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Wolfe
Wolfe
 
[wʊlf],
 
 1) James, britischer General, * Westerham (County Kent) 2. 1. 1727, ✝ Quebec 13. 9. 1759; kämpfte während des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika, wo er im Juni und September 1759 Quebec angriff und einen entscheidenden Sieg über den französischen General Louis Joseph de Montcalm de Saint-Véran (* 1712, ✝ 1759) errang, der zur Übergabe der Stadt und schließlich zum Gewinn ganz Kanadas für Großbritannien führte. Wolfe und Montcalm wurden tödlich verwundet.
 
Literatur:
 
F. Parkman: Montcalm and W. (New York 1984).
 
 2) Thomas Clayton, amerikanischer Schriftsteller, * Asheville (North Carolina) 3. 10. 1900, ✝ Baltimore (Maryland) 15. 9. 1938; entstammte einfachen Verhältnissen, studierte an der University of North Carolina und der Harvard University; 1924-30 Dozent für englische Literatur an der New York University; unternahm mehrere Europareisen, v. a. nach Deutschland. Anfangs heftig umstritten, fand Wolfe erst kurz vor seinem Tod in den USA Anerkennung, während die Rezeption in Deutschland schon in den 30er-Jahren enthusiastisch war. - Seine überquellend-drängende Prosa, von lyrischem wie hymnischem Ton ebenso gekennzeichnet wie von treffender Realistik, fügt sich zu einer die Romanform sprengenden, fiktionalisierten autobiographischen Lebensschau von epischer Dimension. In einer Fülle von Erinnerungen, Eindrücken, Assoziationen und Spekulationen tritt der breite »Strom des Lebens« zutage. Besonders im das Gesamtwerk durchziehenden Motiv der Suche spiegelt sich das Bestreben, den Sinn des individuellen Lebens und Amerikas als organisches Ganzes zu konstruieren. Wolfes expansives literarisches Unternehmen blieb unvollendet; die beiden ersten Teile erschienen zu seinen Lebzeiten (»Look homeward, angel«, 1929, deutsch »Schau heimwärts, Engel!«; »Of time and the river«, 1935, deutsch »Von Zeit und Strom«, 2 Bände), aus dem Nachlass edierte Edmund C. Aswell (* 1900, ✝ 1958) die Romanfragmente »The web and the rock« (herausgegeben 1939; deutsch »Strom des Lebens«, auch unter dem Titel »Geweb und Fels«) sowie »You can't go home again« (herausgegeben 1940; deutsch »Es führt kein Weg zurück«). - Wolfe verfasste auch Dramen, Erzählungen und Gedichte.
 
Weitere Werke: Lyrik: A stone, a leaf, a door (herausgegeben 1945).
 
Dramen: Gentlemen of the press (herausgegeben 1942; deutsch Die Herren von der Presse); Mannerhouse (herausgegeben 1948; deutsch Herrenhaus).
 
Essay: The story of a novel (1936; deutsch Uns bleibt die Erde).
 
Ausgaben: The notebooks, herausgegeben von R. S. Kennedy u. a., 2 Bände (1970); The autobiography of an American novelist, herausgegeben von L. Field (1983); The complete short stories, herausgegeben von F. E. Skipp (1987).
 
Briefe, herausgegeben von E. Nowell (1961); Sämtliche Erzählungen (31978).
 
Literatur:
 
K. Pfister: Zeit u. Wirklichkeit bei T. W. (1954);
 E. Nowell: T. W. A biography (Garden City, N. Y., 1960, Nachdr. Westport, Conn., 1972);
 E. Evans: T. W. (New York 1984);
 D. H. Donald: Look homeward. A life of T. W. (Boston, Mass., 1987);
 J. L. Idol: A T. W. companion (Westport, Conn., 1987);
 
T. W., hg. v. H. Bloom (New York 1987);
 J. E. Bassett: T. W. An annotated critical bibliography (Lanham, Md., 1996);
 C. I. Johnston: Of time and the artist. T. W., his novels, and the critics (Columbia, S. C., 1996).
 
 3) Tom, eigentlich Thomas Kennerly Wolfe, amerikanischer Schriftsteller und Journalist, * Richmond (Virginia) 2. 3. 1931; studierte an der Yale University (Connecticut), war Journalist bei verschiedenen Zeitungen; 1968-76 Mitherausgeber des »New York Magazine«, seit 1977 von »Esquire«. Wolfe entwickelte mit seinen originellen, sprachschöpferischen Essays und Reportagen über jeweils aktuelle Trends der amerikanischen Kultur den als New Journalism bezeichneten Schreibstil und erwies sich als scharfsichtiger Chronist des Zeitgeistes in den USA. Sein Reportageroman über den Schriftsteller K. Kesey und die amerikanische Gegenkultur (»The electric kool-aid acid test«, 1968; deutsch »Unter Strom«) verbindet Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen. Der erfolgreiche, realistisch erzählte Roman »The bonfire of the vanities« (1987; deutsch »Fegefeuer der Eitelkeiten«; verfilmt), Wolfes erstes rein fiktionales Werk, zeichnet ein facettenreiches, maliziöses Bild der New Yorker Gesellschaft der 80er-Jahre.
 
Weitere Werke: Romane: The right stuff (1979; deutsch Die Helden der Nation); The tinkerings of Robert Noyce (1983; deutsch Die neue Welt des Robert Noyce); A man in full (1998).
 
Essays: The kandykolored tangerineflake streamline baby (1965; deutsch Das bonbonfarbene tangerinrot-gespritzte Stromlinienbaby); Radical chic and mau-mauing the flak catchers (1970; deutsch Radical Chic und Mau Mau bei der Wohlfahrtsbehörde); The painted word (1975; deutsch Das gemalte Wort); From Bauhaus to our house (1981; deutsch Mit dem Bauhaus leben).
 
Herausgeber: The new journalism (1973, mit E. Wolfe Johnson).
 
Literatur:
 
The critical response to T. W., hg. v. D. Shomette (Westport, Conn., 1992).

Universal-Lexikon. 2012.