Ribeiro
[rri'βei̯ru],
1) Aquilino, portugiesischer Schriftsteller, * Carregal de Tabosa (bei Sernancelhe, Distrikt Viseu) 13. 9. 1885, ✝ Lissabon 27. 5. 1963; wegen oppositioneller politischer Betätigung wiederholt inhaftiert, war längere Zeit im Exil in Paris und Spanien. Seine Romane und Erzählungen, die sich durch lebensnahe Schilderung und psychologische Feinheit auszeichnen, schildern die bäuerliche Welt der heimatlichen Beira Alta sowie das Leben in Lissabon und Paris. Zeitgeschichtlich interessant ist der Reisebericht »Alemanha ensanguentada« (1935; deutsch »Deutschland 1920. Eine Reise von Portugal nach Berlin und Mecklenburg«). Als sein Meisterwerk gilt die Erzählung »O Malhadinhas« (enthalten in der Erzählungssammlung »Estrada de Santiago«, 1922).
Weitere Werke: Erzählungen: Jardim das tormentas (1913); Filhas e Babilónia (1920); As três mulheres de Sansão (1932).
Romane: Terras do demo (1919); Andam faunos pelos bosques (1926); O homem que matou o diabo (1930); Maria Benigna (1932); Aventura maravilhosa de D. Sebastião (1936); Volfrâmio (1944); Lápidas partidas (1945); O arcanjo negro (1947); Quando os lobos uivam (1958; deutsch Wenn die Wölfe heulen); A casa grande de Romarigães (1959).
Ausgabe: Obras completas, auf zahlreiche Bände berechnet (1956 ff.).
T. de Vasconcelos: A. R. (Lissabon 1965).
2) Bernardim, portugiesischer Dichter, * Torrão (Distrikt Setúbal) 1482 (?), ✝ Lissabon 1552 (?); schrieb den von anderer Hand fortgesetzten empfindsamen Liebesroman »Hystoria de menina e moça« (herausgegeben 1554, erweiterte Fassung 1557 unter dem Titel »Livro das saudades«). Ribeiro war auch als Lyriker bedeutend. Mit seinen Eklogen (»Eclogas«, herausgegeben 1554) beginnt die portugiesische Hirtendichtung.
Ausgabe: Obras completas, herausgegeben von A. Ribeiro u. a., 2 Bände (41982).
3) Darcy, brasilianischer Soziologe, Anthropologe und Schriftsteller, * Montes Claros (Minas Gerais) 1922, ✝ Brasilia 17. 2. 1997; 1947-57 u. a. Berater für Maßnahmen zum Schutz der indianischen Bevölkerung, 1962 Gründer und erster Rektor der Universität in Brasília, lehrte im Exil (1964-75) in Uruguay, Chile, Peru, Venezuela und Algerien und war nach seiner Rückkehr erneut akademischer Lehrer und Politiker in Brasilien. Schwerpunkte seines wissenschaftlichen Werkes, in dem es ihm um die Ausbildung einer »lateinamerikanischen Perspektive« ging, bildeten Untersuchungen zum Zivilisationsprozess, zur Volksbildung und zur Lage von Minderheiten. In den 80er-Jahren trat Ribeiro auch als Schriftsteller hervor, u. a. 1988 mit dem Roman »Migo« (deutsch).
Weitere Werke: O processo civilizatório (1968; deutsch Der zivilisatorische Prozeß); As Américas e a civilização (1970; deutsch Amerika und die Zivilisation); Ensaios insólitos (1979; deutsch Unterentwicklung, Kultur und Zivilisation); Utopia selvagem (1982; deutsch Wildes Utopia).
4) João Ubaldo Osório Pimentel, brasilianischer Schriftsteller, * Itaparica (Bahia) 23. 1. 1941; Journalist, u. a. 1965-71 Professor für politische Wissenschaft an der Universität Bahia. Schauplatz seiner Romane und Erzählungen ist außer der Insel Itaparica v. a. das Landesinnere des brasilianischen Nordostens. Sein Hauptwerk, der Roman »Viva o povo brasileiro« (1984; deutsch »Brasilien, Brasilien«), führt auf verschiedenen Handlungsebenen in episodenreicher Mischung aus Geschichte, Fantasie, Religion, Mythos und Erotik vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Weitere Werke: Romane: Sargento Getúlio (1971; deutsch); O sorriso do lagarto (1989; deutsch Das Lächeln der Eidechse).
Erzählungen: Livro de histórias (1981; deutsch Der Heilige, der nicht an Gott glaubte).
Autobiographie: Um brasileiro em Berlim (1995; deutsch Ein Brasilianer in Berlin).
Universal-Lexikon. 2012.