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sexuelle Revolution
sexuelle Revolution,
 
Bezeichnung für das Aufbegehren gegen die überkommenen restriktiven Sexualnormen vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren und die Befreiung von ihnen in Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie für die relativ schnellen Veränderungen in der Einstellung und im sexuellen Verhalten in der Bevölkerung. Einige Kinofilme, die sexuelle Tabus brachen, der Rock 'n' Roll mit seinen Festivals ab den 1950er-Jahren, die schnelle Verbreitung der »Antibabypille«, die vor allem von den politisch linken Studenten und Schülern ausgehenden politischen Unruhen, die sich u. a. auf Herbert Marcuse und Wilhelm Reich stützten, der Ruf nach freier Liebe, Bikini und Minirock in den 1960er-Jahren, die heftigen und anhaltenden öffentlichen Diskussionen um Pornographie und Abtreibung (Schwangerschaftsabbruch) mit dem öffentlichen Bekenntnis vieler auch prominenter Frauen: »Wir haben abgetrieben«, die Erlaubnis von »einfacher« Pornographie einschließlich Sexshops, Sexkinos und Liveshows (Vorführung von Geschlechtsverkehr in einschlägigen Lokalen) durch Änderung des § 184 des deutschen Strafgesetzbuchs Anfang der 1970er-Jahre u. a. waren Zeichen einer schnellen Veränderung, wie es sie nie zuvor gegeben hatte. In den 1980er-Jahren trat eine gewisse Beruhigung ein, die auch durch die neue Bedrohung durch Aids mit verursacht war. Geblieben ist eine in einem größeren Teil der Bevölkerung liberaler gewordene Auffassung in Bezug auf die Sexualmoral und eine deutlich geringer gewordene Beachtung der kirchlichen Sexualnormen auch bei Gläubigen.
 
Siehe auch: Sexpol, Sexwelle.

Universal-Lexikon. 2012.