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Charts 〈[ tʃa:ts] Pl.; Mus〉 (wöchentlich veröffentlichte) Liste der beliebtesten Musiktitel ● auf Platz 1 der \Charts klettern, landen, stehen; in die \Charts kommen [engl.]
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I Charts
[englisch/amerikanisch, tʃɑ:ts; wörtlich »Tabellen«], regelmäßig (wöchentlich oder vierzehntägig) zusammengestellte Listen der in dem betreffenden Zeitraum meistverkauften Schallplatten, die in den Branchenzeitschriften der Musikindustrie veröffentlicht sind. Sie werden durch telefonische Umfrage in einem repräsentativen Netz von Schallplattengeschäften und anhand der Playlists ausgewählter Rundfunkstationen ermittelt und sollen ein möglichst genaues Indiz für den kommerziellen Erfolg einer Schallplatte sein. Um den unterschiedlichen Zielgruppen auf dem Schallplattenmarkt gerecht zu werden und möglichst verlässliche Daten über die Marktentwicklung zu erhalten, sind die Charts noch einmal in verschiedene Rubriken unterteilt. Darüber hinaus wird oft noch mit zusätzlichen Indizes die Dauer des Verbleibs in den Charts sowie die Veränderungen gegenüber der Platzierung der Vorwoche markiert (Chart Action). Billboard lässt seit Mai 1991 die Erfassung der Ausgangsdaten für die Kompilation der Charts in einer repräsentativ ausgewählten Zahl von Einzelhandelsgeschäften gekoppelt an die elektronischen Kassen durch Auswertung der Strichcodes vornehmen. In der Bundesrepublik erfolgt die Kompilation der deutschen Charts durch die Firma Media Control seit 1993 nach dem gleichen Prinzip.
Begonnen mit der regelmäßigen Veröffentlichung von Charts hat im Juli 1940 das amerikanische Musikmagazin Billboard. Doch schon zuvor gab es allerdings noch eher sporadische und unsystematische Versuche zur statistischen Erfassung musikalischer Verkaufserfolge, nämlich durch den britischen Melody Maker mit seiner »Honours List« ab 1928, bei Billboard selbst sogar schon ab 1914 mit der Rubrik »Popular Songs Heard in Vaudevil Theaters Last Week«, die im gleichen Jahr in »The Billboard's Song Chart« umbenannt wurde. Mit der regelmäßigen wöchentlichen Auflistung der meistverkauften Singles (»Best Selling Singles«) sind ab 1940 aus diesen Versuchen dann die heutigen Charts geworden. 1955 erfolgte einer Erweiterung dieser Liste auf die einhundert meistverkauften Singles der Woche, 1958 in »The Hot 100« umbenannt. Sie ist nach absoluten Verkaufszahlen aufgebaut, unabhängig von dem jeweiligen Musiktyp, und repräsentiert damit die populäre Musik im kommerziellen Sinn, weshalb sie sich oft einfach auch nur als »Pop-Charts« bezeichnet findet. Der kommerzielle Erfolg von Platten schwarzer Musiker, die an ein farbiges Publikum adressiert waren, das als ein besonderer Markt definiert war (Special Field), veranlasste 1942 die Redaktion von Billboard zur Veröffentlichung einer Sonderliste unter der Überschrift »Harlem Hit Parade«. Sie wurde 1945 von zehn auf fünfzehn Platten erweitert und mit »Race Records« überschrieben. 1949 bekam diese Sparte dann die Bezeichnung »Rhythm and Blues« und erfasste nunmehr fünfzig Platten. Noch eine Änderung der Bezeichnung erfolgte schließlich 1969 mit der Einführung des Begriffs Soul. Ab 1949 erschien eine dritte Rubrik der Billboard-Charts unter dem Titel »Best Selling Retail Country & Western Records«, 1956 von fünfzehn auf fünfzig Positionen erweitert und vereinfacht als C & W ausgewiesen (Country and Western).
Diese Grundstruktur mit Pop-Charts und Special Fields findet sich bis heute beibehalten, nur noch um weitere Rubriken ergänzt. Die Billboard-Charts umfassen inzwischen neben den »Hot 100 Singles« noch die »200 Top LPs«, eine Vielzahl solcher Unterkategorien wie etwa »Classic« (artifizielle Musik), »Jazz« und »Latin« (Latin Rock, lateinamerikanische Musik), »Easy Listening«, »Comedy«, »Radio-Singles« usw. Auch hier erfolgt die Auflistung nach Singles und LPs getrennt, wird zudem oft noch nach geographischen Regionen geordnet. Nach dem Muster von Billboard hat inzwischen jede größere Branchenzeitschrift ihre nach speziellen Gesichtspunkten zusammengestellten Charts. Die wichtigsten sind neben Billboard (USA) die von Cash Box (USA), Record World (USA) und Rolling Stone (USA) sowie die von Melody Maker (GB), New Musical Express (GB) und Musikmarkt (BRD). In den öffentlich-rechtlichen Mediensystemen Westeuropas werden unabhängig von den Medien durch Marktforschungsunternehmen wie Media Control in Deutschland oder das British Market Research Bureau in Großbritannien »offizielle Charts« erstellt und veröffentlicht (in der Bundesrepublik in der Zeitschrift Musikmarkt), die als Vergleichsgröße gewährleisten sollen, dass Manipulationen ausgeschlossen bleiben.
Obwohl die Charts als das wichtigste Orientierungsinstrument für Musiker, Produzenten und Industrie in ihrer Bedeutung für die Entwicklung der populären Musik gar nicht zu überschätzen sind, ist zu Recht immer wieder auf die Zirkelschlüssigkeit des Verfahrens verwiesen worden. Durch die Tatsache, dass Programmverantwortliche in den Medien ebenso wie der Einzelhandel sich oft bedingungslos an den Charts orientieren, generieren diese in ganz erheblichem Maße den Erfolg, den sie zu messen vorgeben. Je höher eine Platte in den Charts platziert ist, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit ihres häufigen Abspiels im Rundfunk, mit der Konsequenz einer entsprechend hohen Absatzquote im Einzelhandel, was dann wieder in die Berechnung der Platzierung eingeht — usw., usf.
II
Charts
[tʃɑːts, englisch],
1) Listen der beliebtesten Schlager beziehungsweise der meistverkauften Tonträger, die, durch Umfrage ermittelt und turnusmäßig zusammengestellt werden.
2) grafische Darstellungen des bisherigen Kursverlaufs und des Umsatzvolumens von einzelnen börsennotierten Aktien, Aktienindizes oder sonstigen Kursentwicklungen (z. B. Devisen) in Gestalt von Linien-, Balken- oder »Point and Figure«-Charts Bei Liniencharts werden die einzelnen Werte so verbunden, dass eine Kurskurve entsteht; Balkencharts stellen die Höchst-, Tiefst- und Schlusskurse einer Berichtsperiode grafisch dar; bei »Point and Figure«-Charts wird der gesamte Kursverlauf in einzelne, mit unterschiedlichen Symbolen gekennzeichnete Trendphasen (X für Kursanstieg, 0 für Kursrückgang) aufgelöst.
Dargestellt werden in den Charts entweder die Tageswerte oder - als Basis langfristig orientierter Analysen - (gleitende) Durchschnitte aus den Tageswerten (Trend-, Unterstützungs- und Widerstandslinien). Diese Durchschnittswerte können von der tatsächlichen Kursentwicklung durchbrochen werden und damit Auf- oder Abwärtsbewegungen ankündigen. Außerdem werden typische, sich wiederholende Kursverläufe an der Börse (Formationen) abgeleitet. Bei der Analyse der Charts (Chart-Reading) wird unterstellt, dass der Kursverlauf bestimmte Regelmäßigkeiten aufweist, die es ermöglichen, aus dem bisherigen Verlauf auf die weitere Entwicklung zu schließen. Über die Analyse von Charts (auch: technische Analyse) wird versucht, die besten Zeitpunkte für Käufe oder Verkäufe herauszufinden. Im Gegensatz zur breiter angelegten Fundamentalanalyse (Aktienanalyse) konzentriert sich die chartgestützte technische Analyse dabei auf das Erkennen vermeintlicher Umkehr- oder trendbeständiger (Konsolidierungs-)Formationen der Kursentwicklung.
Universal-Lexikon. 2012.