Pe|ru; -s:
Staat in Südamerika.
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Peru,
Fläche: 1 285 216 km2
Einwohner: (2000) 25,6 Mio.
Hauptstadt: Lima
Amtssprachen: Spanisch, Ketschua und Aimara
Nationalfeiertag: 28. 7.
Währung: 1 Neuer Sol (S/.) = 100 Céntimos
Zeitzone: Lima 600 = 1200 MEZ
amtlich spanisch Repụ́blica del Perụ́, Staat im Westen Südamerikas, zwischen dem Äquator und 18º 21' südliche Breite (rd. 2 030 km Nord-Südausdehnung), grenzt im Westen an den Pazifik, im Norden an Ecuador und Kolumbien, im Osten an Brasilien, im Südosten an Bolivien und im Süden an Chile. Fläche: 1 285 216 km2, (2000) 25,6 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Lima; Amtssprachen: Spanisch, Ketschua und Aimara; Währung: 1 Neuer Sol (S/.) = 100 Céntimos. Zeitzone: Eastern Standard Time (Lima 600 = 1200 MEZ).
Staat und Recht:
Nach der am 29. 12. 1993 in Kraft getretenen Verfassung (am 31. 10. 1993 durch Referendum gebilligt, 2000 revidiert) ist Peru eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl möglich); erreicht keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit, ist eine Stichwahl notwendig. Der Präsident ernennt den Ministerpräsidenten und die übrigen Mitglieder des Kabinetts und kann das Parlament auflösen, wenn es die Arbeit der Regierung behindert. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (Congreso), dessen 120 Abgeordnete für fünf Jahre gewählt werden.
Parteien:
Peru verfügt über ein breit gefächertes Spektrum von Parteien, die sich zum Teil zu Bündnissen zusammengeschlossen haben. Derzeit größten Einfluss haben: Perú Posible (PP, gegründet 1995), Alianza Popular Revolucionaria Americana (APRA; gegründet 1924), Unidad Nacional (UN), Frente Independiente Moralizador (FIM; gegründet 1990).
Zu den wichtigsten Guerillaorganisationen zählen der Movimiento Revolucionario Tupac Amaru (MRTA, deutsch Revolutionäre Bewegung; gegründet 1984), der Sendero Luminoso (SL, deutsch Leuchtender Pfad; gegründet 1970) und die Frente Anti-imperialista de Liberación (FAL, deutsch Antiimperialistische Befreiungsfront; gegründet 1992).
Das Recht auf freie Gewerkschaftsbildung wurde durch das neue Arbeitsgesetz vom Juli 1992 eingeschränkt. Die größten Dachverbände sind: Confederación General de los Trabajadores del Perú (CGTP; gegründet 1968, der Kommunistischen Partei (PCP) nahe stehend), Confederación de Trabajadores del Perú (CTP; gegründet 1944 von der APRA), Central Autónoma de Trabajadores del Perú (CATP; gegründet 1991, dem Partido Popular Cristiano [PPC] nahe stehend), Central Unitaria de Trabajadores (CUT; gegründet 1993).
Das Wappen (seit 1825) zeigt im geteilten und in der oberen Hälfte gespaltenen Schild ein Vikunja, einen Chinarindenbaum sowie ein Füllhorn, Symbol für die Bodenschätze des Landes. Der Schild liegt auf je einer Staats- und Handelsflagge zu beiden Seiten, ist aber auch ohne diese im Gebrauch. Er wird überragt von einem Kranz aus Steineichenblättern.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 28. 7., zur Erinnerung an die Ausrufung der Unabhängigkeit 1821.
Peru ist in 24 Departamentos und die Provincia Constitucional Callao gegliedert. Die jeweiligen Präfekten werden von der Regierung ernannt.
Höchstes Gericht ist der Oberste Gerichtshof, der zugleich als Appellationsgericht fungiert und dem Gerichte 1. Instanz in den Provinzhauptstädten nachgeordnet sind; in kleineren Orten üben von den Gerichten eingesetzte ehrenamtliche Richter die Gerichtsbarkeit aus.
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit zwei Jahre) beträgt 112 000, die der paramilitärischen Kräfte (Guardia Civil und Republikanische Garde) 88 000 Mann. Das Heer (75 000 Soldaten) verfügt v. a. über zwei Panzer- und sechs Infanteriedivisionen sowie je eine Luftlande-, Kavallerie- und »Dschungeldivision«; alle Verbände besitzen jedoch nur Brigadestärke. Die Marine hat 22 000, die Luftwaffe 15 000 Mann. Die Ausrüstung besteht u. a. aus 300 Kampfpanzern T-54/T-55, 110 leichten Panzern AMX-13, 100 Kampfflugzeugen, zwei Kreuzern, sechs Zerstörern, vier Fregatten und 10 U-Booten.
Landesnatur und Bevölkerung:
Peru gliedert sich in drei naturräumlichen Großeinheiten. Die 2 300 km lange und 40-150 km breite Küstenwüste im Westen (Costa, rd. 12 % der Staatsfläche, 52 % der Bevölkerung) wird durch 52 Kordillerenflüsse unterbrochen, von denen nur zehn ganzjährig Wasser führen. An den Flussläufen entwickelten sich Oasen, die mittels moderner Bewässerungstechniken zum Teil erheblich ausgedehnt wurden.
Das Gebirgsland der Anden (Sierra, rd. 30 % der Staatsfläche, 36 % der Bevölkerung) besteht aus zwei Kordillerenzügen, die bei Cerro de Pasco eng zusammentreten und hier die wichtigste Wasserscheide von Peru bilden (Quellgebiet des Huallaga, Mantaro und Marañón). Nördlich davon werden die Kordilleren durch das zum Teil 3 000 m tief eingeschnittene Längstal des Marañón getrennt. Nach Süden erstreckt sich zwischen beiden Gebirgszügen eine innerandine Hochfläche (Altiplano, 3 000-4 500 m über dem Meeresspiegel), die im Süden in ein abflussloses Becken mit dem Titicacasee (3 810 m über dem Meeresspiegel) übergeht. Die Westkordillere hat im Norden in der Cordillera Blanca (Huascarán 6 768 m über dem Meeresspiegel; Nationalpark [UNESCO-Weltnaturerbe]) und in der Cordillera Huayhuash (Yerupaja 6 632 m über dem Meeresspiegel) die höchsten Erhebungen Perus und weist im Südteil zahlreiche Vulkankegel auf (u. a. Coropuna 6 425 m über dem Meeresspiegel). Die Ostkordillere ist niedriger und besteht aus mehreren Bergzügen, die von vielen wasserreichen Flüssen in schluchtartigen Tälern nach Osten zum Amazonastiefland durchbrochen werden. Hochflächen und Hochgebirgstäler sind dicht besiedelt. An steilen Hängen finden sich aus der Inkazeit stammende, zum Teil noch genutzte Ackerterrassen.
Nach Osten schließt sich der Oriente an (rd. 58 % der Staatsfläche, 12 % der Bevölkerung), der sich gliedert in die Montaña (Bergwald, zum Teil als Nebelwald bis 3 500 m über dem Meeresspiegel, an den Osthängen der Ostkordillere) und in das tropisch-feuchtheiße, vielfach noch unerschlossene und sehr dünn besiedelte Waldland (Selva), das in den Tälern von Savanneninseln durchsetzt ist.
Peru weist eine große Spannweite tropischer Klimate auf. Die Küstenebene steht unter dem Einfluss des kalten Humboldt- oder Perustroms, der das Aufsteigen und Kondensieren der Luftmassen verhindert (unter 50 mm Niederschlag pro Jahr); dichte Nebeldecke (Garúa) von Juni bis Dezember. Im Hochland fallen für den Regenfeldbau ausreichende Sommerniederschläge (600-1 000 mm pro Jahr). Die Temperatur nimmt zwar mit der Höhe ab, jedoch liegen selbst in 3 300 m über dem Meeresspiegel die Jahresmitteltemperaturen noch bei 16 ºC, sodass Ackerbau bis etwa 4 000 m über dem Meeresspiegel möglich ist. Die Schneegrenze liegt bei etwa 5 000 m über dem Meeresspiegel. Im Amazonastiefland (mit immerfeuchtem tropischem Regenwald als natürliche Vegetationsformation) erreichen die Niederschläge 2 500-3 000 mm pro Jahr bei Jahresmitteltemperaturen um 26 ºC.
Die Bevölkerung besteht zu rd. 45 % aus Indianern (meist der Ketschuasprachfamilie, am Titicacasee auch Aimara, im Amazonastiefland Waldlandindianer), zu rd. 40 % aus Mestizen, zu rd. 12 % aus Weißen und rd. 3 % aus Schwarzen, Mulatten, Ostasiaten.
Bei einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 20 Einwohner pro km2 ist die Bevölkerung regional sehr unterschiedlich verteilt. Während weite Teile der Selva noch Einwohnerdichten von unter 10, zum Teil unter 1 Einwohner pro km2 aufweisen, leben (1995) 72 % der Bevölkerung in Städten, allein 29 % in der Área metropolitana Lima-Callao. Beträgt die Wachstumsrate der Bevölkerung in Lima-Callao (1981-93) 2,4 % pro Jahr, so liegt die vieler Departementhauptstädte deutlich darüber, v. a. im Bereich der Selva. Das weist zum einen auf die anhaltende Land-Stadt-Wanderung hin, zum anderen auf die starke Abwanderung aus der Sierra- in die Selvaregion. Insgesamt hat sich seit 1940, als noch zwei von drei Peruanern in der Sierra lebten, durch Binnenwanderungen die großregionale Bevölkerungsverteilung erheblich verschoben; heute beträgt der Bevölkerungsanteil der Sierra nur noch reichlich ein Drittel.
Die natürliche Wachstumsrate ist mit (um 1995) 2,2 % immer noch recht hoch (Geburtenrate 29 ‰, Sterberate 7 ‰). Die hohe Säuglingssterblichkeit (60 ‰) und die im Vergleich zum lateinamerikanischen Mittel (69 Jahre) geringere Lebenserwartung (66 Jahre) sind Ausdruck unzureichender medizinischer Versorgung und sanitärer Verhältnisse v. a. im ländlichen Raum. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau übersteigt mit 3,5 den Mittelwert für Lateinamerika (3,1); seit 1995 ist Sterilisation gesetzlich erlaubt. 36 % der Peruaner sind jünger als 15 Jahre, was zu erheblichen Arbeitsmarktproblemen führt. Die sozialen Gegensätze sind außerordentlich groß. Einer sehr kleinen Oberschicht überwiegend kreolischer Abstammung (rd. 2 %) und einer kleinen Mittelschicht (rd. 20 %), vielfach Angehörige des Verwaltungsapparates, steht die breite Masse der armen Bevölkerung (v. a. Indios und Mestizen) gegenüber. Rund die Hälfte der Bevölkerung lebt (1994) in Armut, auf dem Lande mehr als zwei Drittel. In den Städten haben sich die Marginalsiedlungen der Randzonen (Barriadas, offiziell: Pueblos jovenes » junge Siedlungen«) stark ausgedehnt.
Es besteht Religionsfreiheit. Mit der Verfassung von 1980 wurde die gesetzliche Trennung von Staat und Kirche vollzogen und die privilegierte Stellung der katholischen Kirche aufgehoben. Da ihr rd. 89 % der Bevölkerung angehören, nimmt diese nach wie vor eine herausgehobene Stellung im öffentlichen Leben ein. Etwa 7 % der Bevölkerung sind Mitglieder protestantischer Kirchen (besonders Adventisten, Pfingstler, »Church of the Nazarene«, Methodisten, »Church of God«) und der anglikanischen Kirche (als Teil der »Anglikanischen Kirche der Südspitze Amerikas«). - Die jüdische Gemeinschaft zählt rd. 5 000 Mitglieder. Daneben gibt es in geringer Zahl Bahai, Muslime und Buddhisten. Eine in Peru entstandene Religionsgemeinschaft ist die »Israelitische Kirche des Neuen Welt-Bundes« (1954 gegründet; mit rd. 34 000 Mitgliedern). Unter der indianischen Bevölkerung hat sich eine eigenständige, das Christentum mit Vorstellungen der traditionellen indianischen Religionen verbindende Religiosität entwickelt.
Der Besuch der staatlichen Schulen ist kostenlos. Schulpflicht besteht vom 6. bis 15. Lebensjahr, doch kann sie wegen des Lehrermangels, v. a. in der Sierra, nicht durchgesetzt werden. Hinzu kommt, dass die Kinder mit indianischer Muttersprache in spanischer Sprache unterrichtet werden, was zum Teil von der Einschulung abhält und in der Regel zu geringem Schulerfolg, unregelmäßigem Besuch und vorzeitigem Abbruch (20 %) führt. Die fünfjährigen Sekundarschulen teilen sich nach zwei Jahren in einen allgemein bildenden Teil und berufsorientierte Züge (die ein Fünftel der Schüler aufnehmen). Die Analphabetenquote beträgt 11,3 %. Peru hat 46 Universitäten (einschließlich Kunsthochschulen), davon 27 staatliche und zahlreiche andere Hochschuleinrichtungen.
In Peru wurde spätestens 1582 die erste Druckpresse Südamerikas aufgestellt. 1825 entstand das heutige Amtsblatt »El Peruano«. Das Pressewesen zeichnet sich aus durch eine Vielzahl von regionalen Zeitungen, die zwar eine Auflage von weniger als 10 000 Exemplaren haben, aber bereits im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts gegründet wurden. 1974-80 war die Presse verstaatlicht. Ältestes überregional verbreitetes Blatt ist der konservative »El Comercio« (gegründet 1839; Auflage 150 000 Exemplare, sonntags 220 000). Überregional verbreitet sind u. a. der konservative »Expreso« (gegründet 1961; 120 000) mit der Abendausgabe »Extra« (gegründet 1964; 80 000), die linke »La República« (gegründet 1982; 110 000) und »Ojo« (gegründet 1968; 180 000). - Rundfunk: Die staatliche Hörfunkgesellschaft ist »Radio Nacional de Peru« (gegründet 1937), Sitz: Lima; daneben existieren drei private Radiosender (u. a. »Radio América«, gegründet 1943). Die Fernsehabteilung des Erziehungsministeriums und eine Privatgesellschaft eröffneten 1958 ihre Programmdienste. Inzwischen bestehen vier weitere private Fernsehanstalten.
Wirtschaft und Verkehr:
Trotz umfangreicher Rohstoffvorkommen und teilweise günstiger Voraussetzungen für die Landwirtschaft befindet sich die peruanische Wirtschaft seit den 1970er-Jahren in einer Krise, die sich Ende der 80er-Jahre zuspitzte. So sank das Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner zwischen 1987 und 1989 durchschnittlich um jährlich rd. 11 % auf 1 090 US-$. Die durchschnittliche jährliche Inflationsrate erhöhte sich von 20,5 % (1965-80) auf 119,1 % (1980-88) und mündete 1989/90 in eine Hyperinflation (1990: 7 650 %). Mit der Regierungsübernahme A. Fujimoris kam es ab August 1990 mithilfe zum Teil schockartiger Maßnahmen (drastische Senkung öffentlicher Ausgaben und Beschäftigung, Einführung einer neuen Währung, Liberalisierung der Finanz- und Arbeitsmärkte, Privatisierung von Staatsbetrieben) zu einer Stabilisierung der Wirtschaft, allerdings bei hohen sozialen Kosten. 1995 erreichte das BSP 2 310 US-$; 1990-95 betrug der Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) 5,6 %, 1994 sogar 13 %; die Inflationsrate konnte auf (1995) rd. 10 % gedrückt werden.
In der Landwirtschaft (einschließlich Forstwirtschaft und Fischerei) arbeiten (1992) 33 % der Erwerbstätigen; sie erwirtschaften (1995) aber nur 7 % des BIP. Die landwirtschaftliche Nutzfläche setzt sich zusammen aus (1994) 3,7 Mio. ha Ackerland, 390 000 ha Dauerkulturen und 27,1 Mio. ha Wiesen und Weiden; bewässert werden 1,7 Mio. ha Land. Das Hauptanbaugebiet (mit rd. 50 % des landwirtschaftlichen Produktionswertes) liegt in der Costa, wo in den Flusstälern fast ausschließlich auf bewässerten Flächen v. a. Baumwolle, Zuckerrohr, Reis und Obst angebaut werden. Die Viehhaltung in der Costa dient v. a. der Versorgung der Agglomeration Lima-Callao. In der Landwirtschaft der Sierra herrscht die Selbstversorgung (Mais, Knollenfrüchte, europäische Getreidearten, Quinoa) vor; die Hochplateaus werden v. a. durch Viehhaltung (neben Schafen auch Rinder, Lamas, Alpakas, Vikunjas) genutzt. An den Osthängen der Anden dominiert der Tee-, Kaffee- und Reisanbau. Im tropischen Amazonastiefland werden Hülsenfrüchte, Reis und Bananen erzeugt sowie Naturkautschuk gewonnen. Nahrungsmittelimporte haben in den letzten Jahren ständig zugenommen. Peru ist weltweit der größte Kokaproduzent. Schätzungsweise 200 000 ha Ackerland (6 % der Anbaufläche) werden für den illegalen Kokaanbau genutzt. Die Deviseneinkünfte aus dem Export von Koka(paste) werden auf über 3 Mrd. US-$ pro Jahr geschätzt und dürften damit wertmäßig den legalen Exporteinkünften entsprechen. - Bis zur Agrarreform 1969 war der Kontrast zwischen Minifundium und Latifundium außerordentlich scharf: Nur 0,4 % der Betriebe bewirtschafteten 75 % der Fläche. Seitdem haben kleinere und mittlere Betriebe, auch durch unsystematische Parzellierungen der durch die Agrarreform geschaffenen Genossenschaften, ein deutlich höheres Gewicht erlangt; das 1991 beschlossene Änderungsgesetz zur Agrarreform zielt auf eine Liberalisierung des Bodenmarktes.
Die Forstwirtschaft ist wegen mangelnder Verkehrserschließung ohne Bedeutung. Als Wald werden (1994) 84,8 Mio. ha ausgewiesen (größtenteils im Amazonastiefland und am Ostabhang der Anden). Lediglich 9,2 % des Holzeinschlags von (1991) 7,04 Mio. m3 werden als Nutzholz verwendet.
Das mit dem Humboldtstrom zusammenhängende Auftriebswasser vor der peruanischen Küste bedingt einen außerordentlichen Planktonreichtum, Grundlage eines reichen Bestandes an Fischen, Walen, Robben und Pinguinen. Von den Fischen leben die Vögel (v. a. Kormorane sowie Tölpel und Pelikane), die an der Küste und auf den vorgelagerten Inseln Guanolager hinterlassen haben, deren Abbau bis in die 1960er-Jahre von Bedeutung war. Peru dehnte 1969 die Fischereigrenze auf 200 Seemeilen aus und erreichte 1970 mit 12,5 Mio. t Fisch die bisher größte Fangmenge. Seitdem kam es infolge von Veränderungen der Meeresströmung (Niño, El) und Überfischung zu mehreren Produktionseinbrüchen. 1993 lag die Fangmenge wieder bei 8,5 Mio. t (weltweit 3. Rang). Gefangen werden überwiegend Anchoveta, die zu Fischmehl verarbeitet werden.
Peru verfügt über große Reserven an Kupfer-, Silber-, Gold-, Blei-, Eisen-, Zinn- und Uranerz sowie Erdöl und Erdgas. Es zählt (1994) bei Silber (1 780 t, weltweit 3. Rang), Zink (672 000 t, 4. Rang), Blei (228 000 t, 4. Rang), Zinn (20 000 t, 4. Rang) und Kupfer (363 000 t, 8. Rang) zu den führenden Förderländern. Weiterhin wichtig sind Erdöl (46,5 Mio. Barrel), Eisenerz (3,8 Mio. t Eisen) und Gold (1993: 20 000 kg). Förderzentren für Kupfer liegen in Südperu; im zentralperuanischen Andengebiet (wichtigstes Bergbauzentrum ist Cerro de Pasco) treten die Kupfererze hinter Blei- und Zinkerzen zurück. Hauptstandort des Eisenerzbergbaus ist Marcona. Phosphatlager sind in der Küstenwüste Nordwestperus vorhanden. Hier befinden sich auch die bereits 1869 erschlossenen Erdölvorkommen. In der Selva kamen zu den Erdölfeldern bei Pucallpa und am Río Ucayali die Anfang der 1970er-Jahre entdeckten umfangreichen Erdölvorkommen im Norden des peruanischen Amazonastieflandes. Zu Beginn der 70er-Jahre sind die wichtigsten ausländischen Erdöl- und Bergbauunternehmen verstaatlicht worden; die erwarteten Produktions- und Produktivitätssteigerungen blieben jedoch aus, es kam vielmehr zu starken Produktions- und Investitionsrückgängen; seit 1991 läuft ein Privatisierungsprogramm.
Im industriellen Sektor einschließlich Bergbau, Energie- und Bauwirtschaft erarbeiten (1992) 17 % der Erwerbstätigen (1995) 38 % des BIP. Über 90 % der Industriekapazität befinden sich in der Costa, rd. 80 % im Raum Lima-Callao; in Trujillo, Chiclayo, Chimbote u. a. Städten arbeiten die Betriebe für den Export (Fischmehl-, Zuckerfabriken) oder stellen Güter für den heimischen Markt her. Wichtigste Industriezweige sind, gemessen am BIP-Anteil (1992) die Nahrungsmittelindustrie, die Metallverarbeitung, die Textil- und Bekleidungsindustrie und die chemische Industrie. Die Politik der Importsubstitution verhalf der verarbeitenden Industrie bis in die 70er-Jahre zu hohen Wachstumsraten, längerfristig bedeutete diese Politik jedoch eine Fehlallokation von Kapital und Arbeit, was sich in einer bis zu Beginn der 90er-Jahre anhaltenden Krise dieses Wirtschaftssektors ausdrückte. Dynamisch gewachsen ist nur die informelle Wirtschaft (Schattenwirtschaft), v. a. in den großen Städten; in Lima-Callao wird ihr Anteil an den Beschäftigten auf mehr als 50 % geschätzt.
Hauptanziehungspunkte sind Lima (Bauten der Kolonialzeit), Cuzco (Hauptstadt des Inkareiches), die Ruinenstadt Machu Picchu, der Titicacasee, auch das Amazonastiefland (wichtigster Ausgangspunkt für die Besuche des tropischen Regenwaldes ist Iquitos). Die meisten der (1993) 272 000 Besucher kommen aus den USA (21 %), Chile (11,6 %) sowie Bolivien und Deutschland.
Die wirtschaftliche Liberalisierung bedingte seit 1991 einen wachsenden Einfuhrüberschuss (Einfuhrwert 1995: 7 688 Mio. US-$, Ausfuhrwert: 5 572 Mio. US-$). Hierin nicht enthalten sind die illegalen Kokaexporte. An der Spitze der Ausfuhrgüter stehen bearbeitete NE-Metalle (Kupfer, Silber, Blei), metallurgische Erze (Eisenerz, Silber) und Fischprodukte (Fischmehl und Fischkonserven). Haupthandelspartner sind die USA und Japan. Die Auslandsschuld beläuft sich (1995) auf 32,1 Mrd. US-$, was 433 % der Exporterlöse entspricht.
Verkehr:
Die Abriegelung der Küste durch die Anden erschwert die Verkehrserschließung. Der Ausbau des (1994) rd. 70 000 km langen Straßennetzes (davon rd. 11 % asphaltiert) steht im Vordergrund. Hauptverkehrsadern sind das in Nord-Südrichtung von der ecuadorianischen zur chilenischen Grenze entlang der Küste verlaufende 3 400 km lange Teilstück der Carretera Panamericana sowie verschiedene Stichstraßen in die Produktionszentren des Hochlandes und der Regenwaldregion im Osten. In der Sierra besteht noch keine durchgehende Nord-Süd-Verbindung. Die 800 km lange transandine Straße Lima-Cerro de Pasco-Pucallpa (Carretera Central) wurde 1943 vollendet. Zur Erschließung des östlichen Andenvorlandes wurde die Carretera Marginal de la Selva gebaut. Das Eisenbahnsystem (Gesamtlänge 1994: 2 121 km) besteht aus mehreren nicht zusammenhängenden Streckennetzen. Auf der 171 km langen Strecke Lima-La Oroya (höchster Punkt im Galeratunnel in 4 783 m über dem Meeresspiegel, 21 Spitzkehren, 61 Brücken, 66 Tunnel) fuhr 1892 der erste Zug über die Westkordillere (seit 1893 bis La Oroya in Betrieb); der höchste Eisenbahnpunkt der Erde liegt in 4 829 m über dem Meeresspiegel (Mine bei Ticlio). Die Binnenschifffahrt ist auf das obere Amazonasbecken und den Titicacasee beschränkt. Wichtigster Binnenhafen ist Iquitos am Amazonas. Über den Seehafen Callao nahe der Hauptstadt Lima werden 50 % des Außenhandelsvolumens abgewickelt. Weitere Seehäfen sind Trujillo, Chimbote, Matarani und Ilo. Internationale Flughäfen befinden sich u. a. in Lima (»Jorge Chávez«), Iquitos, Cuzco und Arequipa. Die nationale Luftverkehrsgesellschaft »Aeroperú« (gegründet 1973, teilprivatisiert seit 1981) fliegt v. a. latein- und nordamerikanische Flughäfen an.
Die Wirren im Inkareich nach dem Tod des Herrschers Huayna Capac ( 1527; Erbfolgekrieg unter seinen Söhnen) sowie eine Seuche 1527 erleichterten den Spaniern (zuerst nur 183 Mann) unter F. Pizarro die Eroberung des Reiches. Pizarro besetzte am 15. 11. 1532 Cajamarca, die Residenz Atahualpas, und ließ diesen am 29. 8. 1533 hinrichten. Am 15. 11. 1533 zog er in die Inkahauptstadt Cuzco ein und ließ Atahualpas Halbbruder Manco Capac II. unter dem Protektorat des spanischen Königs krönen. Am 6. 1. 1535 gründete Pizarro Lima. 1536/37 wehrten Pizarro und seine Halbbrüder Gonzalo und Hernando in Cuzco einen Indianeraufstand unter Manco Capac II. ab; dieser zog sich in die Berge von Vilcabamba zurück, wo er als »Schattenkönig« weiterresidierte. Die Pizarros und D. de Almagro gerieten jedoch um den Besitz Cuzcos in Streit. Almagro wurde in der Schlacht von Salinas (6. 4. 1538 besiegt und am 8. 7. hingerichtet. Sein gleichnamiger Sohn machte sich nach der Ermordung F. Pizarros (26. 6. 1541 zum Generalkapitän von Peru, wurde jedoch am 16. 9. 1542 bei Chupas von C. Vaca de Castro geschlagen und später in Cuzco hingerichtet.
1543 wurde das Vizekönigreich Peru mit der Hauptstadt Lima gegründet, das im 16. und 17. Jahrhundert das gesamte spanische Südamerika (einschließlich Panamas) umfasste. Der Versuch des ersten Vizekönigs von Peru, die neuen Indianerschutzgesetze von 1542 durchzusetzen, löste einen Aufstand der spanischen Siedler unter G. Pizarro aus. Der Vizekönig wurde am 4. 3. 1545 bei Quito besiegt und ermordet. Das Unternehmen G. Pizarros schien in den Versuch zu münden, einen selbstständigen Staat zu bilden. Die Macht der Krone erwies sich jedoch als stärker, und es gelang dem königlichen Bevollmächtigten Pedro de la Gasca (* 1485, ✝ 1567), G. Pizarro am 9. 4. 1548 bei Sacsayhuamán (heute zu Cuzco) gefangen zu nehmen und ihn hinrichten zu lassen. 1572 ließ Vizekönig F. de Toledo das noch verbleibende Inkareich von Vilcabamba erobern und den letzten Inkaherrscher Tupac Amaru in Cuzco enthaupten.
In den Städten, besonders in Lima, Cuzco und Quito, bildete sich eine kreolische Kultur mit hoher Blüte in der Architektur und Malerei. Die Universitäten, vornehmlich von Dominikanern und Jesuiten geschaffen, spiegelten die Spätblüte der spanischen Scholastik wider. Die Wirtschaft des Landes und ihre Stellung im spanischen Weltreich waren fast ausschließlich auf der Förderung und der Ausfuhr von Silber aufgebaut. Auf dem Höhepunkt des peruanischen Silberbergbaus im 17. Jahrhundert kamen rd. fünf Sechstel der Weltproduktion aus Amerika und zwei Drittel davon aus Peru. Die Indianer, aus ihren Gemeinwesen herausgerissen, mussten in den Bergwerken arbeiten (Mita). Neben dem Bergbau existierte besonders an der Küste eine bedeutende Agrarproduktion (Wein, Zucker).
Um eine straffere Verwaltung und einen besseren militärischen Schutz vor Angriffen europäischer Mächte zu gewährleisten, wurde das ausgedehnte Vizekönigreich Peru im 18. Jahrhundert aufgeteilt: 1739 wurden mit der Schaffung des Vizekönigreichs Neugranada die Gebiete der heutigen Staaten Ecuador, Kolumbien und Panama ausgegliedert, 1776 mit der Bildung des Vizekönigreichs Río de la Plata die Gebiete Boliviens, Uruguays, Chiles und Argentiniens. Die mit der neuen Verwaltung geforderten höheren Steuern und Abgaben lösten 1780-82 einen Aufstand unter J. G. Condorcanqui, der sich Inka Tupac Amaru II. nennen ließ, aus. Condorcanqui wurde 1781 mit indianischer Hilfe besiegt, der Aufstand blutig niedergeschlagen.
Im Unabhängigkeitskampf Südamerikas (seit 1810) blieb Peru zunächst der Mittelpunkt der spanischen Herrschaft. Nach dem Einzug des argentinischen Generals J. de San Martín in Lima wurde am 28. 7. 1821 die Unabhängigkeit des Landes ausgerufen. Aber erst die Siege S. Bolívars bei Junín (6. 8. 1824 und seines Generals A. J. de Sucre bei Ayacucho (9. 12. 1824 brachten die endgültige Unabhängigkeit von Spanien.
Das unabhängige Peru:
1829 löste sich Peru von Bolívars Großkolumbien. Es folgte eine Zeit blutiger Bürgerkriege, in denen sich Konservative und Liberale gegenüberstanden. In die Wirren griff 1836 der bolivianische Diktator A. Santa Cruz ein, indem er Peru mit Bolivien zu einem Bundesstaat vereinigte. Er wurde aber nach seiner Niederlage im Krieg gegen Chile (1839) gestürzt, und Peru erlangte seine Selbstständigkeit wieder. General R. Castilla drängte als Präsident (1845-51, 1855-62) die innere Anarchie zurück. Er führte die Schulpflicht ein und schaffte den Indianertribut ab. Mit der Herrschaft Castillas begann ein wirtschaftlicher Aufschwung, dessen Träger im Wesentlichen ausländische, besonders britische Unternehmen waren. Die Hauptquellen des peruanischen Reichtums wurden jetzt der Guano der Küsteninseln und die Salpeterlager der Atacamawüste in den südlichen Provinzen. Die Besetzung einiger Inseln durch spanische Schiffe (1864) veranlasste Peru zur Kriegserklärung an Spanien (1866). 1879 wurde Peru in den Salpeterkrieg gegen Chile verwickelt. Die Chilenen besetzten im Januar 1881 Lima; im Frieden von Ancón (20. 10. 1883 musste Peru seine Salpeterprovinzen (Tarapacá, Arica und Tacna) an Chile abtreten.
Nach der Niederlage im Salpeterkrieg erlangten britische und nordamerikanische Unternehmen wieder vorherrschenden Einfluss. Den Präsidenten Nicolás Piérola (1895-99) und José Pardo y Barreda (1904-08, 1915-19) gelang die innere Konsolidierung Perus. Nach einem Staatsstreich übernahm A. Leguía 1919 zum zweiten Male das Amt des Präsidenten. Einen außenpolitischen Erfolg erzielte er in der Tacna-Arica-Frage: Im Vertrag von Lima (3. 6. 1929 gab Chile die Provinz Tacna an Peru zurück. Außerdem erhielt Peru einen Freihafen in Arica, das bei Chile verblieb, sowie eine Geldentschädigung von 6 Mio. US-$.
Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und nach dem Sturz Leguías (1930) folgte eine Phase innerer Unruhen. Durch den Einfluss, den die Alianza Popular Revolucionaria Americana (APRA) unter V. R. Haya de la Torre erlangte, verschärften sich die innenpolitischen Gegensätze. Sozialistisch und antiimperialistisch ausgerichtet, suchte diese Bewegung eine Landreform durchzusetzen und in Lateinamerika die politische, soziale und kulturelle Stellung der Indianer zu verbessern. Die Unterdrückung der APRA trieb ihre Führer und Anhänger in den Untergrund.
1932 kam es zum Krieg zwischen Peru und Kolumbien um den Leticiazipfel, nachdem peruanische Truppen die kolumbianische Stadt Leticia besetzt hatten; er wurde nach Vermittlung des Völkerbundes durch die Rückgabe Leticias an Kolumbien beigelegt. Im Zweiten Weltkrieg betrachtete sich Peru ab Februar 1942 im Kriegszustand mit Dtl; 1940 brach zwischen Peru und Ecuador ein bewaffneter Konflikt aus, als Peru die zu Ecuador gehörenden Zugänge zum oberen Amazonas beanspruchte. Der Streit wurde auf der Konferenz von Rio de Janeiro (1942) zugunsten von Peru entschieden, dem der größte Teil des ecuadorianischen Oriente zugesprochen wurde.
1945 wurde als Vertreter der Liberalen José Luis Bustamante y Rivero zum Präsidenten gewählt. Er holte Haya de la Torre in seine Regierung, wurde jedoch nach innenpolitischen Schwierigkeiten von General Manuel Arturo Odría im Oktober 1948 zum Rücktritt gezwungen; der General, nach zweijähriger Herrschaft als Führer einer Militärjunta im Juli 1950 zum Präsidenten ernannt, ließ scharf gegen die APRA vorgehen, stabilisierte aber weitgehend Wirtschaft und Währung. Der wachsende Widerstand gegen seine Militärdiktatur zwang ihn, freie Wahlen zuzulassen, bei denen am 17. 6. 1956 Manuel Prado y Ugarteche zum zweiten Mal (erstmals 1939-45) zum Präsidenten gewählt wurde. Gegen den Widerstand der reichen Landaristokratie konnte Prado seine Reformpläne nicht durchsetzen. Bei den Präsidentschaftswahlen 1962 erhielt Haya de la Torre als Kandidat der APRA die meisten Stimmen; doch die Militärs erkannten das Wahlergebnis nicht an. Präsident Prado, der sich weigerte, die Wahl zu annullieren, wurde am 18. 7. 1962 gestürzt.
Bei den von der Militärjunta am 9. 6. 1963 durchgeführten Neuwahlen siegte F. Belaúnde Terry (Acción Popular). Der sich verschlechternden Lage in der Landwirtschaft, die zu Bauernaufständen und zu Terroraktionen führte, begegnete Belaúnde Terry 1964 mit einer Agrarreform, die jedoch nur die Enteignung von etwa 8 % der gesamten Betriebsfläche zur Folge hatte. Am 3. 10. 1968 wurde Belaúnde Terry durch einen Militärputsch gestürzt und der Oberkommandierende der Streitkräfte, General Juan Velasco Alvarado, zum neuen Präsidenten ernannt. Er enteignete nordamerikanische Erdölgesellschaften und führte eine radikale Strukturreform durch, die u. a. die Verstaatlichung eines Teils der Industrie und der Landwirtschaft sowie ausländische Banken (1970) umfasste. Weitere Nationalisierungsmaßnahmen sowie die Enteignung großer Tageszeitungen (1974) folgten. Als Francesco Morales Bermúdez am 29. 8. 1975 durch einen Putsch an die Regierung kam, wurden viele Maßnahmen zugunsten des privatwirtschaftlichen Sektors zurückgenommen. 1976/77 befand sich Peru mehrere Monate im Ausnahmezustand. Wirtschaftliche Not und innenpolitische Spannungen, verstärkt durch eine Eskalation der Gewalt zwischen Staat und Guerilla seit Anfang der 80er-Jahre, führten Peru in eine schwere Krise. Belaúnde, bei den Wahlen 1980 wieder erfolgreich, gelang es nicht, das Land zu konsolidieren. Auch sein Nachfolger Alán García (APRA), Präsident 1985-90, scheiterte an Inflation, Arbeitslosigkeit und den Anschlägen der Guerillaorganisationen Sendero Luminoso (SL) und Movimiento Revolucionario Tupac Amaru (MRTA), die das Land in Bürgerkriegsnähe brachten. Die Guerilla verbündete sich mit der Drogenmafia, die sie bekämpfenden Armee- und Polizeieinheiten machten sich schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig.
Nach einer Stichwahl am 10. 6. 1990 konnte sich A. Fujimori (Wahlbündnis Cambio 90) durchsetzen. Er konzentrierte alle staatliche Macht auf die Überwindung der Wirtschaftskrise (umfangreiches Privatisierungsprogramm) und die Bekämpfung des Guerillaterrors, löste am 5. 4. 1992 das von der Opposition beherrschte Parlament auf und setzte die Verfassung außer Kraft. Mit der Festnahme des Führers des SL, Abimael Guzmán, gelang im September 1992 ein spektakulärer Erfolg gegen die Guerilla. Ein Putschversuch (13. 11.) gegen Präsidenten Fujimori schlug fehl. Am 22. 11. 1992 ließ er auf der Grundlage eines neuen Wahlrechts die Verfassunggebende Versammlung wählen, in der seine Parteigänger die Mehrheit erhielten (einige etablierte Parteien wie APRA und AP boykottierten die Wahlen). Die neue Verfassung (in Kraft seit dem 29. 12. 1993) etablierte ein Präsidialsystem, das auf die Person Fujimoris zugeschnitten ist. Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Erfolge wurde der Präsident am 9. 4. 1995 mit großer Mehrheit wieder gewählt. Der wirtschaftliche Aufschwung verlangsamte sich jedoch 1996 erheblich. Die Macht Fujimoris wurde noch einmal gefestigt, als er die viermonatige Besetzung der japanischen Botschaft in Lima durch ein Kommando des MRTA (seit 17. 12. 1996) am 22. 4. 1997 mit der Erstürmung der Botschaft beenden ließ, wobei die 72 verbliebenen Geiseln befreit werden konnten. Dennoch verstärkte sich im Laufe des Jahres 1997 die Kritik am autoritären Regierungsstil des Präsidenten. Die seit 1999 betriebenen Vorbereitungen der Wahl für eine in der Verfassung nicht vorgesehene 3. Amtszeit und die Wahl selbst waren von massiven Protesten begleitet. Als Fujimori nach dem 2. Wahlgang (28. 5. 2000) zum Sieger erklärt wurde - der Vertreter der Opposition, A. Toledo, hatte seine Kandidatur aus Protest gegen die Behinderungen zurückgezogen - eskalierten die öffentlichen Unruhen zu einer Massenbewegung, auch aus dem Ausland kam Kritik. Unter internationalem Druck (v. a. der OAS) begannen im August 2000 Gespräche zwischen Regierung und Opposition, die einen Ausweg aus der Krise finden sollten. Der Verlust der Parlamentsmehrheit durch Überläufer und die Aufdeckung eines Korruptions- und Finanzskandals um den Präsidentenberater und Geheimdienstchef V. Montesinos im September 2000 veranlassten schließlich Fujimori, seinen Rücktritt anzukündigen. Unter erneuter Vermittlung der OAS wurden Neuwahlen für den April 2001 angesetzt. Obwohl Fujimori zunächst noch solange im Amt bleiben wollte, kehrte er im November 2000 von einem Besuch in Japan nicht nach Peru zurück und wurde vom Parlament für abgesetzt erklärt. Parlamentspräsident V. Paniagua, der als Vertreter der oppositionellen Partei AP dieses Amt erst kurz zuvor übernommen hatte, wurde zum Interimspräsident gewählt. Er ernannte mit J. Pérez de Cuellár einen international angesehenen Politiker zum Ministerpräsidenten, um das Land in die Demokratie zurückzuführen. Im April 2001 fanden Präsidentschafts- und Parlamentsneuwahlen statt, bei denen keine Partei und keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichte; die Stichwahl zwischen A. Toledo und dem früheren Präsidenten García Pérez im Juni 2001 gewann Toledo. Damit erreichte zum ersten Mal seit der spanischen Eroberung ein Politiker indianischer Herkunft das höchste Amt des Landes; Ministerpräsident wurde Roberto Dañino. Wegen Verletzung der Amtspflichten wurde im Februar 2001 gegen Fujimori vom Parlament Anklage erhoben.
Der jahrzehntealte Grenzkonflikt mit Ecuador brach im Januar 1995 erneut auf, nach internationaler Vermittlung wurde zunächst eine entmilitarisierte Zone eingerichtet, im Oktober 1998 der Grenzverlauf vertraglich geregelt. Auch der Territorialkonflikt mit Chile wurde 1999 beigelegt. Im April 1997 erklärte Peru seinen Austritt aus dem Andenpakt.
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Herrscher u. Untertanen. Indianer in P. 1000 v. Chr. - heute, bearb. v. H. Kelm u. a., Ausst.-Kat. (1974);
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Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Guerilla: Revolutionäre Strategien und ihre Umsetzung
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Pe|ru; -s: Staat in Südamerika.
Universal-Lexikon. 2012.