Schụmpeter,
Joseph Alois, österreichischer Volkswirtschaftler und Sozialwissenschaftler, * Triesch (bei Iglau) 8. 2. 1883, ✝ Taconic (Connecticut) 8. 1. 1950; Professor in Tschernowzy (1909), Graz (1911-19; 1919 auch österreichischer Finanzminister), Bonn (1925-32) und seit 1932 an der Harvard University. Schumpeter war Mitbegründer und 1937-41 erster Präsident der »Econometric Society« sowie 1948-50 der »American Economic Association«. Ausgehend von der Grenznutzenschule (Schumpeter war Schüler von E. von Böhm-Bawerk und F. von Wieser) entwickelte er eine Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung des kapitalistischen Wirtschaftssystems, die er durch innerwirtschaftlichen diskontinuierlichen Veränderungen erklärte. Diese Veränderungen beruhen v. a. auf »dynamischen Unternehmern«, die Innovationen durchsetzen, Pioniergewinne erzielen und den Konjunkturaufschwung herbeiführen. Dieser Prozess »schöpferische Zerstörung« ermögliche Wachstum und technischen Fortschritt. Damit leistete Schumpeter einen wesentlichen Beitrag zur Konjunkturtheorie (Konjunktur). Schumpeter befürchtete in einer soziologisch-historischen Studie das Ende des Kapitalismus, da der innovative Prozess v. a. durch Bürokratisierung in den Unternehmen und eine verstärkte Rolle des Staates (v. a. im Bereich sozialer Sicherheit) erlahme. Hervorzuheben ist auch sein Beitrag zur Geschichte der Wirtschaftswissenschaften Schumpeter gilt als einer der einflussreichsten Volkswirtschaftler des 20. Jahrhunderts.
Werke: Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung (1912); Business cycles, 2 Bände (1939; deutsch Konjunkturzyklen); Capitalism, socialism and democracy (1942; deutsch Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie); History of economic analysis (herausgegeben 1954; deutsch Geschichte der ökonomischen Analyse, 2 Bände).
Ausgaben: Aufsätze zur ökonomischen Theorie, herausgegeben von E. Schneider u. a. (1952); Aufsätze zur Soziologie, herausgegeben von demselben u. a. (1953); Dogmenhistorische und biographische Aufsätze, herausgegeben von demselben u. a. (1954); Aufsätze zur Wirtschaftspolitik, herausgegeben von W. F. Stolper (1985); Beiträge zur Sozialökonomik, herausgegeben von S. Böhm (1987); Aufsätze zur Tagespolitik, herausgegeben von C. Seidl u. a. (1993).
Die ökonom. Lehren von Marx, Keynes, S., hg. v. M. Timmermann (1987);
Klaus O. W. Müller: J. A. S. Ökonom der neunziger Jahre (1990);
M. M. Augello: J. A. S. A reference guide (Berlin 1990);
R. Swedberg: J. A. S. Eine Biogr. (a. d. Engl., 1994);
P. Kesting: Zw. Neoklassik u. Historismus. Das ökonom. Werk J. A. S.s aus methodolog. u. theoriegeschichtl. Perspektive (1997).
Universal-Lexikon. 2012.