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Filmwirtschaft
Fịlm|wirt|schaft 〈f. 20; unz.〉 Gesamtheit der mit Herstellung, Verleih u. Aufführung von Filmen zusammenhängenden Unternehmen u. Tätigkeiten

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Fịlm|wirt|schaft, die <o. Pl.>:
Gesamtheit der mit Herstellung, Verleih u. Aufführung von Filmen (3 a) in Zusammenhang stehenden Unternehmen.

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Filmwirtschaft,
 
ein um 1900 entstandener Wirtschaftszweig, der sich in filmtechnische Betriebe, Filmproduktion, Filmverleih und Kinos (Lichtspieltheater) gliedert. Wichtiger Partner und Auftraggeber der Filmwirtschaft ist das Fernsehen, wobei das öffentlich-rechtliche Fernsehen für die Produktion von einheimischen fiktionalen Fernsehproduktionen (Fernsehfilme, Serien und Reihen) doppelt so hohe filmwirtschaftliche Leistungen erbringt wie die kommerziellen Fernsehsender. Insgesamt machen Fernsehproduktionen zwei Drittel, abendfüllende Kinofilme ein Drittel der Filmproduktionen aus.
 
Die filmtechnischen Betriebe, hauptsächlich Filmateliers und Kopierwerke in München, Hamburg, Berlin, Potsdam-Babelsberg, Frankfurt am Main, Köln und ihrer Umgebung, arbeiten auch für das Fernsehen, gehören ihm zum Teil (Bavaria, München). Zur eigenen Nutzung oder zur Vermietung an andere erfolgen Rohfilmherstellung, Bereitstellung von Ateliers, Arbeitsräumen, Personal, Herstellung von Bauten und Ausstattungen, Synchronisation und Tonbearbeitung, Kopier- und sonstige Entwicklungsarbeiten.
 
Die Filmproduktion liefert den deutschen Kinos jährlich rd. 80 neue Spielfilme. Zusätzlich werden kürzere Kultur-, Dokumentar-, Industriefilme (zwischen 100 und 250 pro Jahr) und Werbefilme (zwischen 40 und 100 pro Jahr) gedreht.
 
Der Filmverleih ist Mittler zwischen Produzenten und Kinos. Die Verleiher (fünf bis sechs »Mayors«, meist amerikanisch, beherrschen 80 % des Geschäfts; die restlichen 50-60 den Rest) beliefern die deutschen Kinos, an denen sie teilweis auch beteiligt sind, jährlich mit rd. 350 Spielfilmen zur Ur- oder Erstaufführung, davon rd. 40 % aus den USA, rd. 23 % aus dem Inland, rd. 9 % aus Frankreich und 5 % aus Großbritannien. Der Verleihumsatz (40-50 % der Eintrittspreise, gelegentlich mehr) betrug 2000 etwa 690 Mio. DM; überproportionale Anteile erzielen amerikanische Filme (über 80 %).
 
Die (2000) insgesamt rd. 1 860 ortsfesten Kinos verfügen über rd. 870 000 Sitzplätze (1957 Höhepunkt mit 7 000 Kinos und 2,3 Mio. Sitzplätzen). Während die Besucherzahlen seit den 1950er-Jahren (1956, alte Bundesländer 817 Mio.) drastisch abnahmen (1994, alte und neue Bundesländer insgesamt nur noch 132 Mio.), war im Verlauf der 1990er-Jahre ein Wiederanstieg zu beobachten (2000 152,5 Mio.). Die Bruttoeinnahmen der Kinos stiegen - aufgrund erhöhter Eintrittspreise - von (1956, alte Bundesländer) 1 Mrd. DM auf (2000) rd. 1,61 Mrd. DM (alte und neue Bundesländer zusammen). Entscheidend für die Entwicklung - nach zwischenzeitlichem drastischem Umsatzrückgang (1975) auf 626 Mio DM (alte Bundesländer) - waren zunächst u. a. die rasche Ausbreitung des Fernsehens und Änderungen im Freizeitverhalten; die wieder zunehmende Attraktivität der Kinos und der Anstieg der Besucherzahlen gehen v. a. auf die ostdeutschen Kinobesucher und auf die bis 2001 131 neu erbauten Großkinos (Multiplex) mit ihren jeweils mehreren Kinosälen, Gastronomiebetrieben u. a. Freizeiteinrichtungen zurück. Knapp die Hälfte der Kinos gehört zu Firmen mit ein bis drei, ein Drittel zu Betrieben mit vier bis zehn, der Rest zu rd. 30 % Betrieben mit mehr als zehn Kinos. Filmkunst- und Studioprogramme umfassen rd. 15 % des Filmtheatergeschäfts.
 
Die Ausstrahlung programmfüllender Kinofilme (etwa zur Hälfte aus den USA) in den deutschen Fernsehprogrammen ist (seit 1961) von rd. 100 auf (seit 1976) über 1 000 gestiegen. An der Förderung der Filmproduktion beteiligen sich ARD und ZDF gemäß Vertrag mit der Filmförderungsanstalt seit 1974. Das Privatfernsehen zahlte 1989 erstmalig freiwillige Beiträge in Höhe von 2 Mio. DM, bis einschließlich 1995 insgesamt 38,7 Mio DM. ARD und ZDF zahlten im gleichen Zeitraum insgesamt 165,75 Mio. DM.
 
In der DDR war die Filmwirtschaft als »volkseigener Betrieb« verstaatlicht (DEFA); die Studios in Potsdam-Babelsberg stellten jährlich 15-20 Spielfilme für das Kino, etwa 25 für das Fernsehen und rd. 170 Dokumentar-, Werbe- und Auftragsfilme für beide Bereiche her. Der Filmverleih erfolgte auch für die rd. 130 (besonders aus der Sowjetunion) importierten Filme zentral durch »Progress-Film« und 15 Bezirksdirektionen. Die etwa 800 Kinos, fast 300 Dorfkinos und 400 Filmklubs hatten (1989) rd. 70 Mio. Zuschauer (1960 waren es noch 240 Millionen). - Österreichs Filmproduktion, mit der deutschen eng verbunden, beläuft sich auf knapp 20 Spielfilme im Jahr, rd. 300 (über 50 % amerikanischer, je ein Sechstel deutscher und französischer) werden importiert. Die (1998) 433 Kinos verzeichneten fast 13 Mio. Filmbesuche. Die Schweizer Filmproduktion belief sich 2000 auf etwa 148 Spielfilme, die rd. 4 % aller 15,6 Mio. Kinobesuche erbrachten. 76 % der Kinobesuche entfallen auf die rd. 535 amerikanischen von insgesamt rd. 1200 aus dem Ausland importierten Filmen, 8 % auf französische und 6 % auf britische Filme. In den rd. 335 Kinos, die es in der Schweiz gibt, werden die ausländischen Filme meist nicht synchronisiert, sondern untertitelt vorgeführt.
 
Der internationale Filmmarkt wird von amerikanischen Filmen und Unternehmen beherrscht. Der Anteil amerikanischer Filme am Premierenangebot in Deutschland betrug 2000 fast 42 %. Durch Aufkauf von und Beteiligung an Produktions-, Vertriebs-, Verleih- und Filmtheatergesellschaften versuchen große amerikanische Unternehmen die Produktion und Auswertung von Kinofilmen (auch für Videoverkauf und -vermietung) zusammenzufassen. Mittels weltweit gefragter Filmthemen, großem Produktionsaufwand (bis über 160 Mio. US-$, etwa für »Waterworld«), großen Werbeaufwendungen (zum Teil mehr als 50 % der Produktionskosten; Merchandising) und hohen prozentualen Verleihbeteiligungen am Kinoabspiel wurden (ab 1970) zunehmend amerikanische Spielfilme auf verschiedenen nationalen Märkten die kassenstärksten Filme, was vorher meist nur einheimischen Filmen gelang. Dies führt zu einer Internationalisierung des Films auf der Basis amerikanischen Gestaltungs- und Themenstandards, zu Schwierigkeiten für die nationale Filmproduktion und Problemen für die genuin nationalen Themenbereiche. Die Konzentration von Marktmacht auf immer weniger Medienkonzerne hat auch in der Filmwirtschaft (v. a. bei der Übernahme amerikanischer durch japanische Firmen) stattgefunden, jedoch ohne besondere Auswirkungen auf Angebot und Verbreitung der Filmproduktionen.

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Fịlm|wirt|schaft, die <o. Pl.>: Gesamtheit der mit Herstellung, Verleih u. Aufführung von Filmen (3 a) in Zusammenhang stehenden Unternehmen.

Universal-Lexikon. 2012.