[- sotʃa-], Abkürzung PSI, deutsch »Italienische Sozialistische Partei«, gegründet 1892 in Genua unter der Bezeichnung »Partei der italienischen Arbeiter«. Das unter deutlichen Einfluss des Erfurter Programms der SPD (1891) stehende Genueser Programm des PSI akzeptierte die Kooperation mit bürgerlichen Institutionen unter der Prämisse, die Produktionsmittel zu vergesellschaften und den Übergang zum Sozialismus zu bewirken (programmatische Änderungen beziehungsweise Anpassungen an die praktische Politik 1919, 1934, 1956 und 1976). In der Repressionszeit nach 1894 wurde die Partei zeitweilig verboten und erfuhr erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Legalisierung des Streikrechts und dem Aufschwung der Gewerkschaften ein rasches Wachstum; im industrialisierten Nordwesten Italiens gewann sie eine beherrschende Rolle. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs lehnte sie den nationalen Konsens zugunsten der internationalen Klassensolidarität ab. 1920 stieg die Partei zur Massenpartei auf (216 000 Mitglieder), nachdem sie bei den Wahlen 1919 34,3 % der Stimmen erhalten hatte. 1921 spaltete sich der linke Flügel als Partito Comunista Italiano (PCI) ab. Im Kampf gegen den Faschismus schloss sich die Partei 1924 den Aventinianern an. Zusammen mit den anderen antifaschistischen Parteien wurde sie 1926 verboten. 1943 als Partito Socialista Italiano di Unità Proletaria (deutsch Italienische Sozialistische Partei der Proletarischen Einheit) wieder gegründet, beteiligte sie sich 1944-47 an den Regierungen (1946 mit 20,7 % zweitstärkste Partei). Im Spannungsfeld des Ost-West-Konflikts spaltete sich ein prowestlicher Flügel unter G. Saragat ab und gründete 1947 den Partito Socialista Democratico Italiano (PSDI), der aber im politischen Leben Italiens nur eine begrenzte Rolle spielte. Der verbleibende Teil des PSI schloss sich, geführt von P. Nenni, eng an den PCI an, verlor aber dabei erheblich an Wählerstimmen. 1956 begann die Annäherung an die Democrazia Cristiana und die katholische Kirche, seit 1960 beteiligte sich der PSI an Mitte-links-Regierungen. Mit B. Craxi (Generalsekretär 1976-93) stellte die Partei 1983-87 den Ministerpräsidenten. Die Staatskrise, die Italien 1992 erfasste, erschütterte auch den PSI. Zwar wurde unter G. Amato, als PSI-Vertreter 1992/93 Ministerpräsident, durch eine Wahlrechtsreform die Erneuerung des politischen Lebens eingeleitet, doch die Verstrickung führender Mitglieder, v. a. Craxis, in Korruptionsaffären ließ die Partei in den Parlamentswahlen vom März 1994 zur Bedeutungslosigkeit absinken. Im November 1994 löste sich der PSI auf. Mit einer Neugründung unter dem Namen Partito Socialista (PS) versuchen die italienischen Sozialisten seit 1996 die Rückkehr in die Politik.
Universal-Lexikon. 2012.