Keyserling,
Keyserlingk, westfälisches Stadtgeschlecht, erstmals 1300 urkundlich erwähnt, seit 1494 in Kurland belegt. Die ostpreußische Linie Rautenburg wurde 1744, die westpreußische Linie Neustadt 1777 in den preußischen Grafenstand erhoben. - Bedeutende Vertreter:
1) Eduard Graf von, Schriftsteller, * Schloss Paddern (Kurland) 14. oder 15. 5. 1855, ✝ München 28. 9. 1918, Onkel von 2); lebte ab 1895 als freier Schriftsteller in Wien. Keyserling gilt als Meister impressionistischer Prosa und als stilsicherer Schilderer der kurländischen Landschaft und des baltischen Adels.
Werke: Romane: Die dritte Stiege (1892); Dumala (1908); Wellen (1911); Abendländische Häuser (1914); Feiertagskinder (herausgegeben 1919).
Erzählungen, Novellen: Fräulein Rosa Herz (1887); Beate und Mareile (1903); Schwüle Tage (1906); Am Südhang (1916); Fürstinnen (1917).
Dramen: Ein Frühlingsopfer (1900); Der dumme Hans (1901); Peter Hawel (1904); Benignens Erlebnis (1906).
Ausgabe: Werke, herausgegeben von R. Gruenter (1973).
I. Schwalb: E. v. K. (1993).
2) Hermann Graf, Philosoph, * Könno (Livland) 20. 7. 1880, ✝ Innsbruck 26. 4. 1946, Neffe von 1). Nach naturphilosophischen Anfängen entwickelte Keyserling eine auf die Überwindung des Gegensatzes zwischen Geist und Leben, Intellekt und Seele zielende Philosophie der »Sinn«-Erkenntnis, die er besonders als Kulturpsychologe und Geschichtsphilosoph ausbaute. In seinem »Reisetagebuch eines Philosophen« (1919, 2 Bände) versuchte er zu zeigen, wie fremde Kulturen (Indien, China) durch Erfassen ihres Sinnes für unser geistiges Sein fruchtbar gemacht werden können. In seiner 1920 in Darmstadt gegründeten »Schule der Weisheit« wollte er den Menschen durch schöpferische Erkenntnis zur Selbstverwirklichung führen und damit auch eine Erneuerung des modernen Lebens bewirken.
Universal-Lexikon. 2012.