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gähnen
gäh|nen ['gɛ:nən] <itr.; hat:
1. vor Müdigkeit oder Langeweile den Mund weit öffnen und dabei tief atmen:
er gähnte laut, herzhaft; sie musste vor Müdigkeit gähnen.
2. (geh.) sich in eine große Tiefe o. Ä. hinein öffnen:
ein Abgrund gähnte vor ihnen.
Syn.: klaffen, offen sein, offen stehen.

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gäh|nen 〈V. intr.; hat
1. langsam u. tief durch den weit offenen Mund einatmen (vor Müdigkeit od. Langeweile)
2. 〈fig.〉 offen stehen, sich tief öffnen, klaffen (Abgrund)
● ein Gähnen unterdrücken; herzhaft, laut \gähnen; vor uns gähnte eine tiefe Schlucht; \gähnende Leere fast völlige Leere (eines Saals, Zuschauerraumes) [<ahd. ginen, geinon, engl. yawn <germ. *gei-, *gi- <idg. *ghei-, *ghi- „klaffen“; verwandt mit Geest, Gier, Begierde, begehren, Geier, Geifer]

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gäh|nen <sw. V.; hat:
1. [mhd. genen, ginen, ahd. ginēn, urspr. = klaffen, weit offen stehen, auch lautm. für den Gähnlaut u. das heisere Ausfauchen z. B. der Gans] (als Anzeichen von Müdigkeit od. Langeweile) unwillkürlich den Mund [weit] aufsperren u. die Luft [geräuschvoll] einziehen u. ausstoßen:
herzhaft g.;
vor Müdigkeit g. [müssen];
gelangweilt g.;
<subst.:> ein Gähnen unterdrücken;
Gähnen ist ansteckend;
der Vortrag war zum Gähnen langweilig.
2. (geh.) sich auftun; sich in eine große, dunkle Tiefe o. Ä., einen Abgrund hinein öffnen:
unter uns gähnte der Abgrund;
Ü im Saal herrschte gähnende Leere.

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Gähnen,
 
1) reflektorische Leistung aller an der Atmung beteiligten Muskelgruppen, gekennzeichnet durch krampfhaftes Aufreißen des Mundes und tiefe Einatmung (oft verbunden mit Recken und Strecken der Gliedmaßen), die gewöhnlich durch psychische Ermüdung ausgelöst wird. Die Ursache des Gähnens ist weitgehend unbekannt. Wenig wahrscheinlich ist die Annahme, dass der mit der tiefen Einatmung verbundene erniedrigte Druck im Brustraum zu einem vermehrten Blutrückfluss zum Herzen und damit zu einer verbesserten Sauerstoffsättigung des Blutes und folglich zu einer verbesserten Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns führt. Wahrscheinlicher ist die Vorstellung, dass die mit dem Gähnen verbundenen motorischen Reaktionen eine Vielzahl von Rezeptoren in Haut, Bändern, Gelenken und Muskeln erregen und dass diese zusätzlichen Sinnesreize (über den Hirnstamm vermittelt) eine allgemeine Weckwirkung auf die Großhirnrinde entfalten.
 
Der Gähnkrampf, ein abnorm häufiges, zwanghaftes Gähnen, tritt auf bei organischen Hirnerkrankungen, besonders bei Tumoren oder Abszessen des Kleinhirns oder des verlängerten Rückenmarks, auch als Vorbote eines epileptischen Anfalls.
 
 2) willkürliches Ausdrucksverhalten bei Tieren (besonders Affen, auch bei Raubtieren und Flusspferden) als Imponiergehabe (Wut- oder Drohgähnen).

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gäh|nen <sw. V.; hat [1: mhd. genen, ginen, ahd. ginēn, urspr. = klaffen, weit offen stehen, auch lautm. für den Gähnlaut u. das heisere Ausfauchen z. B. der Gans]: 1. (als Anzeichen von Müdigkeit od. Langeweile) unwillkürlich den Mund [weit] aufsperren u. die Luft [geräuschvoll] einziehen u. ausstoßen: herzhaft g.; Sie ... frieren ein wenig, gähnen verstohlen und wissen nur noch, dass sie unbeschreiblich müde sind (Thieß, Legende 77); vor Müdigkeit g. [müssen]; gelangweilt g.; <subst.:> ein Gähnen unterdrücken; Gähnen ist ansteckend; der Vortrag war zum Gähnen langweilig. 2. (geh.) sich auftun; sich in eine große, dunkle Tiefe o. Ä., einen Abgrund hinein öffnen: der gewaltige Bauplatz, in dem Gruben gähnten (Schneider, Erdbeben 117); Leer gähnten die Schränke und die Schübe des Sekretärs (Fallada, Herr 135); im Saal herrschte gähnende Leere; es ist, als täte sich jählings ein gähnender Abgrund unter unseren Füßen auf (Grzimek, Serengeti 59); Ü bei dramatischer Kassenlage, gähnenden Haushaltslöchern und wachsender Arbeitslosigkeit gibt es nichts zu verteilen (Woche 18. 4. 97, 1).

Universal-Lexikon. 2012.