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Werwolf
Wer|wolf 〈m. 1u; Volksglaubenein Mensch, der sich zeitweise in einen Wolf verwandeln kann u. dann Menschen tötet; Sy Wolfsmensch [<mhd. werwolf „Wolf, in dem die Seele eines Menschen steckt“ <ahd. wer „Mann, Mensch“ + Wolf;Wergeld]

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Wer|wolf, der [mhd. werwolf, aus: ahd. wer = Mann, Mensch (verw. mit lat. vir = Mann) u. Wolf, also eigtl. = Mannwolf, Menschenwolf]:
(im alten Volksglauben) Mensch, der sich von Zeit zu Zeit in einen Wolf verwandelt u. andere Menschen bedroht.

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Werwolf,
 
1) Geschichte: nationalsozialistische Freischärlerbewegung, nach einer Weisung H. Himmlers (Oktober 1944) ab Januar/Februar 1945 u. a. aus Angehörigen der SS, des SD, der Gestapo sowie Jugendlichen und Evakuierten in den bereits von alliierten Truppen besetzten deutschen Gebieten rekrutiert; fand trotz der Proklamation durch J. Goebbels im Rundfunk (1. 4. 1945 ) und des Versuchs der NS-Propaganda, an den populären Roman »Der Wehrwolf« von H. Löns (1910) anzuknüpfen, kaum Resonanz in der deutschen Bevölkerung. Der Werwolf verübte (zum Teil bis Frühjahr 1946) vereinzelte, militärisch bedeutungslose Sabotage- und Terrorakte. Die Anschuldigung der Werwolf-Tätigkeit führte - häufig ungeprüft - zur Festnahme durch die Besatzungsmacht, besonders in der SBZ (Speziallager).
 
Literatur:
 
G. Agde: Die Greußener Jungs. Hitlers Werwölfe, Stalins Geheimpolizisten u. ein Prozeß in Thüringen (1995).
 
 2) Volksglauben: ein Mensch, der zeitweilig (v. a. nachts) Wolfsgestalt annimmt und Untaten verübt; wurzelnd in der nordgermanischen Vorstellung, dass die Seele den schlafenden Menschen verlässt und Wolfs- oder Bärengestalt annimmt. Der Wolf, der bei Nacht sehen und jagen kann, galt in Skandinavien, im Baltikum, bei den Kelten u. a. frühen Völkern als Tier des Lichts und der Stärke. Auch der griechische Zeus hatte einen Wolfsaspekt, und die Vorstellung des Gestaltwandels von Göttern wie Menschen war auch in der griechischen und römischen Antike lebendig. Die ältesten Belege für Werwölfe im germanischen Bereich finden sich in der »Völsunga saga«, bei Bonifatius und im Mittelalter bei Bischof Burchard von Worms (* 965, ✝ 1025). Noch bis ins 18. Jahrhundert glaubte man, dass auch durch Anlegen eines Wolffells oder eines Gürtels aus Wolfsleder eine solche Verwandlung ausgelöst werden könne. - Dem Werwolf verwandt ist der hessisch-westfälische Böxenwolf, der in Wolfsgestalt den Menschen aufhockt, in Skandinavien der Varulf, im südslawischen Bereich der Vukodlak, in Frankreich der Loup-garou. Der Glaube, dass Menschen sich zeitweise in Raubtiere verwandeln, besteht auch (bis heute) in Asien (Tiger) und Afrika (Löwe, Leopard, Hyäne). - Im 20. Jahrhundert wurde das Werwolf-Motiv zu einem der klassischen Sujets des Horrorfilms (u. a. »Der Wolfsmensch«, 1941; »Wolf« mit J. Nicholson, 1994).
 
Literatur:
 
L. Kretzenbacher: Kynokephale Dämonen südosteurop. Volksdichtung (1968).

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Wer|wolf, der [mhd. werwolf, aus: ahd. wer = Mann, Mensch (verw. mit lat. vir = Mann) u. ↑Wolf, also eigtl. = Mannwolf, Menschenwolf]: (im alten Volksglauben) Mensch, der sich von Zeit zu Zeit in einen Wolf verwandelt u. andere Menschen bedroht.

Universal-Lexikon. 2012.