Schẹlsky,
Helmut, Soziologe, * Chemnitz 14. 10. 1912, ✝ Münster 24. 2. 1984; war 1943/44 Professor in Straßburg, ab 1948 Professor für Soziologie in Hamburg, 1960-70 in Münster, 1970-73 in Bielefeld, dann bis 1978 erneut in Münster; ab 1960 auch Direktor der Sozialforschungsstelle Dortmund. Als Berater und Planer im Bereich der Hochschulorganisation und als Kritiker gesellschaftlicher Entwicklungen hat Schelsky die Diskussion um die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland über Jahrzehnte maßgeblich beeinflusst. In seinen Arbeiten spiegeln sich Herkunft, Problemlage und auch der gesellschaftliche Erfolg der westdeutschen Nachkriegssoziologie, sowohl was ihren Bezug zur Kultursoziologie der 1930er-Jahre (H. Freyer, A. Gehlen) betrifft als auch die in ihr vorherrschenden antiideologischen und auf die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Realität ausgerichteten empirischen Züge. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit bildeten die Kritik der marxistischen Klassentheorie und der neomarxistischen Ansätze der späten 60er-Jahre sowie Gesellschaftsbereiche, in denen Umbruchprozesse der bundesrepublikanischen Gesellschaft in besonderer Weise deutlich wurden (Familie, Jugend, Hochschulen, Wandlungen des Sexualverhaltens, Arbeitswelt, Institutionenstruktur, Recht).
Werke: Wandlungen der deutschen Familie in der Gegenwart (1953); Soziologie der Sexualität (1955); Die skeptische Generation (1957); Ortsbestimmung der deutschen Soziologie (1959); Auf der Suche nach Wirklichkeit (1965); Die Arbeit tun die anderen. Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen (1975); Politik und Publizität (1983).
Herausgeber: Soziologie (1955, mit A. Gehlen).
H. S. Ein Soziologe in der Bundesrepublik, hg. v. H. Baier (1986);
Universal-Lexikon. 2012.