Lụblin,
1) Hauptstadt der Woiwodschaft Lublin, Polen, Stadtkreis und Kreisstadt im Lubliner Hügelland, 165-240 m über dem Meeresspiegel, zwischen Weichsel und Bug, 356 000 Einwohner; Industrie-, Wissenschafts- und Kulturzentrum in Ostpolen, katholischer Erzbischofssitz; katholische Universität (gegründet 1918), Marie-Curie-Skłodowska-Univ. (gegründet 1944), TU (1953 gegründet), medizinische und landwirtschaftliche Akademie, Priesterseminar, Institute, Museen, Philharmonie und Theater. Lkw-Fabrik (seit 1955), Landmaschinenbau, Nahrungsmittel-, chemische, Textilindustrie; Verkehrsknoten.
Von den Stadtmauern sind nur Reste erhalten, u. a. das Krakauer Tor (16. Jahrhundert). Am Marktplatz das Alte Rathaus (16./17. Jahrhundert; 1781 im klassizistischen Stil umgebaut) und Bürgerhäuser im Stil der Renaissance; unweit der barocke Dom (1592-1604; 1819 umgebaut) und das Dominikanerkloster mit Kirche (ursprünglich spätgotisch, 1574 und mit Unterbrechungen bis 1662-68 als Hallenkirche mit Seitenkapellen umgebaut). Die Burg ließ Kasimir der Große im 14. Jahrhundert bauen; sie wurde im 18./19. Jahrhundert zerstört und im 19. Jahrhundert neu errichtet (heute Museum); ihre ältesten erhaltenen Teile sind ein runder Turm (13. Jahrhundert) und die gotische Burgkapelle (um 1385) mit byzantinisch-ruthenischer Malerei. Bernhardinerkirche (1557-69 errichtet, im 17. Jahrhundert umgebaut; Fassade neoklassizistisch, 1827), Karmeliterinnenkloster mit barocker Kirche (1635-44) sowie Adelspaläste; bemerkenswerte Jugendstilbauten.
Lublin, im 12. Jahrhundert polnische Burg mit Suburbium, erhielt 1317 Magdeburger Stadtrecht, 1383 ein Handelsprivileg und war ab 1413 Versammlungsort des polnischen und litauischen Adels. 1474 wurde es Hauptstadt einer neuen Woiwodschaft. Im 15. und 16. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einem wirtschaftlichen und geistigen Zentrum. 1569 wurde hier die Union von Lublin (Polen, Geschichte) geschlossen. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts sank die Bedeutung der Stadt (durch Kriege, Plünderungen); 1795 fiel sie an Österreich, kam 1809 zum Herzogtum Warschau und 1815 an Kongresspolen. Erst der Eisenbahnanschluss (1877) und die Ansiedlung von Industrie brachten einen neuen Aufschwung. Im Ersten Weltkrieg war Lublin 1915-18 Sitz des österreichischen Generalgouverneurs, 1918 der ersten polnischen Regierung. Während des Zweiten Weltkriegs, in dem Lublin im September 1939 von deutschen Truppen besetzt wurde und bis 1944 zum Generalgouvernement gehörte, gab es in der Stadt ein Getto (1941 errichtet, 1942 Deportation und Ermordung fast aller Juden); im Vorort (heute Stadtteil) Majdanek befand sich ein nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager. Im Juli 1944 wurde Lublin von der Roten Armee eingenommen und war bis Januar 1945 Sitz des Lubliner Komitees.
2) Woiwodschaft L.Lublin, poln.polnisch Województwo Lubelskie [woje'wudztwɔ -skiə], Woiwodschaft im Osten Polens, 25 115 km2, 2,24 Mio. Einwohner.
Universal-Lexikon. 2012.