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Korinth
Ko|rịnth:
griechische Stadt.

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Korịnth,
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Korịnth, griechisch Kọrinthos, Hauptstadt des Verwaltungsbezirks (Nomos) Korinth, Griechenland, im Nordosten der Peloponnes, am Golf und Isthmus von Korinth, 27 400 Einwohner; Sitz eines griechisch-orthodoxen Bischofs; Erdölraffinerie, chemische und elektrotechnische Industrie.
 
Geschichte:
 
Der Name Korinth ist vorgriechisch, eine Besiedlung des Platzes in der Jungsteinzeit und am Anfang der Bronzezeit ist nachgewiesen. Die Stadt wurde im 10. Jahrhundert v. Chr. von Dorern aus der Argolis gegründet. Sie war im Altertum nach Athen die bedeutendste Handelsstadt in Griechenland und Mutterstadt zahlreicher Kolonien (griechische Kolonisation).
 
Überragt von dem steilen Burgberg von Akrokorinth (575 m über dem Meeresspiegel), besaß Korinth am Isthmos zwei Häfen, am Saronischen Golf Kenchreai und am Korinthischen Golf Lechaion, mit dem die Stadt durch Mauern verbunden war. Nach dem Sturz des Königtums um 750 v. Chr. durch das Adelsgeschlecht der Bakchiaden begann für Korinth ein wirtschaftlicher (protokorinthische und korinthische Keramik) und politischer (Flotte) Aufschwung. Seit dem Ende der Bakchiadenherrschaft (um 657 v. Chr.) erlebte Korinth unter dem Tyrannen Kypselos und seinem Sohn und Nachfolger Periander (um 627-586 v. Chr.) eine neue Blüte (Festigung des Kolonialreichs, ausgreifende Außenpolitik). Nach dem Sturz von Perianders Neffen Psammetichos (um 583 v. Chr.) hatte Korinth eine oligarch. Verfassung und schloss sich bald dem Peloponnesischen Bund Spartas an. Am Perserkrieg von 480/479 v. Chr. war Korinth mit großen Kontingenten beteiligt. Später drängte Korinth wegen der mehrfachen Verletzung seiner Interessen durch Athen Sparta zum Peloponnesischen Krieg. Doch kämpfte es danach im Korinthischen Krieg gegen Sparta. Auch im 4. Jahrhundert v. Chr. blieb Korinth eine blühende Handelsstadt, deren Glanz durch die Isthmischen Spiele noch gesteigert wurde. 337 v. Chr. begründete Philipp II. von Makedonien dort den Korinthischen Bund. Von 337 bis 243 v. Chr. lag eine makedonische Besatzung auf Akrokorinth. Seit 243 v. Chr. war Korinth Mitglied des Achaiischen Bundes, wurde dann aber im Krieg der Achaier gegen Rom 146 v. Chr. vom Konsul Lucius Mummius zerstört. 44 v. Chr. legte Caesar an der Stelle der alten Stadt die römische Bürgerkolonie Laus Iulia Corịnthus an, die später Sitz des Statthalters der Provinz Achaia wurde. Paulus gründete hier eine Christengemeinde (Korintherbriefe). Korinth wurde mehrmals von Erdbeben zerstört und erlebte seit dem Mittelalter unter der Herrschaft der Byzantiner, Kreuzfahrer, Venezianer und schließlich - seit 1458 - der Türken seinen Niedergang. Nach dem Erdbeben von 1858 wurde 6 km nordöstlich der zerstörten Stadt am Meer Nẹa Kọrinthos (»Neu-Korinth«) gebaut, das nach erneutem Erdbeben (1928) seine jetzige Anlage erhielt.
 
Die Ausgrabungsstätten des antiken Korinth (Pạlaia Kọrinthos, »Alt-Korinth«) und des Burgbergs Akrokorinth, beide mit vorgriechischen Siedlungsspuren, liegen südwestlich der heutigen Stadt. Vom antiken Korinth zeugen v. a. römische Reste; nur wenige stammen infolge von Kriegszerstörungen und mehrfacher Überbauungen aus griechisch Zeit, jedoch stehen vom Apollontempel (um 540 v. Chr.) noch Fundamente und sieben monolithische Säulen. Auf der im 5./4. Jahrhundert v. Chr. angelegten Agora (circa 225 m × 127 m) wurden aus dieser Zeit ein später vermauerter Brunnen und eine Startanlage für Laufwettkämpfe freigelegt, sonst zeigt die Ruinenstätte den Zustand des römischen Forums; unter der Agora wurden Grabfunde des 8./7. Jahrhunderts v. Chr. geborgen. Vom Hafen am Korinthischen Golf führte die Lechaionstraße zur Agora hinauf, in römischer Zeit eine 12 m breite Prachtstraße, östlich von ihr erstreckten sich ein Säulenhof des Apollo, Thermen und Latrinen, an der Westseite, wo früher ein Markt lag, eine Ladenreihe und etwas höher eine Basilika aus augusteischer Zeit (als Marmorbau erneuert). Den Eingang zur Agora bildeten die Propyläen (1. Jahrhundert n. Chr.). An sie grenzt östlich, zur Agora gerichtet, das mehrfach erneuerte Brunnenhaus der Peirene (Fassade des 2. Jahrhunderts n. Chr. mit vorgestellten spätantiken Säulen). Es speiste u. a. die Brunnen der gegenüber an der Agora gelegenen 154 m langen römischen Süd-Stoa (mit Läden, Magazinen, Weinschenken), deren Vorläuferbau nach 338 v. Chr. errichtet worden ist. Südlich der Stoa die gut erhaltenen Reste der römischen Curia (Rathaus), wo die Straße vom Hafen am Saronischen Golf (Kenchreai) in die Agora mündete. Im Osten der Agora liegt über hellenistischem Vorläuferbau die römische Basilica Iulia (um 44 n. Chr.; Gerichtsgebäude), im Westen befinden sich sechs kleine römische Tempel, dahinter eine Ladenreihe (in deren Flucht nach Norden ein Heratempel und weiter westlich das in Fels geschlagene Brunnenhaus der Glauke). Den nördlichen Abschluss des westlichen Agoraabschnitts bilden die Nordwest-Stoa mit Läden (3. Jahrhundert n. Chr.) und neben den Propyläen vor der Schmalseite der Basilika ein zweistöckiger Bau (2. Jahrhundert n. Chr.; Fassade mit Barbarenfiguren restauriert). Der Kernbereich der im 6. Jahrhundert n. Chr. verlassenen Stadt wurde im 10.-12. Jahrhundert wieder besiedelt (Überbauung); erneute Bautätigkeit unter den Türken. Außerhalb des zugänglichen Areals von Alt-Korinth liegen das archäologische Museum, das antike Theater (5. Jahrhundert v. Chr., hellenistische und römische Umbauten) und das Odeion (1. und 2. Jahrhundert n. Chr.), ein vom 7. bis 4. Jahrhundert v. Chr. bestehendes Demeterheiligtum (an einem seit dem 12./11. Jahrhundert v. Chr. besiedelten Platz) und das Asklepieion (um 300 v. Chr. über Vorläuferbauten, v. a. Votivfunde des 5./4. Jahrhunderts v. Chr.) mit der Lernaquelle und dem »Bad der Aphrodite«. Der nördliche Hafen Lechaion ist spätestens im 7. Jahrhundert v. Chr. angelegt worden; freigelegt wurde hier die 220 m lange, 32 m breite frühchristliche Leonidesbasilika (um 450 n. Chr.). Auch in Korinth selbst entstanden im 5. Jahrhundert frühchristliche Basiliken, u. a. am Stadttor nach Kenchreai (im 10./11. Jahrhundert erneuert) und auf der Agora über der Bema (Rednerpult), die mit Paulus in Verbindung gebracht wurde (Apostelgeschichte 18). Das Befestigungssystem von Korinth umfasste im 7./6. Jahrhundert v. Chr. nur die Stadt selbst, um 480/479 v. Chr. wurden der Burgberg und der Hafen Lechaion durch Schenkelmauern einbezogen (Ausbau im 4. Jahrhundert v. Chr.). Im Areal von Akrokorinth, vielleicht das Ephyra Homers, sind u. a. geringe Reste des berühmten Aphrodite-(Astarte-)Heiligtums, dessen Steine für eine Kirche (?, nur noch Grundmauern erhalten) und eine Moschee wieder verwendet wurden, der obere Peirenebrunnen u. a. Zisternen, die Ruinen einer Siedlung des 14.-18. Jahrhunderts und die fränkische Gipfelburg (13. Jahrhundert) zu sehen. Der mächtige, im Eingangsbereich dreifache Befestigungsgürtel zeigt v. a. mittelalterlich-byzantinische und venezianische Bausubstanz, der innerste folgt dem Verlauf hellenistischer Mauern, bei denen zum Teil Steine der kyklopischen Mauer (um 1100 v. Chr. gegen die eindringenden Dorer errichtet) wieder verwendet wurden.
 
Literatur:
 
Corinth. Results of excavations conducted by the American School of Classical Studies at Athens, auf zahlr. Bde. ber. (Athen 1929 ff.; bisher 17 Bde.);
 J. G. O'Neill: Ancient Corinth. From the earliest times to 404 B. C. (Baltimore, Md., 1930);
 O. E. Ravel: Les »poulains« de Corinthe, 2 Bde. (London 1936-48, Nachdr. Chicago, Ill., 1979);
 E. Will: Korinthiaka. Recherches sur l'histoire et la civilisation de Corinthe des origines aux guerres médiques (Paris 1955);
 
Isthmia. Excavations by the University of Chicago, bearb. v. O. Broneer u. a., auf mehrere Bde. ber. (Princeton, N. J., 1971 ff.);
 
Kenchreai. Eastern port of Corinth, bearb. v. R. Scranton u. a., 5 Bde. (Leiden 1976-81);
 N. Papahatzis: Das antike K. (a. d. Griech., Athen 1979);
 J. Wiseman: Corinth and Rome I, 228 B. C. - A. D. 267, in: Aufstieg u. Niedergang der Röm. Welt, hg. v. H. Temporini u. a., Tl. 2, Bd. 7, 1 (1979);
 M. Amandry: Le monnayage des Duovirs Corinthiens (Paris 1988).
 
 2) Gọlf von Korịnth, Meeresarm des Ionischen Meeres, zwischen Mittelgriechenland und der Peloponnes, 130 km lang.
 
 3) Kanal von Korịnth, künstlicher, schleusenloser Schifffahrtsweg in Griechenland, verbindet das Ionische (Golf von Korinth) mit dem Ägäischen Meer (Saronischer Golf). Der Kanal, 1881-93 angelegt als Durchstich durch die Mergelschichten des Isthmus von Korinth, ist 6,343 km lang, 24,5 m (an der Sohle 21 m) breit; die Wassertiefe beträgt 8 m, die Wandhöhe bis 80 m. Er ist jeweils nur für ein Schiff passierbar und oft durch Abbröckeln der Wände bei Erderschütterungen bedroht. Er wird von zwei Straßenbrücken und einer Eisenbahnbrücke überspannt.

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Ko|rịnth: griechische Stadt.

Universal-Lexikon. 2012.