Piscator,
1) Erwin, Regisseur und Theaterleiter, * Ulm (heute zu Greifenstein, Lahn-Dill-Kreis) 17. 12. 1893, ✝ Starnberg 30. 3. 1966; stellte soziales und politisches Engagement in den Vordergrund seiner Arbeit; gründete u. a. in Berlin das Proletarische Theater (1920/21). Als Regisseur an der Berliner Volksbühne (1924-27) gelangen Piscator die ersten Aufsehen erregenden Inszenierungen, u. a. »Fahnen« (von A. Paquet, 1924), »Sturmflut« (von Paquet, 1926). Seine Interpretation von Schillers »Räubern« (1926) als Revolutionsstück, seine Agitation für die Russische Revolution in E. Welks »Gewitter über Gotland« (1927) führten zu seiner Entlassung. Piscator gründete am Nollendorfplatz die erste Piscator-Bühne (1927/28). Mit Traugott Müller entwickelte er ein Bühnensystem (mehrgeschossige Spielflächen) und einen Inszenierungsstil (Simultanszenen, Foto- und Filmprojektionen, intensiver Einsatz der Bühnenmaschinerie usw.), der zur Dynamisierung und Emotionalisierung der politischen Agitationsstücke beitragen sollte. 1931-36 lebte Piscator in der UdSSR, 1936-39 in Paris, 1939 emigrierte er in die USA; 1951 Rückkehr in die Bundesrepublik Deutschland; leitete 1962-66 die Freie Volksbühne Berlin, wo er u. a. Uraufführungen von R. Hochhuth, H. Kipphardt und P. Weiss herausbrachte. Er schrieb »Das politische Theater« (1929).
Ausgaben: Schriften, herausgegeben von L. Hoffmann, 2 Bände (1968); Briefe aus Deutschland 1951-1966 an Maria Ley-Piscator, herausgegeben von H. Marx (1983); Zeittheater, herausgegeben von M. Brauneck u. a., 2 Bände (1986).
E. P., hg. v. K. Boeser u. a., 2 Bde. (1986);
»Leben - ist immer ein Anfang!«, E. P. 1893-1966. Der Regisseur des polit. Theaters, hg. v. U. Amlung (1993);
H. Goertz: E. P. (17.-18. Tsd. 1995).
Universal-Lexikon. 2012.