Ab|ra|ham 〈in Wendungen wie〉 dort bist du sicher wie in \Abrahams Schoß gut aufgehoben, sicher; leben wie in \Abrahams Schoß in guten Verhältnissen leben
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Ab|ra|ham:
in der Wendung wie in -s Schoß (ugs.; sicher u. geborgen; gut aufgehoben; nach Luk. 16, 22).
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I Abraham
[hebräisch avrạhạm, Etymologie unsicher: »Vater (Gott) ist erhaben« (?), »Vater einer Menge« (?)], Gestalt des A.T.; erster der biblischen Erzväter; Vater Ismaels und Isaaks; ist nach der biblischen Überlieferung (Abrahamerzählungen 1. Mose 11, 27-25, 10) aufgrund einer Berufung Gottes aus Ur in Chaldäa nach Kanaan eingewandert. Die Historizität Abrahams wird heute kaum noch bestritten. Die Forschung beschreibt ihn als Oberhaupt einer Sippe, die als viehzüchtende (Halb-)Nomaden am Rand des mesopotamischen Kulturlandes lebte; einem polytheistischen Clan entstammend (Josua 24, 2), wurde er nach seiner Einwanderung in Kanaan (wahrscheinlich in der 1. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr.) zum Stifter eines monotheistischen Kults (1. Mose 12, 6 f.), in dessen Rahmen Jahwe verehrt wurde (M. Noth).
Hinsichtlich seiner theologischen Bedeutung ist Abraham eine der großen Gestalten des A.T. Nach 1. Mose 17 schließt Gott mit Abraham einen ewigen Bund, dessen äußeres Zeichen die Beschneidung ist, womit er zum Stammvater des Volkes Israel wird. Das A.T. betont v. a. seinen Gehorsam gegenüber Gott, da Abraham bereit ist, auch seinen eigenen Sohn zu opfern (1. Mose 22); das Neue Testament beschreibt ihn als Urbild des wahrhaft Glaubenden (Römerbrief 4). Die Muslime verehren Abraham als den Vater Ismaels und betonen v. a. seinen Glauben an einen einzigen Gott. Der Koran bezeichnet Abraham als den ersten Muslim, der zusammen mit seinem Sohn Ismael die Kaaba gegründet habe (Sure 2, 124 ff. und 3, 67, 95 ff.). Abraham gilt den Muslimen als Vorbild des Glaubens schlechthin. Das auch im Koran überlieferte Opfer Abrahams (»Isaaks Opferung«) gilt als Vorbild des mit der Wallfahrt nach Mekka verbunden Opferfestes (»Opferbairam«).
Abraham,
1) Karl, Psychoanalytiker, * Bremen 3. 5. 1877, ✝ Berlin 25. 10. 1925; praktizierte seit 1908 in Berlin und war am Aufbau des Internationalen Instituts für Psychoanalyse beteiligt. Er trat besonders durch seine Untersuchungen zum Mythos und zur Traumsymbolik sowie zu den Freudschen Entwicklungsphasen der Sexualität im Kindesalter hervor. Seine Theorie der Psychosen gründet auf der Annahme, dass psychotische Erkrankungen durch das Stehenbleiben auf einer der kindlich libidinösen Phasen bewirkt seien.
Werke: Traum und Mythos. Schriften zur angewandten Seelenkunde (1909); Klinischer Beitrag zur Psychoanalyse (1921); Psychoanalytische Studien zur Charakterbildung u. a. Schriften, herausgegeben von J. Cremerius (1969); Schriften zur Theorie und Anwendung der Psychoanalyse. Eine Auswahl, herausgegeben von demselben (1973).
Ausgaben: Briefwechsel mit S. Freud (1907-26), herausgegeben von H. C. Abraham und E. L. Freud (1965); Gesammelte Werke, 2 Bände, herausgegeben von J. Cremerius (Band 1: 1969, Band 2: 1971).
2) Paul, ungarischer Komponist, * Apatin (heute zu Serbien) 2. 11. 1892, ✝ Hamburg 6. 5. 1960; lebte in Berlin, emigrierte 1933 nach Paris, dann nach New York; 1956 kehrte er in die Bundesrepublik Deutschland zurück. Abraham schrieb Operetten (u. a. »Victoria und ihr Husar«, 1930; »Die Blume von Hawaii«, 1931; »Ball im Savoy«, 1932) und Filmmusiken.
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Abra|ham: in der Wendung wie in -s Schoß (ugs.; sicher u. geborgen; gut aufgehoben; nach Luk. 16, 22): bei mir bist du sicher. Wie in -s Schoß (Degener, Heimsuchung 87).
Universal-Lexikon. 2012.