Rosenberg,
1) Stadt in der Slowakischen Republik, Ružomberok.
2) polnisch Susz [suʃ], Stadt in der Woiwodschaft Ermland-Masuren (bis 1998 in der aufgelösten Woiwodschaft Elbląg [Elbing]), Polen, im früheren Westpreußen, 5 700 Einwohner; Holzverarbeitung, Nahrungsmittelindustrie.
Das 1305 gegründete Rosenberg erhielt 1315 Culmer Recht. Rosenberg kam 1945 unter polnische Verwaltung, die Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 (in Kraft seit 16. 1. 1992) anerkannt.
3) polnisch Olesno [o'lɛsnɔ], Kreisstadt in der Woiwodschaft Opole (Oppeln), Polen, bis 1998 Stadt in der aufgelösten Woiwodschaft Częstochowa (Tschenstochau), in Oberschlesien, 10 600 Einwohner; Getreidemühlen, Armaturen-, Möbelbau, Baustoff-, Textilindustrie.
Spätgotische Holzkirche Sankt Anna (1518).
Im 12. Jahrhundert bestand auf dem Gelände der heutigen Stadt die slawische Siedlung Olešno. 1226 wird eine Zollstation erwähnt, die seit 1274 als Sitz eines Kastellans bezeugt ist. Die hier entstandene Siedlung erhielt 1275 Stadtrecht. Rosenberg kam 1945 unter polnische Verwaltung, die Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 (in Kraft seit 16. 1. 1992) anerkannt.
Rosenberg,
1) Alfred, Politiker und Publizist, * Reval (heute Tallinn) 12. 1. 1893, ✝ (hingerichtet) Nürnberg 16. 10. 1946; Architekt, kam 1918 nach München, gehörte zur Thulegesellschaft und zum Kreis um D. Eckart, durch den er 1919 zur (Nationalsozialistischen) Deutschen Arbeiterpartei stieß; wurde 1923 Hauptschriftleiter des Parteiorgans »Völkischer Beobachter« und war am Hitlerputsch (1923) beteiligt. Beeinflusst von den rassistischen Ideen J. A. Gobineaus und H. S. Chamberlains entwickelte Rosenberg eine Ideologie, die v. a. durch Ablehnung des Bolschewismus sowie Antisemitismus und Aversion gegen Christentum und (v. a. römisch-katholische) Kirche gekennzeichnet war. Obwohl bald einer der führenden Parteiideologen und während A. Hitlers Haftzeit 1924 Führer der NSDAP-Ersatzorganisation »Großdeutsche Volksgemeinschaft«, blieb Rosenberg ein Außenseiter in der NSDAP; er gründete 1929 den »Kampfbund für deutsche Kultur«, war ab 1930 Herausgeber der »Nationalsozialistischen Monatshefte«. In seinem Hauptwerk »Der Mythus des 20. Jahrhunderts« (1930) suchte Rosenberg, der sich als Hüter der nationalsozialistischen Weltanschauung verstand, seine rassistische Geschichtsdeutung durch Mystizismus religiös zu überhöhen. - Rosenberg führte ab 1933 als Reichsleiter das Außenpolitische Amt der NSDAP (»Amt Rosenberg«) und war ab 1934 zugleich »Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP«. Seine Idee einer nationalsozialistischen Universität (»Hohe Schule«) wurde ab 1940 nur ansatzweise verwirklicht. Rosenberg ließ ab 1939 für sein »Institut zur Erforschung der Judenfrage« v. a. jüdische Bibliotheken und Archive plündern; er leitete ab Oktober 1940 den Raub von Kunstschätzen und Kulturgütern aus den besetzten Ländern. Am 17. 7. 1941 zum »Reichsminister für die besetzten Ostgebiete« ernannt, konnte Rosenberg sich aber weder gegen H. Himmler noch die ihm formal unterstellten Reichskommissare behaupten. Seine Politik der Gettoisierung und Ausrottung unterschied sich dabei im Ziel nicht von der des Reichssicherheitshauptamts (RSHA). 1946 wurde er in Nürnberg zum Tod verurteilt.
Werke: Letzte Aufzeichnungen. Ideale und Idole der nationalsozialistischen Revolution (herausgegeben 1955); Das politische Tagebuch A. Rosenbergs aus den Jahren 1934/35 und 1939/40, herausgegeben von H.-G. Seraphim (herausgegeben 1956).
R. Bollmus: Das Amt R. u. seine Gegner (1970);
R. Baumgärtner: Weltanschauungskampf im Dritten Reich. Die Auseinandersetzung der Kirchen mit A. R. (1977);
H. Iber: Christl. Glaube oder rass. Mythus. Die Auseinandersetzung der Bekennenden Kirche mit A. R.s »Der Mythus des 20. Jh.« (1987);
A. Molau: A. R. Der Ideologe des Nationalsozialismus. Eine polit. Biogr. (1993).
2) [englisch 'rəʊzənbəːg], Ethel und Julius, wegen Atomspionage angeklagtes und 1951 zum Tode verurteiltes amerikanisches Ehepaar, * New York City 28. 9. 1915 beziehungsweise * ebenda 12. 5. 1918, ✝ (hingerichtet) Ossining (N. Y.) 19. 6. 1953; Ȋ seit 1939. J. Rosenberg, 1945 aus seiner Stellung als Ingenieur beim U. S. Army Signal Corps (Nachrichtentruppen) wegen KP-Mitgliedschaft entlassen, wurde im Zusammenhang mit der Enttarnung des Atomspions K. Fuchs im Sommer 1950 verhaftet, kurz darauf auch seine Frau. Im März 1951 vor Gericht gestellt, wurden beide der Weitergabe von amerikanischen Atomgeheimnissen an die Sowjetunion beschuldigt (nach 1995 freigegebenen Unterlagen über den abgehörten Funkverkehr sowjetisch diplomatischer Vertretungen waren die Rosenbergs tatsächlich in bescheidenem Maße, E. Rosenberg wohl nur als Mitwisserin, in Spionageaktivitäten verwickelt). Die Anklage stützte sich v. a. auf die Aussage von David Greenglass, dem Bruder von E. Rosenberg, der 1944/45 im Kernwaffenforschungszentrum von Los Alamos beschäftigt war und Informationen beschafft hatte. Der Prozess gegen die Rosenbergs stand im Zeichen des politischen Klimas des McCarthyism; trotz starker internationaler Proteste wurden beide 1953 im Gefängnis von Sing Sing auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.
3) Hans, Historiker, * Hannover 26. 2. 1904, ✝ Freiburg im Breisgau 26. 6. 1988; Schüler F. Meineckes; emigrierte 1933 zunächst nach Großbritannien, 1935 in die USA, wo er zuletzt an der Universität Berkeley lehrte; 1977 kehrte er nach Deutschland zurück. Rosenberg widmete sich besonders Problemen der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (»Große Depression und Bismarckzeit«, 1967).
4) ['ruːsənbærj], Hilding Constantin, schwedischer Komponist, * Bosjökloster (Verwaltungsbezirk Malmöhus) 21. 6. 1892, ✝ Stockholm 19. 5. 1985; studierte u. a. bei W. Stenhammar. Rosenberg entwickelte seinen Stil aus der schwedischer Romantik und unter dem Eindruck der Musik von M. Reger und J. Sibelius, seit 1950 bezog er auch die Zwölftontechnik ein. Er schrieb Opern, Ballette, sieben Sinfonien (1917-68), zwei Violinkonzerte (1924, 1951), 12 Streichquartette, Klaviermusik, Kantaten, Motetten, Lieder und Oratorien.
5) ['rəʊzənbəːg], Isaac, englischer Lyriker, * Bristol 25. 11. 1890, ✝ (gefallen) bei Arras 19. 4. 1918; Sohn russisch-jüdischer Einwanderer; bekannt wurden v. a. seine realistisch auf die Erfahrung des Ersten Weltkrieges reagierenden Gedichte.
J. Cohen: Journey to the trenches. The life of I. R. (London 1975).
6) Leo, Zivilrechtslehrer, * Fraustadt 7. 1. 1879, ✝ München 18. 12. 1963; 1912-1932 Professor in Gießen, danach in Leipzig, 1934 vom nationalsozialistischen Regime wegen jüdischer Abstammung aus dem Amt gedrängt, ab 1946 Professor in München. Rosenberg galt als der bedeutendste deutsche Zivilprozesslehrer seiner Zeit, der mit seinen Werken Wissenschaft und Rechtsprechung maßgeblich beeinflusste.
Werke: Die Beweislast nach der Civilprozessordnung und dem Bürgerlichen Gesetzbuche (1900); Stellvertretung im Prozeß (1908); Lehrbuch des Deutschen Zivilprozessrechts (1927).
7) Ludwig, Gewerkschaftsführer, * Berlin 29. 6. 1903, ✝ Düsseldorf 23. 10. 1977; kaufmännischer Angestellter, war bis 1933 im Gewerkschaftsbund der Angestellten tätig. 1933 Emigration nach Großbritannien, Lehrer in der britischen Arbeiterbildung und freier Journalist. Seit 1949 Mitglied des Bundesvorstandes, 1959 stellvertretender Vorsitzender, 1962-69 Vorsitzender des DGB.
Universal-Lexikon. 2012.