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Lagarde
Lagarde
 
[la'gard], Paul Anton de, eigentlich P. A. Bọ̈tticher, Orientalist und Kulturphilosoph, * Berlin 2. 11. 1827, ✝ Göttingen 22. 12. 1891; befasste sich v. a. mit der Erforschung der Septuaginta und veröffentlichte seit 1847 syrische, koptische, arabische, lateinische und griechische Handschriften aus der alten Kirche. 1869 wurde Lagarde Professor für Orientalistik in Göttingen. Neben seinen Studien zur Entstehung der Septuaginta, widmete er sich politischen und kulturhistorischen Fragen. Er kritisierte die Kirche seiner Zeit, die sich von den Idealen Jesu entfernt habe, und plädierte für eine nationale, die Konfessionen überwindende Kirche. Daher rührte auch seine Abneigung gegen das Judentum: In einer Nation dürfe »nur eine Seele vorhanden sein«; die Juden könnten allerdings durch eine nationale Einstellung ihre »religiöse und volkstumsmäßige Andersheit« kompensieren. Das Werk Lagardes stand im Nationalsozialismus in hohem Ansehen, wobei besonders sein Antijudaismus Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie (A. Rosenberg) wurde.
 
Werke: Gesammelte Abhandlungen (1866); Symmicta, 2 Bände (1877-80); Semitica, 2 Teile (1878-79); Deutsche Schrift., 2 Bände (1878-81); Orientalia, 2 Bände (1879-80); Mitteilungen, 4 Bände (1884-91).
 
Literatur:
 
J. Favrat: La pensée de P. de L. (Diss. Paris 1976);
 F. Stern: Kulturpessimismus als polit. Gefahr. Eine Analyse nat. Ideologie in Dtl. (Neuausg. 1986).
 

Universal-Lexikon. 2012.