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Naogeorgus
Naogeọrgus,
 
Naogeọrg, Thomas, eigentlich T. Kịrchmair, neulateinischer Dichter, * Straubing um 1506, ✝ Wiesloch 29. 12. 1563; verließ 1524 den Dominikanerkonvent in Regensburg und wurde Anhänger M. Luthers, war Pfarrer in Thüringen, Sachsen und Süddeutschland, bis er sich durch radikale, Karlstadt und J. Calvin nahe stehende Lehrmeinungen mit den Lutheranern überwarf und als Wanderprediger umherzog. Naogeorgus kämpfte leidenschaftlich gegen die Laster seiner Zeit, die er besonders im Papsttum verkörpert sah, und formulierte seine Kritik (nur die späten Bibeldramen, u. a. »Judas Iscariotes«, gedruckt 1543-52, sind frei davon) wirkungsvoll in seiner Tendenzdichtung: so in 26 »Satyrae« (1542, gedruckt Basel 1555), womit er als erster Deutscher die Tradition der römischen Verssatire aufnahm, und v. a. in den das lateinische Schuldrama überragenden Tragödien »Pammachius« (1538 für Luther verfasst), »Mercator« (1540) und »Incendia« (1541), die oft gespielt, gedruckt und übersetzt wurden.
 
Ausgabe: Sämtliche Werke, herausgegeben von H.-G. Roloff, auf mehrere Bände berechnet (1975 ff.).
 
Literatur:
 
G. Ellinger: Gesch. der neulat. Lit. Dtl.s im 16. Jh., Bd. 2 (1929, Nachdr. 1969);
 H.-G. Roloff: Zu T. N.s »Satiren«, in: Daphnis, Jg. 16 (Amsterdam 1987).

Universal-Lexikon. 2012.