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Gibbons
I
Gịbbons
 
[französisch], Singular Gịbbon der, -s, Langarmaffen, Kleine Menschenaffen, Hylobatidae, Familie der Herrentiere mit sieben Arten in den Urwäldern Südostasiens; Körperlänge etwa 45-90 cm, schlanker, schwanzloser Körper mit sehr langen Armen; der kleine Kopf ist rundlich, ohne vorspringende Schnauze; das Fell ist sehr dicht und seidig weich. Gibbons leben in Einehe, in Familien mit bis zu vier Jungaffen. Meist morgens geäußerte, arttypische Gesänge dienen der territorialen Abgrenzung gegen die Nachbarn. Beim Siamang und dem männlichen Schopfgibbon wird die Stimme durch dumpfe, beim Aufblähen des Kehlsacks gebildete Laute ergänzt. Gibbons sind Waldbewohner und ernähren sich von Früchten, Blättern, Vogeleiern und Kleintieren. Sie sind für das Baumleben hoch spezialisierte flinke Hangelkletterer, die häufig über 10 m weite Sprünge ausführen. Am Boden laufen die Tiere auf zwei Beinen, mit den Armen balancierend. Gibbons bringen etwa alle 2 Jahre nach 210 Tagen Tragzeit ein Junges zur Welt, die Geschlechtsreife tritt mit etwa 7 Jahren ein.
 
Zur Gattung Hylobates (Gibbons im engeren Sinn) gehören der in den Wäldern Hinterindiens lebende Hulock (Weißbrauengibbon, Hylobates hoolock), Körperlänge bis 64 cm, schwarzes Fell mit weißer Stirnbinde; stark im Bestand gefährdet ist der nur noch auf Hainan und in Vietnam vorkommende Schopfgibbon (Hylobates concolor), schwarz bis gelbbraun, Männchen mit ausgeprägtem Schopf auf dem Scheitel; ein unbehaartes dunkles Gesicht besitzt der silbergraue, vom Aussterben bedrohte Silbergibbon (Wau-Wau, Hylobates moloch), auf Java und Borneo beheimatet. Der Ungka (Unka, Hylobates agilis) lebt in den Wäldern Malakkas und Sumatras, er ist dunkelbraun bis blassgelb gefärbt. Eine bekannte Art ist der Weißhandgibbon (Lar, Hylobates lar), bei variierender Fellfarbe sind Hand- und Fußoberseite stets weiß.
 
Zur Gattung Siamang (Symphalangus) gehören zwei Arten, von denen die kleinere, Zwergsiamang (Symphalangus klossi), in ihren Beständen bedroht ist; die Art Siamang im engeren Sinn (Symphalangus syndactylus), bis 60 cm groß, lebt in den Bergwäldern Sumatras, Malakkas und Thailands; ihr Fell ist langhaarig und einfarbig schwarz.
 
II
Gibbons
 
['gɪbənz],
 
 1) Grinling, englischer Bildhauer und Holzschnitzer, * Rotterdam 4. 4. 1648, ✝ London 3. 8. 1721; ab 1671 Hofbildhauer des englischen Königs Karl II. Gibbons schnitzte in virtuos detaillierender Technik u. a. Teile der Innenausstattung der königlichen Schlösser Windsor und Hampton Court sowie das Chorgestühl der Saint Paul's Cathedral in London. Er schuf auch monumentale Bildwerke in Marmor (Grabmal des Sir Cloudesley Shovel, 1707; London, Westminster Abbey) und Bronze (Reiterdenkmal Jakobs II., 1686; London, Trafalgar Square).
 
 2) James, amerikanischer katholischer Theologe, * Baltimore (Maryland) 23. 7. 1834, ✝ ebenda 24. 3. 1921, 1861 Priesterweihe; war während des Bürgerkriegs (1861-65) freiwillig als Militärkaplan tätig; wurde, 1868 zum Bischof geweiht, erster Apostolischer Vikar von North Carolina; nahm als jüngster Bischof am 1. Vatikanischen Konzil teil; war seit 1872 Bischof von Richmond, seit 1877 Erzbischof von Baltimore und Primas der Vereinigten Staaten, seit 1886 Kardinal. Gibbons vertrat gegenüber der Kurie eine »Öffnung« der Kirche zur modernen amerikanischen Gesellschaft, betonte die Trennung von Staat und Kirche in den USA und war der einflussreichste Förderer des Amerikanismus.
 
 3) Orlando, englischer Komponist, getauft Oxford 25. 12. 1583, ✝ Canterbury 5. 6. 1625; war Organist der Chapel Royal, Hofvirginalist und Organist von Westminster Abbey; neben W. Byrd und J. Bull führender Vertreter der englischen Virginalisten. In seiner Vokalmusik sind italienische Einflüsse wirksam. Er komponierte Werke für Tasteninstrumente (Fantasien, Tanz- und Variationssätze) und drei- bis sechsstimmige Fantasien (Fancies) für Violen; daneben etwa 40 Anthems, 17 Hymnen (1623), Psalmen sowie 20 fünfstimmige Madrigale (1612).
 
Literatur:
 
E. H. Fellowes: O. G. and his family (London 21951, Nachdr. Oxford 1970, mit Werk-Verz.).
 
 4) Stella Dorothea, englische Schriftstellerin, * London 5. 1. 1902, ✝ ebenda 19. 12. 1989; beschreibt in Romanen und Kurzgeschichten mit Sympathie und Ironie die zumeist bitteren Lernprozesse ihrer schüchternen Heldinnen im Londoner Künstlermilieu. In ihrem erfolgreichsten Roman »Cold Comfort Farm« (1932) parodiert sie Liebesromane aus dem ländlichen Milieu.
 
Weitere Werke: Romane: Enbury heath (1935); Nightingale wood (1938; deutsch Das Nachtigallenwäldchen); Westwood, or the gentle powers (1946); The wolves were in the sledge (1964); The charmers (1965); Starlight (1967); The snowwoman (1969); The woods in winter (1970).
 
Erzählungen: Conference at Cold Comfort Farm (1949).
 
Gedichte: Collected poems (1950).

Universal-Lexikon. 2012.