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Reggae
Reg|gae 〈[ rɛ̣gɛı] m.; - od. -s; unz.; Mus.〉 von der farbigen Bevölkerung Jamaikas entwickelte Stilrichtung der Popmusik mit starker Betonung des gleichbleibenden Rhythmus [<engl.-amerik. reggae, viell. <jamaikan.-engl. reggay, zu rege „schäbiger, zerlumpter Kerl“]

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Reg|gae ['rɛgeɪ ], der; -[s] [amerik. reggae, Slangwort der westindischen Bewohner der USA] (Musik):
aus Jamaika stammende Spielart der Popmusik, deren Rhythmus durch die Hervorhebung unbetonter Taktteile gekennzeichnet ist.

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Reggae
 
[englisch, 'regeɪ], Mitte der Sechzigerjahre auf Jamaika aus Ska und Mento entstandene Musikform, die gleichermaßen als Tanzmusik, als rituelle Musik der schwarznationalen religiösen Befreiungsbewegung des Rastafari-Kults als auch als musikalischer Ausdruck des sozialen Protests der Gettobevölkerung anzusehen ist und damit im Schnittpunkt der sozialen und kulturellen Widersprüche dieser Karibik-Insel liegt. Im Prozess der Entwicklung des Ska zum Reggae spielte der Rastafari-Kult, dem auch die meisten der Reggae-Musiker zumindest zeitweilig verpflichtet waren, eine entscheidende Rolle. Reggae entstand durch eine Reafrikanisierung des Ska genannten Mischprodukts aus karibischer Musiktradition und US-amerikanischer schwarzer Popmusik, zunächst dem Rhythm and Blues, dann dem Soul. Eben das aber entsprach der religiösen Verehrung Afrikas im Rastafari-Kult, der im afrikanischen Kontinent das »gelobte Land« eines kommenden Messias sah, durch den dann alle Schwarzen zurück auf den Boden ihrer Vorväter, zurück in ihre einstmalige Freiheit geführt werden würden. Der Rastafari-Kult vermittelte damit der schwarzen Bevölkerung Jamaikas ein neues Selbstbewusstsein, das schließlich auch zur politischen Kraft wurde. Im Reggae durchdringt sich beides und steht zugleich nebeneinander, immer aber eingebettet in eine starke Sehnsucht nach Afrika, nach der eigenen kulturellen und ethnischen Identität. Musikalisch bedeutete das, dass in den Ska die komplexe und vielschichtige Rhythmik schwarzafrikanischer Musik eingebracht wurde, die ihn, verbunden mit einer erheblichen Verlangsamung des Tempos, dem Wegfall der Bläser, elektrischer Verstärkung und der Ablösung des Klaviers durch die Orgel, gleichsam von innen heraus allmählich vollständig okkupierte. Das Ergebnis wurde nach einer 1967 außerhalb Jamaikas als erstem Reggae bekannt gewordenen Produktion der Maytals (»Do the Reggay«) benannt. Hauptkennzeichen ist neben der unablässigen Wiederholung der zentralen Textaussagen in sich gleich bleibenden musikalischen Passagen vor allem der aus dem Zusammenwirken aller Instrumente aufgebaute komplexe Rhythmus mit seiner auffälligen 2-4-Betonung und den vielfältigen synkopischen Brechungen.
 
Die Botschaften der Reggae-Texte sind in einer für Außenstehende kaum verständlichen Metaphernsprache abgefasst. Eine Schüsselrolle für Herausbildung und Entwicklung des Reggae spielte der jamaikanische Discjockey, Produzent und Promoter Coxsone Dodd (* 1923), der in den Fünfzigerjahren eines der ersten Sound Systems in Jamaica — Vorläufer der späteren mobilen Diskotheken — betrieb. Er hat mit dem Abspiel oft obskurer Rhythm-and-Blues-Platten aus den USA nicht nur wichtige Anregungen geliefert, sondern in seinen Veranstaltungen jamaikanischen Musikern ein öffentliches Forum geboten und sie schließlich ab Anfang der Sechzigerjahre im eigenen Studio auch produziert. Bob Marley (1945-1981) und die Wailers, Burning Spear, Bob Andy (Keith Anderson, geboren 1943), Dennis Brown (* 1957), Alton Ellis (* 1944), die Heptones und die Maytals gehörten neben zahllosen anderen zu jenen namhaften Musikern und Bands, die ihre Karriere Coxsone Dodd verdankten. Die mobilen Diskotheken — oft nicht mehr als ein paar auf einen Lieferwagen montierte überdimensionierte Lautsprecher — behielten ihre zentrale Stellung in der Reggae-Kultur und mit ihnen die Discjockeys, deren »Toast« genannte Moderationen dann häufig in einen über die Musik gelegten Sprechgesang mündeten (Dubversion). Das »Toasten«, in gewisser Weise dem afroamerikanischen Rap vergleichbar, ist bis heute eines der charakteristischen Kennzeichen der Reggae-Kultur auf Jamaika geblieben.
 
Es war dann hauptsächlich Bob Marley mit seinen Wailers und Platten wie »Rastaman Vibration« (1976), »Exodus« (1977) oder »Survival« (1979), der diese Musik ab 1976 weltweit bekannt machte. Ferner ist auf Peter Tosh (1944-1987), Bunny Livingstone (* 1947), Linton Kwesi Johnson (* 1952) und die Gruppe Black Uhuru zu verweisen, die neben einer Reihe anderer Musiker und Gruppen jamaikanischen Reggae international repräsentierten.
 
Zu einer relativ eigenständigen Reggae-Entwicklung ist es durch die hier lebenden jamaikanischen Musiker in Großbritannien gekommen. Ein recht frühes Beispiel dafür ist Dandy Livingstone (* 1944), erster namhafter britischer Reggae-Star, der mit seinem »A Message to You Rudy« (1967) einen großen Hit landete. Doch verband sich der britische Reggae dann hauptsächlich mit den Namen von Steel Pulse, Asward, Misty und Black Slate, die ihn in der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre auch jenseits der ethnischen Minderheiten in Großbritannien populär machten. Über sie ist der Grundrhythmus des Reggae Ende der Siebzigerjahre in den New Wave genannten Entwicklungsstrom der Rockmusik übernommen worden und hat hier die Spielweise vieler Gruppen nachhaltig geprägt. Beispiele für New-Wave-Bands mit starken Reggae-Einflüssen sind etwa Police mit ihren LP-Produktionen »Outlandos D'Amour« (1978) oder »Regatta De Blanc« (1979) bzw. Clash mit ihrem »London Calling« (1980), um nur diejenigen zu nennen, die damit stilbildend geworden sind.
 
Auch in Jamaika selbst haben sich die Spielweisen des Reggae immer weiter ausdifferenziert. Der mit der Rastafari-Bewegung verbundene, nun auch als Rootsreggae bezeichneten Ausprägung dieser Musik, stand ein Dancehall-Style (Dancehall-Reggae) gegenüber, der sich seinerseits von dem bassbetonten Dub unterschied.
 
Siehe auch: Rocksteady.

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Reg|gae ['rɛgeɪ], der; -[s] [amerik. reggae, Slangwort der westindischen Bewohner der USA] (Musik): aus Jamaika stammende Spielart der Popmusik, deren Rhythmus durch die Hervorhebung unbetonter Taktteile gekennzeichnet ist.

Universal-Lexikon. 2012.