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Petrarkismus
Pe|trar|kịs|mus 〈m.; -; unz.; Lit.〉 lyr. Stil der Renaissance u. des Humanismus in der Art der Gedichte Petrarcas, gekennzeichnet durch Form- u. Klangschönheit, Bilderreichtum, Leidenschaftlichkeit
Die Buchstabenfolge pe|tr... kann in Fremdwörtern auch pet|r... getrennt werden.

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Petrarkịsmus
 
der, -, Stilrichtung der europäischen Liebeslyrik vom 14. bis zum 17./18. Jahrhundert, die auf den »Canzoniere« F. Petrarcas zurückgeht, indem sie aus ihm charakteristische Motive, Formen und Stilelemente entlehnte. Die Hauptmotive waren Frauenpreis, Sehnsucht und Liebesschmerz des sich im Dienst um die unerreichbare Frau verzehrenden Mannes. In der Form entwickelte sich ein festes Schema von Formulierungen, rethorischen Figuren usw. Diese formalästhetische Virtuosität wurde in den meisten europäischen Nationalliteraturen für lange Zeit verbindliche Norm der lyrischen Dichtung, wobei die bedeutenden Vetreter nicht nur von der formalen Kunstfertigkeit, sondern v. a. von Petrarcas Gestaltung der Widersprüchlichkeit zwischen Ideal und Wirklichkeit angeregt wurden. Petrarkistische Lyrik wurde gepflegt von den neulateinischen humanistischen Dichtern (v. a. J. C. Scaliger, D. Heinsius, H. Grotius), in Italien von L. Ariosto, Michelangelo, T. Tasso, P. Bembo, G. B. Guarini u. a., in Spanien von J. Boscán Almogáver, Garcilaso de la Vega u. a., in Portugal u. a. von L. Vaz de Camões, in England von T. Wyatt, P. Sidney, E. Spenser, Shakespeare, in Frankreich von den Dichtern der Pléiade und der École lyonnaise (M. Scève, der frühe P. de Tyard, Louise Labé), in Deutschland v. a. von M. Opitz und P. Fleming. Wie weit reichend der Einfluss der Dichtungen Petrarcas war, zeigen z. B. die Libretti L. Da Pontes zu »Le nozze di Figaro« (1786), »Don Giovanni« (1787) und »Così fan tutte« (1790), in denen die Liebenden in den alten Antithesen des »Canzoniere« sprechen. Parallel entwickelte sich früh als Gegenbewegung der Antipetrarkismus, der die petrakistische Manier parodierte.
 
Literatur:
 
J.-U. Fechner: Der Anti-P. (1966);
 G. Hoffmeister: Petrarkist. Lyrik (1973);
 L. Baldacci: Il petrarchismo italiano nel Cinquecento (Padua 21974);
 
Übers. u. Nachahmung im europ. P. Studien u. Texte, hg. v. L. Keller (1974);
 L. Forster: Das eiskalte Feuer. Sechs Studien zum europ. P. (a. d. Engl., 1976);
 G. Izzi: Petrarchismo, in: Dizionario critico della letteratura italiana, hg. v. V. Branca, Bd. 3 (Neuausg. Turin 1989).

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Pe|trar|kịs|mus, der; - [nach dem ital. Dichter F. Petrarca (1304-1374)]: 1. Richtung der europäischen Liebesdichtung vom 14. bis zum 17./18. Jh., die auf den italienischen Dichter Petrarca zurückgeht. 2. (abwertend) gezierte, schablonenhafte Liebeslyrik.

Universal-Lexikon. 2012.