Sullivan
['sʌlɪvən],
1) Sir (seit 1883) Arthur Seymour, englischer Komponist, * London 13. 5. 1842, ✝ ebenda 22. 11. 1900; war Dirigent und Lehrer (Schüler u. a. E. d'Albert) und 1876-81 Direktor der National Training School of Music in London. Er komponierte Opern, Bühnenmusiken, Orchester-, Kammermusik- und Chorwerke. Zum weithin bekanntesten englischen Komponisten wurde er jedoch durch seine Operetten auf Libretti von W. S. Gilbert, u. a. »Thespis« (1871), »The Sorcerer« (1877), »HMS Pinafore« (1878), »The Pirates of Penzance« (1879), »Patience« (1881), »Iolanthe« (1882), »Princess Ida« (1884), »The Mikado« (1885), »The Gondoliers« (1889).
2) Harry Stack, amerikanischer Psychiater und Psychoanalytiker, * Norwich (N. Y.) 21. 2. 1892, ✝ Paris 14. 1. 1949; wurde u. a. von E. Fromm, Karen Horney und Margaret Mead beeinflusst. Die Libidotheorie der klassischen Psychoanalyse lehnte er ab. Bekannt wurde Sullivan durch die erfolgreiche psychotherapeutische Behandlung von Schizophrenen. Nach Sullivan sind Neurosen und Psychosen durch angstbedingte Entwicklungsdefizite verursachte Störungen im zwischenmenschlichen Bereich und im emotionalen Erleben. Sie unterscheiden sich daher nur graduell voneinander. Sullivan begründete damit die »interpersonale Theorie«.
Werk: The interpersonal theory of psychiatry (1953; deutsch Die interpersonale Theorie der Psychiatrie).
3) Louis Henry, amerikanischer Architekt, * Boston (Massachusetts) 3. 9. 1856, ✝ Chicago (Illinois) 14. 4. 1924; nach Studien am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (1872-73) und an der École des Beaux-Arts in Paris (1874-76) in Chicago Mitarbeiter von W. Jenney und D. Adler, mit dem er 1881 das für die Chicagoer Schule wichtige Büro Adler & Sullivan eröffnete. Gemäß seinem Wahlspruch »form follows function« entwarf er vom Innenraum her funktionalistisch entwickelte Hochhäuser, bei denen er die Skelettbauweise mit einer zum Teil dem Jugendstil verwandten Ornamentik am Außenbau verband. Die Fassadengliederung seiner Hotels, Büro- und Geschäftshäuser wirkte richtungweisend. Durch zahlreiche theoretische Schriften und seinen Schüler F. L. Wright übte Sullivan entscheidenden Einfluss auf die Architektur des 20. Jahrhunderts aus.
Werke: Auditorium Building in Chicago (1886-90); Wainwright Building in Saint Louis, Miss. (1890-91); Guaranty Trust Building in Buffalo, N. Y. (1894/95); Schlesinger and Mayer Department Store in Chicago (heute Warenhaus Carson, Pirie & Scott, 1899-1903/04).
Schriften: Kindergarten chats (1918); The autobiography of an idea (1924); A system of architectural ornament (1924).
Chicago-Architektur: 1872-1922. Die Entstehung der kosmopolit. Architektur des 20. Jh., hg. v. J. Zukowsky, Ausst.-Kat. (a. d. Amerikan., 1987);
Universal-Lexikon. 2012.