Kạ|chel|ofen 〈m. 4u〉 Ofen aus Kacheln
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Kạ|chel|ofen, der:
aus Schamottesteinen gemauerter, mit Kacheln belegter Ofen, der sehr lange die Wärme hält:
am K. sitzen.
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I Kachelofen,
vorwiegend aus keramischem Material (Schamottesteine, Kacheln) erbauter, ortsfester Speicherofen, der die bei der relativ kurzzeitigen, täglich (gegebenenfalls mehrmals) wiederholten Verbrennung frei werdende Wärme für längere Zeit speichert und im Wesentlichen durch »milde« Strahlung an den zu heizenden Raum abgibt (Kachelgrundofen). Die bei der Verbrennung (meist Holz, Torf und/oder Braunkohlenbriketts) entstehenden Rauchgase werden durch »Züge« so geleitet, dass sie möglichst viel Wärme an das keramische Speichermaterial abgeben, bevor sie in den Schornstein gelangen. - Bei der Kachelofenluftheizung (Warmluftheizung) erhitzt ein gusseiserner Ofen die (von unten angesaugte) Luft in einer von einem Kachelmantel umgebenen Heizkammer. Über Luftkanäle lässt sich die Warmluft auch anderen Räumen zuführen, die so (von einer Feuerstelle aus) mit beheizt werden können.
Bei dem Kachelofen des Mittelalters (seit dem 14. Jahrhundert), der wohl aus den Alpenländern stammte, wurde der Ofen mit eingetieften Topfkacheln überzogen. Neben die Topfkachel trat die Tafelkachel. Eine Zwischenform war die Nischenkachel, ein halbierter, oben und unten geschlossener Tonzylinder, dessen Tiefe plastische Verzierungen von hohem Relief gestattete. Aus diesen Kacheln mit religiösen oder allegorischen Darstellungen in reicher architektonischer Rahmung wurden seit 1500 Prunköfen in der Form von Bauwerken errichtet, die ein Kernstück der Raumausstattung bildeten. Eine Sonderform entwickelte sich in der Schweiz, wo bei den Winterthurer und Züricher Öfen große, flache, bunt bemalte Fayencekacheln überwiegen und in den Aufbau des Kachelofens ein bis zwei heizbare Kachelsitze einbezogen sind. Mit Beginn der Barockzeit verlor die Einzelkachel an Bedeutung. Gleichfarbigkeit trat anstelle der Vielfarbigkeit. Auch bei den klassizistischen Kachelöfen in Form von Säulen, Obelisken und Grabdenkmälern blieb die Einzelkachel der architektonischen Linie untergeordnet. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Etagenofen, bei dem im Innern eingebaute Kanäle den Heizeffekt des Ofens steigern und die äußere Form bestimmen. Auch einfache Öfen aus weiß glasierten Tafelkacheln (Berliner Öfen) waren in Gebrauch. Nach einer Periode der Imitation aller Stilrichtungen betont der Kachelofen der Gegenwart wieder den kubischen Aufbau aus gleichmäßigen, gebrannten Formstücken.
K. Strauss: Die Kachelkunst des 15. u. 16. Jh. in Dtl., Österreich u. der Schweiz, 2 Tle. (Straßburg 1966-72);
Kamine u. Kachelöfen, bearb. v. H. Wanetschek u. a. (1967);
R. Franz: Der K. Entstehung u. kunstgeschichtl. Entwicklung vom MA. bis zum Ausgang des Klassizismus (Graz 21981);
H. Hebgen: Ratgeber K. (31983);
Kachelöfen, Kamine u. Kaminöfen, hg. v. C. Berninghaus u. a. (1987);
Kạchelofen,
Konrad, eigentlich Contze Họltzhusen, genannt Kạchelofen von Wạrtberg, bedeutendster Leipziger Frühdrucker, * Wartberg (heute Varsberg, bei Metz) um 1450, ✝ Leipzig 1528/29. Sein wichtigstes Werk ist das »Missale Misnense« (1495). Sein Nachfolger war M. Lotter.
H. Volz: K. K. u. Melchior Lotter d. Ä. als Drucker liturg. Werke, in: Gutenberg-Jb., Jg. 31 (1956);
H. Lülfing: Leipziger Frühdrucker (Leipzig 1959).
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Kạ|chel|ofen, der: aus Schamottsteinen gemauerter, mit Kacheln belegter Ofen, der sehr lange die Wärme hält: am K. sitzen.
Universal-Lexikon. 2012.