Luft- und Raumfahrtindustrie,
Abkürzung LRI, Zweig der Investitionsgüterindustrie zur Entwicklung, Herstellung und Betreuung (z. B. Wartung, Kampfwertsteigerung) von zivilen und militärischen Luftfahrzeugen, Raketen, Satelliten, Drohnen u. a. Flugkörpern sowie deren Ausrüstung. Die LRI wird untergliedert in die Herstellergruppen System-, Triebwerks-, Ausrüstungs- und Werkstoffindustrie. Sie gilt als Hochtechnologiebranche mit einem hohen Aufwand für Forschung und Entwicklung sowie einem hohen Anteil an wissenschaftlich-technischen Arbeitskräften. Weitere Charakteristika sind die außerordentlich langen Planungs-, Entwicklungs- und Vorfinanzierungsphasen, hohe Kostenintensität und großes Risiko hinsichtlich der Entwicklung. Daraus ergibt sich eine hohe Abhängigkeit der Branche von staatlichen Rahmenbedingungen, beispielsweise in der Technologieförderung oder beim Export von Produkten der LRI. Interessenvertretungsorgan der LRI in Deutschland ist der Bundesverband der Deutschen LRI e. V. (BDLI, Sitz: Bonn).
Die ersten Betriebe in Deutschland entstanden 1906-12 entweder als Neugründungen (E. W. Huth, C. Dornier, A. H. G. Fokker, H. Junkers, E. Rumpler) oder als Sonderabteilungen bereits bestehender Maschinenfabriken (u. a. Adlerwerke; Benz & Cie., Daimler-Motorengesellschaft, heute Daimler-Benz AG; Bayerische Flugzeugwerke AG, zwischenzeitlich bei BMW). Zu Beginn des Ersten Weltkrieges ging man von der Einzel- zur Serienfertigung über. Die Baubeschränkungen des Versailler Vertrages ließen die Branche stark schrumpfen, doch war sie auch ohne staatlicher Unterstützung in den 1920er-Jahren durch den Bau zuverlässiger Verkehrsflugzeuge bedeutend am Auf- und Ausbau des Weltluftverkehrs beteiligt. Nach 1933 wurde sie durch staatliche Entwicklungsaufträge intensiv unterstützt.
Das Entwicklungs- und Bauverbot (1945-55) wurde von den Konstrukteuren und Unternehmen durch Flugzeugbau im Ausland (z. B. Dornier in der Schweiz, W. Messerschmitt in Spanien, K. Tank in Argentinien) oder Fertigung anderer Erzeugnisse überbrückt. Mit Gründung der Bundeswehr wandten sich viele der bisherigen Unternehmen dem weiteren Aufbau der LRI zu. Dabei eigneten sie sich mithilfe des Lizenzbaus von Militärflugzeugen entsprechendes Know-how an. Gebaut wurden u. a. die Kampfflugzeuge F 104 G (»Starfighter«), Fiat G 91, F-4 (»Phantom II«), Militärhubschrauber (Bell UH-ID, Sikorsky CH-53 H) sowie das militärische Transportflugzeug Transall C-160. Mit den Hubschraubern Bo 105 und BK 117 (beide MBB), den Kampfflugzeugen Alpha Jet (Dornier GmbH) und MRCA Tornado (MBB) sowie Lenkwaffen (Milan, Kormoran, Sidewinder, Hot, Roland), die in Kooperation v. a. mit amerikanischen, britischen und französischen Partnern entwickelt und produziert wurden, erreichte die deutsche LRI internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Airbus · Drohne · Flugkörper · Flugzeug · Hubschrauber · Rakete · Raumfahrt · Satellit
Jb. der Luftfahrt, Bd. 1-11 (1951-62),
fortgef. u. d. T.: Jb. der Luft- u. Raumfahrt, Bd. 12 ff. (1963 ff.).
Universal-Lexikon. 2012.