Public Domain
[Abk. PD, dt. »öffentlicher Bereich«], im angelsächsischen Urheberrecht Bezeichnung für Werke, Produkte oder Verfahren, an denen keine Eigentumsrechte mehr bestehen. Dies ist der Fall, wenn Patente oder Urheberrechte erloschen sind, nicht geltend gemacht werden (weil der Urheber bewusst darauf verzichtet) oder grundsätzlich nicht möglich sind (etwa bei Gesetzestexten oder den Ergebnissen öffentlich finanzierter Forschung).
Bei Computerprogrammen versteht man unter Public Domain Software solche Anwendungen, die nicht nur lizenzfrei benutzt werden können, sondern bei denen auch der Quellcode veröffentlicht und frei verfügbar ist. Solcherart offen gelegte Programme werden auch als Open Source Software bezeichnet. Nutzer sind dazu aufgefordert, das Programm weiterzuentwickeln, insbesondere Fehler aufzuspüren und zu verbessern, sich als Autor der Verbesserung zu nennen, das Programm aber nicht zu verkaufen. Der große Vorteil dieses Konzepts liegt darin, dass eine große Zahl von kompetenten Personen - auf freiwilliger Basis - in die Programmierung eingebunden wird und dadurch speziell die Fehlersuche und Programmpflege wesentlich erfolgreicher betrieben werden kann als bei einer proprietären Software. Andererseits steht die Public-Domain-Idee der Forderung nach wirtschaftlicher Verwertbarkeit von geistiger Arbeit entgegen, ohne die nur schwer Investoren für umfangreiche Software-Projekte gewonnen werden können. Insbesondere argumentieren natürlich viele große Software-Hersteller gegen das kostenlose Verteilen von Programmen und Programmiertechniken. Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Sun Microsystems hat den Quellcode seines Office-Pakets StarOffice publiziert, auch der Kern des neuen Mac OS X, Darwin, ist Open Source. Das bekannteste Public-Domain-Projekt ist aber das von Unix abgeleitete Betriebssystem Linux, dessen schnell wachsende Verbreitung u. a. gezeigt hat, dass kommerzielle Erfolge auch mit PD-Programmen möglich sind, nämlich in den Bereichen Beratung, Installationshilfen und kostenpflichtigen »Premiumversionen«. Weitere verbreitet eingesetzte Public-Domain-Programme sind die weltweit führende Web-Server-Software Apache und das CAD-Programm IntelliCAD.
Die Stärkung des Public-Domain-Sektors gegenüber den kommerziellen Software-Anbietern ist ein wichtiges Anliegen verschiedener Organisationen aus der Bürgerrechtsbewegung, der Szene der Hacker und freien Programmierer. Insbesondere spielt hier die Free Software Foundation (FSF) eine Rolle, die u. a. das GNU-Projekt koordiniert (GNU). Für GNU wurde u. a. das GPL-Lizenzmodell (General Public License) entworfen, das einerseits die freie Verteilung des Codes garantiert, andererseits aber vom Anwender die Einhaltung von bestimmten Regeln fordert. Diese sollen Qualität und Einheitlichkeit bzw. Kompatibilität der Software gewährleisten sowie eine spätere kommerzielle Nutzung ausschließen. Verwandte Lizenzmodelle sind z. B. Copyleft, The W3C Software Notice and License, die Lizenzen für X11 und Python u. a.
Universal-Lexikon. 2012.