, sind keine Geschlechtsorgane, sie werden allenfalls akzessorische Geschlechtsorgane genannt.
II
Geschlechtsorgane,
 
Genitalorgane, Genitali|en, Generationsorgane, Geschlechtsteile, Fortpflanzungsorgane, die unmittelbar der geschlechtlichen Fortpflanzung dienenden Organe der Lebewesen. Aufgaben der Geschlechtsorgane beim Menschen und den vielzelligen Tieren sind Bildung und Ausleitung der Gameten, Begattung (nur bei innerer Besamung), Schutz und Ernährung des Embryos (nur bei Viviparie und Ovoviviparie), Bildung von Geschlechtshormonen. In der Regel sind die Geschlechtsorgane in drei Abschnitte gegliedert: Keimdrüsen (Gonaden), Ausführgänge (zum Teil mit Anhangdrüsen) und Begattungsorgane; Letztere werden als äußere Geschlechtsorgane, Gonaden und Ausführgänge als innere Geschlechtsorgane bezeichnet.
 
Die männlichen Gonaden beim Menschen sind die Hoden. Ihr Ausführgang (Samenleiter) setzt sich in den Samenstrang fort, der durch den Leistenkanal in die Bauchhöhle gelangt und zum Harnblasengrund zieht, wo er sich zur Ampulle erweitert. Er verengt sich dann und vereinigt sich mit dem Ausführgang der paarigen Bläschendrüse (Samenbläschen) zum gemeinsamen Ausspritzgang; dieser mündet in den Teil der Harn-Samen-Röhre, der von der Prostata umgeben wird. Die Ausführungsgänge der Cowper-Drüsen münden in die Harnröhre. Das Sekret von Bläschendrüse und Prostata wird den Samenzellen beigemischt, das der Cowper-Drüsen wird bereits bei der Erektion entleert. Begattungsorgan ist der Penis.
 
Die weiblichen Gonaden sind die Eierstöcke; die Ausführgänge sind Eileiter und Scheide, Fruchthalter ist die Gebärmutter. - Die äußeren Geschlechtsorgane (Scham, Vulva oder Cunnus) bestehen aus den großen und den kleinen Schamlippen und dem Kitzler. Die kleinen Schamlippen umgrenzen den Scheidenvorhof, in den Scheide und Harnröhre einmünden. Ein Vorhofsekret wird von den Bartholin-Drüsen geliefert. Am Scheideneingang befindet sich im jungfräulichen Zustand eine sehr unterschiedlich geformte Schleimhautfalte (Jungfernhäutchen, Hymen).
 
Oberhalb der äußeren Geschlechtsorgane bildet die Haut über den Schambeinen ein dickes Fettpolster, den Schamberg (Mons pubis) mit reichlichem Haarwuchs (Schamhaare, Pubes, mit horizontalem Abschluss beim weiblichen und spitz zum Nabel zulaufenden Grenzen beim männlichen Geschlecht).
 
Die Geschlechtsorgane der Tiere bestehen aus den die Keimzellen bildenden Gonaden und ihren Ausführgängen (Gonodukte); im männlichen Geschlecht sind es Hoden und Samenleiter, im weiblichen Eierstöcke und Eileiter. Bei lebend gebärenden Tieren ist der untere Abschnitt des Eileiters zu einem Keimbehälter (Gebärmutter, Uterus) erweitert, in dem das befruchtete Ei sich zum geburtsreifen Jungtier entwickelt. In die Gonodukte mündende Anhangdrüsen liefern z. B. Gleitflüssigkeit für die Samenzellen oder Sekret zur Eischalenbildung. Im Bereich der Geschlechtsöffnungen (Mündungen der Ausführgänge) finden sich oft die äußeren Geschlechtsorgane, z. B. die Begattungsorgane.
 
Gonaden: Bei vielen Tieren werden die Geschlechtsdrüsen paarig angelegt. Die Eierstöcke liegen stets im Körperinneren. Bei manchen Säugetieren wandern die Hoden während der Brunstzeit in sackförmige Ausstülpungen der Bauchwand ein (Fledermäuse, viele Nagetiere), bei anderen liegen sie dauernd in einem aus dem Körper herausragenden Hodensack (z. B. Pferde, Wiederkäuer, viele Raubtiere, Affen).
 
Ausführgänge: Oft übernehmen Exkretionsorgane die Ausleitung der Geschlechtsprodukte. Bei den Wirbeltieren besteht zwischen Geschlechts- und Exkretionsorgan eine besonders enge funktionelle Beziehung (Urogenitalsystem), v. a. im männlichen Geschlecht. Teile der embryonalen Nierenanlage wandeln sich zu Ausführgängen der Geschlechtsorgane um. Der Urnierengang (Wolff-Gang) dient z. B. bei vielen niederen Wirbeltieren als Harn-Samen-Leiter, bei höheren Wirbeltieren nur mehr als Samenleiter, während der Harn dann über den neu gebildeten Harnleiter (sekundärer Harnleiter, Ureter) abfließt. Auch der Nebenhoden ist ein umgewandelter Teil der Urniere. Fehlen die Ausführgänge, gelangen die Keimzellen direkt in die Leibeshöhle und von dort durch Poren in das Freie, z. B. bei Neunaugen; selten gelangen die Keimzellen durch Platzen der Körperwand nach außen.
 
Begattungsorgane: Mithilfe der Begattungsorgane wird der Samen (Sperma) in den weiblichen Körper gebracht; meist wird dazu das Begattungsglied (Penis, Rute, Phallus, Cirrus) in die weibliche Geschlechtsöffnung eingeführt. Manche Gliederfüßer verwenden dazu ihre Gonopoden, Spinnenmännchen übertragen das Sperma mit ihrem Mundtaster, manche Milben mit ihren scherenförmigen Cheliceren. Bei indirekter Spermatophorenübertragung vieler Urinsekten, Skorpione, Geißelspinnen, Pseudoskorpione, Milben, mancher Tausendfüßer und Salamander setzt das Männchen eine Spermatophore ab, die dann vom Weibchen, oft ohne Beisein des Männchens, aufgenommen wird.
 
Die Geschlechtsorgane der Pflanzen sind die eine oder mehrere Geschlechtszellen bildenden Gametangien. Die männlichen Geschlechtsorgane sind die Antheridien, während die weiblichen bei Algen und Pilzen als Oogonien (Oogonium) und bei den Moosen und Farnpflanzen als Archegonien (Archegonium) bezeichnet werden. Die Geschlechtsorgane der Samenpflanzen sind stark reduziert, lassen sich jedoch morphologisch auf die Antheridien und Archegonien zurückführen.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Geschlechtsorgane des Mannes: Hoden
 
Geschlechtsorgane des Mannes: Prostata und Penis
 
Geschlechtsorgane der Frau: Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und Scheide
 
Geschlechtsorgane der Frau: Erkrankungen
 

Universal-Lexikon. 2012.