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Reichardt
Reichardt,
 
Johann Friedrich, Komponist und Musikschriftsteller, * Königsberg (heute Kaliningrad) 25. 11. 1752, ✝ Giebichenstein (heute zu Halle [Saale]) 27. 6. 1814; Schüler von J. A. Hiller in Leipzig und G. A. Homilius in Dresden, war 1775-94 königlich-preußischer Hofkapellmeister in Potsdam. Wegen Parteinahme für die Ideale der Französischen Revolution vom Dienst suspendiert, lebte er seit 1794 in Giebichenstein auf einem eigenen Gutshof, wo junge Künstler, v. a. Dichter der frühen deutschen Romantik (u. a. L. Tieck, Novalis, C. Brentano, A. von Arnim), wesentliche Anregungen von ihm empfingen. 1806 floh Reichardt vor den Truppen Napoleons I. nach Danzig und war 1808 vorübergehend Hofkapellmeister des Königs Jérôme Bonaparte in Kassel. In seinem Liedschaffen wurde Reichardt zunächst geprägt von der Berliner Liederschule, entwickelte aber zunehmend einen eigenständigen Stil mit teilweise freierer Formgebung, differenzierterer Klanglichkeit und intensiverem Ausdrucksgehalt. Er hatte wesentlichen Anteil an der Ausbreitung des deutschen Singspiels und - als dessen Variante - des von ihm geschaffenen Liederspiels. Reichardt war einer der bedeutendsten Musikschriftsteller und Musikkritiker des 18. Jahrhunderts. Zu seinen Werken zählen Opern, Melodramen, Bühnenmusiken, Kantaten, Singspiele, Liederspiele, Kirchenmusik, Lieder (u. a. nach Texten von J. W. von Goethe, F. Schiller, F. G. Klopstock), Sinfonien, Konzerte, Kammermusik und Sonaten.
 
Schriften: Briefe eines aufmerksamen Reisenden die Musik betreffend, 2 Teile (1774-76); Musikalisches Kunstmagazin, 2 Bände (1782-91); Musikalisches Almanach (1796); Vertraute Briefe aus Paris. .., 3 Bände (1804-05); Berliner musikalische Zeitung, 18 Teile (1805-06); Vertraute Briefe, geschrieben auf einer Reise nach Wien, 2 Bände (1810).
 
Literatur:
 
H. M. Schletterer: J. F. R., Bd. 1: Sein Leben u. seine musikal. Thätigkeit (1865, Nachdr. Vaduz 1986; m. n. e.);
 H. Dennerlein: J. F. R. u. seine Klavierwerke (1930);
 P. Sieber: J. F. R. als Musikästhetiker (Straßburg 1930, Nachdr. 1971);
 W. Salmen: J. F. R. (1963);
 R. Pröpper: Die Bühnenwerke J. F. R.s, 2 Bde. (1965).
 

Universal-Lexikon. 2012.