Gütersloh,
1) Kreisstadt in Nordrhein-Westfalen, im östlichen Teil der Westfälischen Tieflandsbucht unweit des Teutoburger Waldes, 78 m über dem Meeresspiegel, 93 000 Einwohner; Botanischer Garten, Stadtmuseum, Freilichtbühne. Druckerei- und Verlagswesen sowie Medienindustrie, Nahrungsmittelindustrie (Fleischwaren), Herstellung von Frottierwaren und Haushaltsmaschinen, Holz- (Möbel) und Metallverarbeitung; NATO-Flugplatz, britische Garnison.
Im Ortskern Fachwerkhäuser des 17.-19. Jahrhunderts. Evangelische Martin-Luther-Kirche (1857-61), eine neugotische Hallenkirche mit schlanken Bündelpfeilern und gusseisernen Emporen (1859); Peter Friedeberg errichtete 1982-84 die Stadtbibliothek.
Gütersloh, ursprünglich Kirchdorf im Hochstift Osnabrück, kam 1565 an die Grafschaft Rheda, 1815 an Preußen. Seit 1825 ist Gütersloh Stadt, seit 1973 Kreisstadt.
2) Kreis im Regierungsbezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, 967 km2, 342 900 Einwohner. Das Kreisgebiet liegt im östlichen Münsterland und umfasst v. a. die sandigen, waldarmen Ebenen an der oberen Ems (mit der Senne). Nach Norden reicht es über den waldreichen Kamm des Teutoburger Waldes bis ins fruchtbare Ravensberger Hügelland. Es ist stark industriell-gewerblich ausgerichtet. Schwerpunkte der industriellen Produktion sind Fleisch- und Süßwaren, Haushaltsgeräte, Elektroartikel, Möbel sowie Bücher und Schallplatten.
Gütersloh,
Albert Paris, eigentlich Albert Conrad Kiehtreiber, österreichischer Maler und Schriftsteller, * Wien 5. 2. 1887, ✝ Baden (bei Wien) 16. 5. 1973; war Schüler von G. Klimt; Bühnenbildner, Schauspieler, Journalist, Regisseur, dann Professor in Wien (Kunstgewerbeschule, Akademie der bildenden Künste); begann mit dem den Expressionismus mit begründenden Roman »Die tanzende Törin« (1910); 1918/19 mit F. Blei Herausgeber der Zeitschrift »Die Rettung«; die späteren Werke verbinden Katholizismus und antik-heidnische Sinnenfreudigkeit. Hauptwerk ist der von Gütersloh als »Universalchronik« und »katholische Chronik« verstandene Roman »Sonne und Mond« (1962); der (von ihm selbst illustrierte) Roman »Die Fabel von der Freundschaft« (1969) bietet eine Version des Faust-Stoffes.
Gütersloh malte sowohl miniaturhafte, anspielungsreiche Szenen als auch großformatige Tafelbilder (Landschaften, Stillleben) sowie Porträts in Öl. Gütersloh gilt als Anreger der Wiener Schule des fantastischen Realismus.
Weitere Werke: Erzählprosa: Innozenz oder Sinn und Fluch der Unschuld (1922); Der Lügner unter Bürgern (1922); Kain und Abel (1924); Eine sagenhafte Figur (1946); Die Fabeln vom Eros (1947); Laßt uns den Menschen machen (1962).
Lyrik: Musik zu einem Lebenslauf (1957); Treppe ohne Haus oder Seele ohne Leib (herausgegeben 1974).
Essays: Die Rede über Blei oder Der Schriftsteller in der Katholizität (1922); Zur Situation der modernen Kunst (1963).
S. Radax-Ziegler: Labyrinthe der Liebe. A. P. G. u. Milena Hutter (Wien 1988).
Universal-Lexikon. 2012.