Sprạnger,
1) Bartholomäus, niederländischer Maler, * Antwerpen 21. 3. 1546, ✝ Prag vor 17. 9. 1611; Schüler von J. Mandyn, wurde von F. Floris sowie von den Manieristen in Parma und Rom (1566-75) beeinflusst, war ab 1575 Hofmaler Kaiser Maximilians II. in Wien, ab 1581 Kaiser Rudolfs II. in Prag. Spranger schuf allegorische und mythologische Bilder (v. a. erotische Szenen), die ihn zu einem bedeutenden Vertreter der rudolfinischen Hofmalerei und des internationalen Manierismus werden ließen. Seine Zeichnungen waren in Stichen (v. a. von H. Goltzius) weit verbreitet.
Werke: Marter Johannes des Evangelisten (1573; Rom, San Giovanni a Porta Latina); Herakles und Omphale (um 1575-80; Wien, Kunsthistorisches Museum); Venus und Adonis (ebenda); Angelica und Medoro (um 1580; München, Alte Pinakothek); Allegorie auf Kaiser Rudolf II. (1592; Wien, Kunsthistorisches Museum).
A. Niederstein: Das graph. Werk B. S.s, in: Repertorium für Kunstwiss., Bd. 52 (1931);
M. Henning: Die Tafelbilder B. S.s. Höf. Malerei zw. »Manierismus« u. »Barock« (1987).
2) Carl Dieter, Politiker, * Leipzig 28. 3. 1939; Jurist, 1972-2002 Mitglied des Bundestags (CSU), 1982-91 parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, war 1991-98 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit.
3) Eduard, Philosoph, Psychologe, Kulturpädagoge und Bildungspolitiker, * Berlin 27. 6. 1882, ✝ Tübingen 17. 9. 1963; war ab 1911 Professor in Leipzig, ab 1920 in Berlin, ab 1946 in Tübingen. Als Schüler W. Diltheys war Spranger Vertreter eines erneuerten Humanismus und Idealismus im Sinne einer geisteswissenschaftlichen Psychologie (»Lebensformen«, 1914). Im Mittelpunkt seiner kulturtheoretischen Bemühungen steht die Arbeit an einer philosophischen Grundlegung der Geisteswissenschaften. Zentral ist hierbei die Methode des Verstehens. Als besondere Auffassungsweise richtet sie sich nach den Sinngehalten der idealtypisch reduzierten Erscheinungen des objektiven Geistes. Je nach Auffassung oder vermitteltem Wert- und Sinngehalt wurden von Spranger der vornehmlich theoretische, der ökonomische, der ästhetische, der soziale, der religiöse und der Machtmensch unterschieden. Diese Grundtypen menschlichen Verhaltens in Kulturbereichen wie Wissenschaft, Wirtschaft, Religion, Politik arbeitete Spranger idealtypisch heraus und machte sie besonders auch in den Phasen der menschlichen Entwicklung sichtbar (»Psychologie des Jugendalters«, 1924).
Seine Kulturphilosophie beruht auf der Überzeugung, dass einerseits dem Humanitätsideal der klassischen Zeit entsprochen werden muss, die kulturellen Gehalte aber konkret nur in der individuellen Persönlichkeit lebendig sind und nicht von den in der Person wurzelnden Wertvorstellungen oder religiösen Überzeugungen getrennt werden können. All das konkretisiert sich in den einzelnen Persönlichkeiten und ihren »Denkformen« zur »Weltanschauung«, deren Untersuchung für Spranger eine immer aktuelle Kulturfrage darstellt. Im Bereich der Pädagogik wirkte Spranger weitgehend als Kultur- und Erziehungspolitiker, insofern für ihn Kultur der Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen und Auseinandersetzungen überhaupt war. Sein Erziehungsziel war die Verbindung von geistesgeschichtlicher Tradition und schöpferischer Entfaltung der an den Kulturwerten gebildeten Persönlichkeit.
Weitere Werke: Die Grundlage der Geschichtswissenschaft (1905); Wilhelm von Humboldt und die Reform des Bildungswesens (1910); Das deutsche Bildungsideal der Gegenwart in geschichtsphilosophischer Beleuchtung (1928); Volk, Staat und Erziehung (1932); Die Magie der Seele (1947); Pestalozzis Denkformen (1947); Pädagogische Perspektiven (1951); Kulturfragen der Gegenwart (1953); Der Eigengeist der Volksschule (1955); Der geborene Erzieher (1958); Menschenleben und Menschheitsfragen (1963).
Universal-Lexikon. 2012.