Gotenkriege
Die 376 erfolgte Ansiedlung von Westgoten in der Diözese Thrakien führte noch im gleichen Jahr aufgrund technischer Schwierigkeiten und korrupter römischer Verwaltung bei der Versorgung der Goten zum Konflikt: Westgoten und über die Donau eingefallene Ostgoten, Alanen und Hunnen zogen plündernd durch Thrakien, ihnen schlossen sich Sklaven, Bergwerksarbeiter und Kolonen (hörige Bauern) der Provinz an. Kaiser Valens entschloss sich 377, selbst einzugreifen, traf jedoch, mit Kämpfen gegen die Perser beschäftigt, erst Mitte 378 in Thrakien ein. Gratian, seit 367 zweiter Kaiser im Westen, sowie seine Generäle kamen wegen eines Alamannenfeldzugs im Schwarzwald nicht rechtzeitig zur Verstärkung gegen die Goten.
Am 9. August 378 wagte Valens - offenbar unterschätzte er die Zahl der gegnerischen Truppen - bei Adrianopel die Schlacht. Die römische Niederlage war vernichtend, Valens fiel; die Donaugrenze kam nie mehr völlig unter römische Kontrolle. Die Wirkung dieses Ereignisses auf die Zeitgenossen war gewaltig. Für Hieronymus und den Kirchenhistoriker Rufin war sie der Anfang vom Ende des Römischen Reiches.
Vier Jahre später kam es zu einem Epoche machenden Friedensvertrag zwischen Kaiser Theodosius I. (379-95) und den Westgoten. Die Germanen erhielten ein geschlossenes Siedlungsland im Norden der Diözese Thrakien und wurden dabei als erstes Volk auf römischem Reichsgebiet als völkerrechtliches Subjekt behandelt: Sie lebten unter eigenen Führern und Gesetzen, waren von der Steuer befreit und sollten Rom im Kriegsfall gegen Bezahlung Waffenhilfe leisten.
Universal-Lexikon. 2012.