He|thi|ter 〈m. 3〉 Angehöriger eines indogerm. Volkes in Kleinasien; oV Hettiter
* * *
He|thi|ter, (ökum.:) Hetiter, der; -s, -:
Angehöriger eines indogermanischen Kulturvolkes in Kleinasien.
* * *
Hethiter
[nach hebräisch Ḥittīm für den Landesnamen Hatti, ägyptisch Ḫt', früher Cheta gelesen], Volk mit indogermanischer Sprache, das im 2. Jahrtausend v. Chr. im östlichen Kleinasien das Reich Hatti gründete; Hauptstadt war Hattusa.
Die Hethiter trafen in Kleinasien auf eine nichtindogermanische Bevölkerung, die (Proto-)Hattier, die politisch in Kleinstaaten unter lokalen Dynastien gegliedert waren. Bereits zur Zeit der Tätigkeit altassyrischer Kaufleute in Kappadokien, die durch zahlreiche Briefe und Urkunden aus Kanisch bekannt ist (um 1820-1715 v. Chr.), sind erste sprachliche Spuren der Hethiter feststellbar. Als Gründer des Alten Reiches der Hethiter gilt Hattusili I. (um 1570). Sein Name weist auf die Neugründung von Hattusa als Residenz hin. Er zog bereits über den Taurus bis nach Nordsyrien (Berichte in seinen zweisprachigen [akkadisch-hethitischen] Annalen). Sein Enkel und Nachfolger Mursili I. eroberte Aleppo und unternahm sogar einen Raubzug nach Babylon (um 1531/1530 v. Chr.). Damit endete dort die Dynastie Hammurapis. Mursili I. fiel einem Mordanschlag zum Opfer; weitere Unregelmäßigkeiten in der Thronfolge führten zu raschem Machtverfall, den Telipinu (um 1500 v. Chr.) durch eine Thronfolgeordnung vergeblich aufzuhalten suchte.
Nach einer Übergangszeit, an deren Ende Arnuwanda I. (Anfang 14. Jahrhundert v. Chr.) in schweren Kämpfen die nordanatolischen Kaschkäer abwehren musste, schuf Suppiluliuma I. (um 1343-1320) das mächtige Neue Reich der Hethiter. Er besiegte den Hurriterkönig Tuschratta von Mitanni, gliederte Nordsyrien seinem Herrschaftsbereich an und machte Hatti neben Ägypten und Babylonien zur dritten Großmacht seiner Zeit. Sein jüngerer Sohn Mursili II. (um 1320-1285) vermochte in jahrelangen Kämpfen die vom Vater begründete Großmachtstellung des Reiches erfolgreich zu verteidigen. Muwatalli II. (etwa 1285-1272) geriet in Nordsyrien in Konflikt mit den Ägyptern (Schlacht bei Kadesch 1275). Erst der Usurpator Hattusili III. (etwa 1266-1236) konnte mit Ramses II. zum Friedensschluss kommen, der für das ganze 13. Jahrhundert v. Chr. gültig blieb. Unter Suppiluliuma II. brach das Hethiterreich um 1200 unter dem Druck von inneren Spannungen, Missernten und äußeren Feinden (Kaschkäer, Seevölker) zusammen, seine Hauptstadt wurde vollständig zerstört. Nur in Nordsyrien führten Kleinkönigtümer hethitischer Traditionen weiter, bis sie im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. den Assyrern erlagen.
Staat und Gesellschaft:
Der Staat der Hethiter war ein monarchisch regierter Feudalstaat. Der König (Titel Tabarna) war nicht nur Regent und Heerführer, sondern hatte auch besondere Aufgaben im Kultischen Die Königin unterhielt eine eigene diplomatische Kanzlei und stand mit ausländischen Fürstenhöfen brieflich in Verbindung. Sie behielt - auch nach dem Tod des Königs - ihre Würde (mit dem Titel Tawananna) und Stellung bis zu ihrem Tod bei. Eine breite Schicht von Beamten sorgte für das Funktionieren des Staatsapparats. Sie war dabei an klar umrissene Instruktionen des Palastes gebunden. An die Großwürdenträger und die Tempel vergab der König weite Ländereien als Lehen. Zumindest ein Teil der Bauern war abhängig und musste dem Lehnsherrn und der Krone Frondienste leisten und Abgaben entrichten. Einen abhängigen Status hatten auch die zahlreichen angesiedelten Kriegsgefangenen und die Sklaven. Das Heer bestand neben der Leibwache des Königs aus einem stehenden Kontingent (z. B. zu Besatzungszwecken) und den zum Heeresdienst verpflichteten Bürgern. Neben Fußtruppen gab es Streitwagenkämpfer. - Die Familienstruktur war patriarchalisch, doch verfügte die Frau über ihre Mitgift und erhielt bei einer Scheidung die Hälfte des gemeinschaftlichen Besitzes der Eheleute zugesprochen. Ob es Reste matrilinearer Erbfolge gab, ist umstritten.
H. Otten: Das H.-Reich, in: Kulturgesch. des alten Orients, hg. v. H. Schmökel (1961);
F. Cornelius: Gesch. der H. (51992);
Die H., hg. von der Kunst- u. Ausstellungshalle der Bundesrep. Dtl. (2002).
* * *
He|thi|ter, (ökum.:) Hetiter, der; -s, -: Angehöriger eines indogermanischen Kulturvolkes in Kleinasien.
Universal-Lexikon. 2012.