Chur [ku:ɐ̯ ]:
Hauptstadt des Kantons Graubünden.
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Chur
[kuːr],
1) bündnerromanische Cuera, Cuira, Cuoira, Hauptstadt des Kantons Graubünden, Schweiz, 585 m über dem Meeresspiegel an der Einmündung des Schanfigg (Plessur) ins Rheintal, 30 400 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Theologische Hochschule, höhere Technische Lehranstalt, Dommuseum, Kunstmuseum (v. a. bündnerische Künstler 18.-20. Jahrhundert); Handelsplatz; Metall verarbeitende, Nahrungsmittel-, Textilindustrie, Brauerei; Verkehrsknotenpunkt.
Über der Altstadt liegt an der Stelle des Römerkastells die Bischofsburg (»Hof«); sie umfasst das bischöfliche Schloss (17./18. Jahrhundert) und die spätromanische Kathedrale Sankta Mariae Himmelfahrt (12./13. Jahrhundert) an der Stelle zweier Vorgängerbauten, einer Kirche des 5. Jahrhunderts und des späteren Baus des Bischofs Tello (✝ um 773). Die Kathedrale ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit hervorragender Bauplastik und Ausstattung: u. a. spätgotischer Hochaltar (1486-92) mit romanischem Altartisch (1178; mit Spolien), in der Krypta Apostelsäulen (13. Jahrhundert), Altar mit im Jahre 1921 aufgefundenen Marmorreliefs der ehemaligen karolingischen Chorschranken. Im Dommuseum weitere Kunstschätze. Die spätgotische Pfarrkirche Sankt Martin (1464-91; erneuert 1917-19, Glasfenster von A. A. Giacometti) ist auf den Fundamenten einer karolingischen Kirche errichtet. Ehemalige Klosterkirche Sankt Luzius (erste Hälfte 8. Jahrhundert, in romanisch-gotische Zeit umgebaut) mit karolingischer Ringkrypta. 1955-57 wurden die Reste der frühchristlichen Saalkirche Sankt Stephan (um 500) über wohl bischöfliche Grablege ausgegraben. Rathaus (15./16. Jahrhundert), im Ratssaal spätgotische Balkendecke (1494); Bürgerhäuser (seit dem 15. Jahrhundert).
Das seit dem 4. Jahrhundert nachweisbare Munizipium Curia Rhaetorum war nach 310 Hauptstadt von Rhaetica Prima. Das um 370 erbaute römische Kastell wurde Sitz eines bei der Mailänder Synode 451 erstmals erwähnten Bischofs. Unter Otto dem Großen fiel die bei der Bischofsburg entstandene Siedlung Chur an den Bischof, der 1299 auch die Reichsvogtei erhielt. Die hieraus entstandenen Streitigkeiten der Bischöfe mit den Bürgern endeten 1526 mit dem Sieg der Reformation in Chur. 1489 hatte Chur mit dem Erwerb der Reichsvogtei den Status einer freien Reichsstadt erworben; 1498 wandte es sich mit dem Gotteshausbund der Eidgenossenschaft zu. Seit 1820 ist Chur die Hauptstadt des Kantons Graubünden.
2) Bistum, es umfasst seit der Zuweisung von Vorarlberg und des Vintschgaus an österreichischen Bistümer und verschiedenen Neuumschreibungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts die schweizerischen Kantons Graubünden, Glarus, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden, Zürich und schloss bis November 1997 auch das Fürstentum Liechtenstein ein (heute exemtes Erzbistum Vaduz). Bischof ist seit 1998 Antoine-Marie (Ordensname [OSB] Amédée) Grab (* 1930). (katholische Kirche Übersicht)
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Chur [ku:ɐ̯]: Hauptstadt des Kantons Graubünden.
Universal-Lexikon. 2012.