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Biber
Bi|ber
I 〈m. 3
1. an Gewässern, in Höhlen od. in aus Ästen, Zweigen u. Schlamm gebauten „Burgen“ lebendes Nagetier: Castorida
2. dessen Pelz
II 〈m. 3 oder n. 13; Textilw.〉 raues Baumwollgewebe in Köperbindung
[<ahd. bibar, engl. beaver <germ. bebru- <idg. *bhebhru-; zu *bhero- „braun“]

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1Bi|ber, der; -s, - [mhd. biber, ahd. bibar, eigtl. = der Braune]:
1. Nagetier mit bräunlichem Fell, plattem Schuppenschwanz und Schwimmfüßen, das an Gewässern lebt, gut schwimmt u. Bauten od. Dämme anlegt.
2. Fell eines 1Bibers (1).
3. (ugs. scherzh.)
a) Vollbart;
b) Träger eines Vollbartes.
3Bi|ber, der; -s, - [wohl mundartl. Umformung des 1. Bestandteils von Pimpernuss; die Früchte werden auch zum Würzen von Backwerk verwendet] (schweiz.):
Lebkuchen mit marzipanähnlicher Füllung.

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I
Biber,
 
1) Biologie: Castoridae, Familie der (Pflanzen fressenden) Nagetiere mit zwei Arten, dem Eurasiatischen Biber (Castor fiber) und dem Nordamerikanischen Biber (Castor canadensis). Mit einer Kopf-Rumpf-Länge bis zu 90 cm und einem Höchstgewicht von 38 kg sind die Biber nach dem Wasserschwein die größten rezenten Nager. In ihrem sich in und an Wasserläufen erstreckenden Lebensraum haben die plumpen, kleinäugigen und -ohrigen, braunschwarzen bis dunkelgrauen Tiere verschiedener Anpassungen entwickelt: 1) Die Zehen der Hinterfüße sind durch Schwimmhäute miteinander verbunden, dagegen sind die Vorderfüße klein und als Greiforgane entwickelt. 2) Der bis zu 30 cm lange Schwanz ist unbehaart und horizontal abgeplattet, breit; er fungiert als Höhen-Tiefen-Ruder beim Tauchen (maximale Tauchstrecke rd. 300 m, maximale Tauchdauer etwa 20 Minuten). 3) Zum Einfetten des Fells dienen paarige, in den After mündende Öldrüsen, deren Sekret mit einer »Putzkralle« der 2. Hinterzehe verteilt wird. Die Orientierung an Land erfolgt überwiegend durch den Geruchssinn, Wege und Revier werden mit dem Bibergeil (Castoreum) markiert. - Als Zufluchts- und Wohnstätte bauen Biber Uferhöhlen mit Unterwasserzugang und Luftschacht, deren Wohnkessel bei einem Durchmesser von rd. 1,2 m etwa 0,5 m über dem Wasserstand liegen. Von den Bibern errichtete Dämme aus Stämmen, Ästen und Schlamm tragen zur Wasserregulierung bei. Biber fällen bevorzugt Weichhölzer, v. a. Weiden und Pappeln, indem sie sie keilförmig annagen. - Die Begattung findet im Wasser statt (in der Zeit zwischen Januar und März); das Männchen schwimmt dazu mit der Bauchseite nach oben unter das Weibchen. Die bis zu acht Jungen eines Wurfes sind bald schwimmfähige Nestflüchter, die im 3. Lebensjahr selbstständig werden. - Die durch Biberdämme entstehenden mäanderartigen Flussläufe haben große ökologische Bedeutung: Das Wasser strömt nicht so schnell ab, der Grundwasserspiegel steigt, Trockenzeiten werden besser überstanden, Schwemmland wird gebildet, an dessen Ufern Büsche und Bäume gedeihen können, günstigere Laichgelegenheiten für Fische werden geschaffen. - Biber stehen unter Naturschutz; natürliches Vorkommen noch im Gebiet der mittleren Elbe, im Elbe-Havel-Winkel und dem Werbellinseegebiet, erfolgreiche Wiedereinbürgerungen v. a. in Bayern an Inn und Donau, in Mittelfranken, im Peenetal und im Elsass.
 
 
Literatur:
 
L. Wilsson: B. (a. d. Schwed., 1966);
 Der B., in: Fauna, hg. v. F. Rodriguez de la Fuente, Bd. 6 (1971);
 G. Colditz u. S. Drobik: Der B. Lebensweise, Schutzmaßnahmen, Wiederansiedlung (1994).
 
 2) Biber®,Textiltechnik: Bezeichnung für kräftigen Baumwollflanell in Köperbindung mit stark gedrehter Kette und weicher Schussdrehung, beidseitig stark geraut (besonders für Bettwäsche).
 
II
Biber,
 
Heinrich Ignaz Franz, eigentlich H. I. F. von Bibern, österreichischer Komponist und Violinist, * (getauft?) Wartenberg (Nordböhmischer Kreis) 12. 8. 1644, ✝ Salzburg 3. 5. 1704; wurde 1679 Vizekapellmeister, 1684 Kapellmeister am Hof des Fürstbischofs in Salzburg; v. a. bekannt durch seine Violinkompositionen, in denen er den Gebrauch von Doppelgrifftechnik, Skordatur und hohem Lagenspiel einführte. Er komponierte Violinsonaten, u. a. 16 »Mysterien-Sonaten« für Rosenkranzandachten (um 1675), Suiten und Sonaten für mehrere Instrumente und Generalbass, »Serenada à 5« (1673, mit dem Nachtwächterruf), Opern, Schuldramen, Kirchenmusik, u. a. die früher O. Benevoli zugeschriebene 53-stimmige Messe, die »Salzburger Domweihmesse« (1682?).
 
Literatur:
 
W. Jaksch: H. I. F. B., Requiem à 15 (1977).
 

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1Bi|ber, der; -s, - [mhd. biber, ahd. bibar, eigtl. = der Braune]: 1. Nagetier mit bräunlichem Fell, plattem Schuppenschwanz und Schwimmfüßen, das an Gewässern lebt, gut schwimmt u. Bauten od. Dämme anlegt. 2. a) Fell des Bibers (1); b) Biberpelz: Hinter der Tür hing sein zerdrückter B. (Raabe, Chronik 51). 3. (ugs. scherzh.) a) Vollbart; b) Träger eines Vollbartes.
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2Bi|ber, der od. das; -s [nach 1Biber (2)]: beidseitig gerautes Baumwollgewebe [für Betttücher], Rohflanell.
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3Bi|ber, der; -s, - [wohl mundartl. Umformung des 1. Bestandteils von ↑Pimpernuss; die Früchte werden auch zum Würzen von Backwerk verwendet] (schweiz.): Lebkuchen mit marzipanähnlicher Füllung.

Universal-Lexikon. 2012.