Ak|kom|mo|da|ti|on 〈f. 20; unz.; Physiol.〉
1. Anpassung
2. Scharfeinstellung des Auges durch Anpassung der Augenlinse an die Entfernung des Gegenstandes
[<frz. accommodation „Anpassung“; → akkommodieren]
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Ak|kom|mo|da|ti|on, die; -, -en [frz. accommodation < lat. accommodatio = das Anpassen]:
1. (Physiol.)
a) Anpassung;
b) Einstellung des Auges auf die jeweilige Entfernung.
2. (Theol.) Angleichung einer Religion an die Ideen u. Werte einer anderen.
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Akkommodation
[lateinisch »Anpassung«] die, -/-en,
1) Medizin und Physiologie: die Einstellung des Auges auf eine bestimmte Entfernung. Der Akkommodationsbereich wird vom Fernpunkt und vom Nahpunkt begrenzt. Beim normalsichtigen Auge in Ruhestellung liegt der Fernpunkt im Unendlichen. Damit näher als 5 m gelegene Gegenstände scharf gesehen werden können, muss sich die Brechkraft des Auges verstärken. Durch Anspannung des ringförmigen Akkommodationsmuskels (Ziliarmuskels) im Ziliarkörper werden die elastischen Aufhängefasern der Linse entspannt, sodass diese, ihrer Elastizität folgend, sich stärker wölbt. Bei Einstellung auf den Nahpunkt ist die Akkommodation maximal. Die dabei bewirkte Zunahme der Brechkraft des Auges in Dioptrien (dpt) wird Akkommodationsbreite genannt. Sie nimmt mit dem Alter infolge Nachlassens der Linsenelastizität ab: Bei Zehnjährigen beträgt sie etwa 14 dpt, mit 30 Jahren 6 dpt, mit 65 bis 70 Jahren 0 dpt. Die Minderung der Akkommodationsfähigkeit ist die Ursache der Alterssichtigkeit.
Der als Akkommodationskrampf bezeichnete Krampf des Ziliarmuskels bewirkt die Fixierung auf den Nahpunkt; Ursachen sind nicht korrigierte Übersichtigkeit, Vergiftung mit Parasympathomimetika (z. B. Pilocarpin, E 605). - Unter Akkommodationslähmung versteht man den Verlust der Naheinstellung mit oder ohne Pupillenlähmung; Ursachen bei einseitiger Akkommodationslähmung sind z. B. Geschwülste, bei beidseitiger Akkommodationslähmung Atropinvergiftung oder Botulismus.
2) Psychologie: kognitive Akkommodation, in der Denkpsychologie von J. Piaget die Anpassung der Verhaltens- und Denkschemata eines Subjektes an äußere Wahrnehmungsinhalte, im Unterschied zur Assimilation.
3) Theologie: in der Mission der christlichen Kirchen die Berücksichtigung kultureller Eigenarten der jeweiligen Adressaten. Soweit es sich dabei um die Anpassung von Ritus und Kirchendisziplin an die Vorstellungs- und Empfindungswelt anderer Kontinente handelt, spricht man auch von Inkulturation. In der Missionsgeschichte wurden häufig die Grenzen der Akkommodation diskutiert, z. B. im Ritenstreit.
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Universal-Lexikon. 2012.