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Geruchssinn
olfaktorischer Sinn; Riechwahrnehmung; olfaktorische Wahrnehmung

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Ge|rụchs|sinn 〈m. 1; unz.〉 Fähigkeit, mit den Geruchsorganen verschiedenartige gasförmige Stoffe zu unterscheiden u. zu beurteilen

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Ge|ruchs|sinn, der <o. Pl.>:
Fähigkeit von Lebewesen, mithilfe bestimmter Organe Gerüche wahrzunehmen.

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Geruchssinn,
 
Geruch, Riechsinn, olfaktorischer Sinn, Olfạktus, durch niedrige Reizschwellen ausgezeichneter, bei höheren Tieren und beim Menschen in Nasenorganen lokalisierter Fernsinn, der mithilfe besonderer Geruchssinnesorgane als chemischer Sinn die Wahrnehmung von Geruchsstoffen ermöglicht. Der Geruchssinn hat eine stark emotionale Bewertung.
 
Die Geruchssinneszellen sind stets primäre Sinneszellen. Sie liegen bei Wirbellosen mehr oder minder über den ganzen Körper verstreut oder treten an bestimmten Stellen gehäuft auf. Spinnen und Krebse tragen sie an den Gliedmaßen, Insekten vorwiegend an den Antennen. Bei den Wirbeltieren sind die Geruchssinneszellen der Riechschleimhaut stets in einem als Nase bezeichneten Organ vorn am Kopf vereinigt. Bei den auf dem Land lebenden Wirbeltieren dient die durch die Nase aufgenommene Luft nicht nur zur Geruchssinneswahrnehmung, sondern v. a. auch der Atmung (Sauerstoffaufnahme). Durch Schnüffeln, wie es besonders bei zahlreichen Säugetieren beobachtet wird, kann durch das kurzzeitig wiederholte Einatmen kleiner Luftmengen die Konzentration von Reizstoffmolekülen im Bereich der Geruchssinneszellen verstärkt werden. Das Riechepithel erfährt bei makrosmaten Säugetieren durch Faltenbildung (Nasenmuscheln) eine Oberflächenvergrößerung. Bei fast allen Vögeln (ausgenommen z. B. beim Kiwi) sind die Geruchssinnesorgane sehr schwach entwickelt.
 
Die Geruchsreize werden bei Wirbeltieren (einschließlich Mensch) über paarige Geruchsnerven dem Gehirn zugeleitet. Mithilfe des Geruchssinns erkennen tierische Lebewesen Nahrung, Artgenossen und Feinde. Auch zur Orientierung und (z. B. beim Sozialverhalten Staaten bildender Insekten) zur gegenseitigen Verständigung (z. B. durch Duftmarken, Duftstraßen) kann der Geruchssinn von Bedeutung sein. Bei den meisten Wirbellosen, die nur eine Art von Chemorezeptoren besitzen, lässt sich der Geruchssinn nicht einwandfrei oder überhaupt nicht vom Geschmackssinn trennen.
 
Tiere mit relativ schwachem Geruchssinn (z. B. Affen, Robben, Fledermäuse, Vögel, Reptilien, Amphibien) sowie der Mensch werden als Mikrosmaten von den Makrosmaten (mit besonders gutem Geruchssinn, z. B. Insektenfresser, Nagetiere, Raubtiere, viele Huftiere) unterschieden. Ohne Geruchssinn (Anosmaten) sind z. B. die Wale. Die Riechzellen des (sonst mikrosmaten) Menschen können für manche Stoffe (z. B. Skatol, Moschus, Vanillin) ebenfalls sehr empfindlich sein. Bei Frauen ist die Riechschwelle kurz vor und während der Menstruation erniedrigt. Empfindlichkeitsminderungen ergeben sich mit steigendem Lebensalter.
 
Zur Unterscheidung verschiedener Düfte sind mehrere Typen von Rezeptoren notwendig. Eine Vielfalt komplexer Duftqualitäten kann durch das Zusammenwirken nur weniger Rezeptortypen unterschieden werden. Der Mensch kann mehrere Tausend Düfte unterscheiden. Der Geruchssinn spielt bei ihm v. a. bei der Kontrolle von Speisen und Getränken eine Rolle, daneben auch im Geschlechtsleben; ferner ist er geeignet, schädigende Stoffe zu signalisieren. Bei Dauerreizung durch einen bestimmten Geruchsstoff unterliegt der Geruchssinn einer ausgeprägten Adaptation, d. h., die Geruchsempfindung erlischt (ohne jedoch die Empfindlichkeit für andere Stoffe zu beeinflussen). Bemerkenswert ist außerdem, dass derselbe Stoff je nach Konzentration ganz verschiedene Geruchsempfindungen hervorrufen kann (z. B. kann das bei höherer Konzentration übel riechende Skatol bei starker Verdünnung Jasminduft sehr ähnlich werden). Die Geruchsempfindungen lassen sich entsprechend ihrer Ähnlichkeit in Gruppen von Duft- oder Qualitätsklassen ordnen, wobei diesen allerdings nicht die Trennschärfe der Qualitätsgliederung beim Geschmackssinn entspricht.
 
Am bekanntesten sind die folgenden sechs Geruchskategorien: würzig (z. B. Ingwer, Pfeffer), blumig (Jasmin), fruchtig (Fruchtäther, z. B. des Apfels), harzig (Räucherharz), faulig (Schwefelwasserstoff) und brenzlig (Teer).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Geschmackssinn und Geruchssinn
 
Chemorezeption: Riechen und Schmecken
 
Riechen: Physiologie und Riecherlebnisse
 
nonverbale Kommunikation durch Duftstoffe, Berührung und Laute
 
Sexualität: Zwischen Liebe und Ausbeutung
 

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Ge|rụchs|sinn, der <o. Pl.>: Fähigkeit von Lebewesen, mithilfe bestimmter Organe Gerüche wahrzunehmen.

Universal-Lexikon. 2012.